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Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)

Titel: Azulamar: Der Erbe von Atlantis (German Edition)
Autoren: Sarah-Janina Hannemann
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derartige Temperaturen an mich heranzulassen. Und das, obwohl es in unserem restlichen Haus ungefähr neunundzwanzig Grad hatte.
    Ich stellte mich unter die Dusche und versuchte mir vorzustellen, dass es nicht viel zu früh zum Aufstehen war, und auch, dass ich an diesem Tag nicht an meine neue Schule gehen müsste.
    Es sollte mein erster Tag an der Melbour High werden. Meine Mutter Isabel, die sich vor fünf Jahren von meinem Vater Tom getrennt hatte, hatte sich entschieden zu ihrem neuen Ehemann und meinem Stiefvater Gregory Aames zu ziehen. Wir verlagerten unseren Wohnort also um wenige Meilen weiter südlich, was bedeutete, dass ich mein geliebtes Los Angeles verlassen und in kleines Städtchen ziehen musste, wo Gregory seine Reedereigeschäfte leitete und wo er sich auch vor einigen Jahren in den Stadtrat dieses verschlafenen Provinznestchens eingekauft hatte. Mein Vater Tom hingegen war noch weiter südlich gegangen, fast bis an die Grenze von Mexiko.
    Ich musste erkennen, dass ich zu spät dran sein würde, wenn ich mein Duschen nun nicht beendete, stellte den Strahl ab, machte einen vorsichtigen Schritt nach draußen und trocknete mich mit den großen, blassorangefarbenen Frotteehandtüchern ab, die exakt den gleichen Farbton hatten wie die Jalousien meines Badezimmers, das, Gott sei Dank, auch wirklich mein eigenes war.
    Da ich es hasste zu spät zu kommen – vor allem, wenn es sich um den ersten Tag handelte –, beeilte ich mich mit dem Fönen, Anziehen und Schminken ein wenig, achtete so aber auch kaum darauf, was ich anzog. Wenigstens gab es in dieser Schule keine Uniformen, und so konnte ich vollkommen leger, mit Jeans und einem weißen Blusen-Shirt zur Schule gehen. Vielleicht war meine schlechte Stimmung daran schuld, dass ich keinen Wert darauf legte, dem Wunsch meiner Mutter nachzukommen, die mich extra für diesen Tag neu eingekleidet hatte, damit ich auch einen besonders guten Eindruck machte.
    Nein, für diese verdammte Schule am Ende der Welt würde ich garantiert keinen Finger krumm machen.
    Mehr oder minder mies drauf, sprang ich die Treppen hinunter, während ich noch einmal mit der Bürste durch mein kastanienbraunes Haar fuhr.
    Als ich zum Frühstückstisch kam, sah nur mein älterer Stiefbruder Eric auf und blies sich eine halblange Strähne seines sonnengebleichten Surferhaares aus dem Gesicht.
    Wenn man darüber nachdachte, war Eric wohl total okay. Gut, ich hegte für ihn weder tiefere freundschaftliche noch familiäre Gefühle, weil ich ihn einfach nicht besonders gut kannte, aber wir stritten zumindest nie über das Fernsehprogramm und waren in familieninternen Diskussionen oftmals einer Meinung.
    Wir ließen uns beide größtenteils viel Freiraum. Jeder lebte sein eigenes Leben, und wir waren damit sehr glücklich.
    Aber eigentlich war das sowieso die Situation in meiner Familie.
    Damit will ich nicht sagen, dass wir unglücklich gewesen wären, oder dass es mir nicht gut ging – im Gegenteil. Ich hatte auch in Melbour alles, was ich brauchte und was ich wollte, außer vielleicht der Tatsache, dass ich meine Freunde hatte zurücklassen müssen, als wir von Los Angeles hierhin gezogen waren. Ich hatte noch nicht einmal etwas gegen meinen Stiefvater. Nein, wir waren im Großen und Ganzen wirklich zufrieden, vielleicht gerade, weil sich niemand in die Sachen des anderen einmischte.
    »Morgen«, sagte Eric, als ich mich mit einem tiefen Seufzer auf den Stuhl ihm gegenüber fallen ließ.
    Gregory war gerade dabei, den Börsenkurs zu checken oder etwas anderes, jedenfalls verglich er Daten aus der Zeitung mit Zahlen, die in seinen Unterlagen standen.
    Er hob seine siegelberingte Hand, um mich ebenfalls zu grüßen, blickte aber nicht auf. Meine Mutter war gar nicht da, aber ich hörte sie entfernt in der Küche telefonieren.
    »Morgen«, murmelte ich und rieb mir leicht den Schlaf aus den Augen.
    Eric schob mir eine Packung mit Cornflakes entgegen. »Du auch?«, fragte er knapp, doch ich lehnte kopfschüttelnd ab.
    »Ich esse heute in der Schule«, teilte ich ihm mit.
    Eric rümpfte die Nase und schob sich einen Löffel mit Cornflakes in den Mund. Er ließ es sich nicht nehmen, bedächtig zu kauen, bevor er mir die Ehre einer Antwort erwies: »Dann musst du aber einen starken Magen haben.«
    Ein leises Lächeln zeigte sich flüchtig auf meinen Lippen. »Wie gefährlich ist es denn, bei euch in der Schulcafeteria zu essen?«, erkundigte ich mich, möglichst desinteressiert. »Hmmm …«,
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