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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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auch. Er mischte sich nicht in meinen Kram ein, solange ich das Haus nicht mit wilden Partys zerstörte (dafür hatten Eric und ich im Poolhaus Platz), mich aus seinen Geschäften raushielt und bei gelegentlichen öffentlichen Events die glückliche Stieftochter spielte.
    Ganz ehrlich – ich weiß nicht, wie andere Leute darüber denken, aber ich für meinen Teil war durchaus bereit, mein Lächeln gegen ein hübsches, schnelles Auto oder ein angemessenes Taschengeld zu verkaufen.
    Hey, ich war nun mal auch nur ein Teenager!
    Mein richtiger Dad war zwar ebenfalls großzügig gewesen und war es bis jetzt immer noch, aber auf eine ganz andere Weise. Wir hatten ein ausgezeichnetes Verhältnis, und ich denke, ich ähnele ihm viel mehr als meiner Mutter. Von ihm habe ich das dunkle Haar und auch die ungewöhnliche, sehr exotische Mandelform meiner dunkelgrünen Augen kommt aus seiner Familie (meine Großmutter hatte solche Augen), die Farbe stammt allerdings von meiner Mutter.
    Er war schon immer ein sehr, sehr herzlicher Mensch, Meeresbiologe von Beruf. Es war eine Ironie des Schicksals, dass meine Mutter von»Meeresmenschen« wie magisch angezogen wurde – mein Vater arbeitete nämlich lange Zeit für ein Meeresforschungslabor, das mittlerweile Gregory gehörte.
    »Sag mal, willst du da Wurzeln schlagen, oder was ist los?«, hörte ich die Stimme meines Stiefbruders.
    Mir wurde bewusst, dass ich die ganze Zeit über meine Familie sinniert hatte und noch immer mit verträumt-bewunderndem Blick auf mein geliebtes Auto starrte.
    Ich streckte – nicht sehr ladylike – Eric die Zunge heraus, stieg ein und fuhr ihm dann hinterher.
    Den Weg versuchte ich mir gut einzuprägen, wusste aber, dass das so gut wie hoffnungslos war. Mein Orientierungssinn entsprach etwa dem einer Schrankwand, und es würde ewig dauern, bis ich den Weg richtig drauf hatte.
    Allerdings hatte ich in dieser Hinsicht Glück – Melbour war im Vergleich zu Los Angeles ein Staubkorn, und so gab es doch noch die Möglichkeit, dass ich in ein paar Tagen allein zur Schule finden würde. Wir parkten unsere Autos unweit der Eingangshalle, und Eric lief bereits voraus, um mich zum Sekretariat zu bringen.
    Die Schule war deutlich kleiner als die, die ich zuletzt besucht hatte, und so fiel es bereits auf dem Weg zum Büro auf, dass ich eine neue Schülerin war. Allerdings lotste mich Eric, der anscheinend ziemlich beliebt war, durch die ganzen Gruppen und Cliquen, die an den Spindtüren gelehnt standen und sich dort unterhielten, und brachte mich auf dem direkten Weg dorthin, wo ich hin musste.
    »Ich geh dann mal«, verkündete er. »Ich habe in der ersten Stunde Sport. Wir sehen uns beim Mittagessen.«
    »Hey, Eric, warte mal, wo«, doch mehr konnte ich nicht sagen, denn er war schon um die nächste Ecke verschwunden.
    Ich verzog den Mund.
    Also schön, das würde ich auch alleine schaffen.
    Ich klopfte an die mittelbraune Kirschholztür, an der ein einfaches beigefarbenes Schild hing, auf dem mit schwarzen Lettern geschrieben stand: »Schoolmaster Wood«.
    Ein letztes Mal atmete ich tief ein, dann klopfte ich an, wartete einen Moment ab und trat ein, sobald ich ein »Ja?« hörte.
    Ein großer Mann, der etwa in Gregorys Alter sein musste, mit graumelierten Schläfen und einem sonnengebräunten Gesicht kam mir entgegen.
    »Ah!«, begrüßte er mich herzlich. »Du musst Ashlynia Aames sein.«
    Ich erwiderte das Lächeln flüchtig.
    »Um genau zu sein, heiße ich noch immer Gibbs, Mr. Wood.« Ich schüttelte ihm die Hand, die er mir angeboten hatte, und versuchte, mir nicht anmerken zu lassen, dass ich es eigentlich nicht besonders leiden konnte, »Ashlynia« genannt zu werden. Und zwar, weil meine Eltern diese lange Form meines Namens nur gebraucht hatten, wenn sie mit mir schimpften. Deswegen bevorzugte ich das kurze, prägnante »Ashlyn«, mit dem ich mich auch Fremden in der Regel vorstellte.
    Allerdings stand natürlich »Ashlynia« in meiner Schulakte, die Mr. Wood zweifelsohne vorgelegt worden war.
    Er machte eine vage, wedelnde Geste mit der Hand, als wollte er diese Tatsache abtun. »Ja, ja, natürlich. Aber du bist auch die Stieftochter von Mr. Aames – der ja einer der großzügigsten Sponsoren der Schule ist. Und noch dazu ein langjähriges Mitglied im Schulrat!«
    Mein Lächeln versteifte sich etwas, und zwar, weil es mir langsam keinen Spaß mehr bereitete, von jedem zu hören, was für tolle Arbeit mein engagierter Stiefvater doch leistete. Aber
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