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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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Geburtstag eines haben wollte.« Er seufzte und blickte mich mit einer Mischung aus Neid und Bewunderung an.
    Gerade wollte ich noch etwas erwidern, als Tyler auch schon stehen blieb: »Und da wären wir.« Er öffnete die Tür, schob mich vor sich hinein, und ich blickte in etwa fünfundzwanzig fremde Gesichter, die allesamt ziemlich perplex über die ungewohnte Unterbrechung waren – die Lehrerin mit eingeschlossen.
    Es war eine gut gekleidete, elegant wirkende Dame mit einer grauen Stirnlocke in ihrem schwarzen Haar, was es mir unmöglich machte, ihr Alter zu schätzen.
    Tyler setzte ein breites Lächeln auf: »Das ist Ashlyn, Mrs. Fitzgerald«, stellte er mich vor, »die neue Schülerin, Sie erinnern sich …?«
    Das fragende, verwunderte Gesicht der Lehrerin hellte sich auf. »Aber ja, natürlich«, erwiderte sie. »Herzlich willkommen, Ashlyn. Tyler, nimm bitte Platz.«
    Tyler ließ mich alleine bei der Tür stehen, und so trat ich zögerlich näher an das Lehrerpult heran. Mir war es noch nicht ganz geheuer, dass die Lehrerin mich noch nicht aufgefordert hatte, mich ebenfalls zu setzen.
    »Hallo, Ashlyn«, begann Mrs. Fitzgerald erneut. »Es wäre nett, wenn du dich der Klasse kurz vorstellen könntest.«
    Ich schloss für den Bruchteil einer Sekunde meine Augen. Das war genau das gewesen, was ich
nicht
gewollt hatte. Ich bekam an einer solch kleinen Schule schon genug Aufmerksamkeit, da konnte ich es wirklich nicht brauchen, jetzt noch einen möglichst witzigen Lebenslauf herunterzurasseln.
    »Muss ich?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme, was dafür sorgte, dass sich eine steile Falte auf der Stirn von Mrs. Fitzgerald bildete.
    »Das heißt dann wohl ja«, murmelte ich so leise, dass nur ich die Worte verstehen konnte, und drehte mich beunruhigt zur Klasse.
    »Also …«, versuchte ich Zeit zu gewinnen, suchte mit meinem Blick nach irgendeinem Gesicht, das mich nicht noch nervöser machte, undblieb schließlich bei Tyler hängen. »Mein Name ist Ashlyn Gibbs, ich bin siebzehn Jahre alt und habe die letzten Jahre in Los Angeles gelebt – und da bin ich auch zur Schule gegangen. Mittlerweile habe ich einen Stiefbruder namens Eric und –«
    »Eric
Aames
«, warf Tyler halblaut ein, wofür er von der Lehrerin einen strengen Blick erntete – und eine Welle des Raunens und Murmelns auslöste.
    »Na ja«, schloss ich. »Was soll ich sonst noch sagen? Ich freue mich, hier zu sein.« Durchaus eine Lüge, aber sicherlich eine psychologisch geschickte.
    Denn ich wusste ganz genau – wenn man offen und freundlich auf etwas Neues zuging, begegnete dieses Neue einem in der Regel auch zuvorkommend. Und auch, wenn ich mich nach der Großstadt sehnte: Im Moment gab es einfach nichts, was ich tun konnte, um hier wieder wegzukommen.
    Vielleicht, wenn ich meine Schule beendet hatte und volljährig war, ja, vielleicht konnte ich mir dann eine eigene kleine Wohnung in Los Angeles nehmen – die Stadt, der noch immer mein Herz gehörte.
    »Ja, Ashlyn, wunderbar«, lobte Mrs. Fitzgerald halbherzig, bevor sie auf einen Tisch in der dritten Reihe wies, der als einziger vollkommen unbesetzt war.
    »River ist krank, also sitzt du heute noch alleine.«
    Dankbar (und so schnell wie möglich) nahm ich in der freien Bank Platz und versuchte zu ignorieren, dass immer noch darüber geredet wurde, dass ich die neue Stieftochter von Gregory Aames war.
    Ich hatte gewusst, dass mein Stiefvater einflussreich war, aber mit einer derartigen Berühmtheit – besonders auch von Eric bei den Schülern – hatte ich nun doch nicht gerechnet. Ich konnte mir außerdem nicht vorstellen, wie Eric, der liebe, knuffelige, verschlafene Surfer-Eric, so populär sein konnte, zumal er die Insignien seines vermeintlichen Reichtums nie zur Schau stellte. Höchstens durch den Besitz unzähliger Surfbretter, deren Wert ich nicht wirklich einschätzen konnte.
    Die Stunde verstrich ziemlich ereignislos. Ab und zu drehte sich der eine oder andere Schüler zu mir um, musterte mich unverhohlener Neugier und gab sich der trügerischen Annahme hin, ich würde es nicht bemerken, nur weil ich geradeaus an die Tafel blickte. Mrs. Fitzgerald ersparte es mir, mich gleich aufzurufen und über meinen Leistungsstand auszufragen, stattdessen lieh sie mir ihr eigenes Buch, und wir lasen einen Text von George Orwell, den ich in meiner alten Schule noch nicht behandelt hatte. Das machte die Sache für mich vielleicht nicht leichter, aber doch zumindest so spannend, dass ich mich
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