Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ave Maria - Roman

Ave Maria - Roman

Titel: Ave Maria - Roman
Autoren: Blanvalet-Verlag <München>
Vom Netzwerk:
los. Das war nur zum Aufwärmen.
    Mann, was für ein Knüller diese Geschichte. Und einer der Reporter hatte eine echte Geschichte. Nicht über Antonia - und nicht über ihren Mörder.
    Nein, der Geschichtenerzähler war der einzige Mensch in L.A., der wusste, was geschehen war und wohin es führte. Es war ein wirklich schönes Gefühl, das alles zu wissen.
    »He, was geht ab?« Der Geschichtenerzähler erstarrte. Dann drehte er sich langsam um, um zu sehen, wer ihn angesprochen hatte.
    Er erkannte das Gesicht des Kerls - wusste aber ums Verrecken nicht, wer es war. Von woher kenne ich diesen Arsch?
    »Mann, ich komme rein zufällig vorbei. Habe im Radio gehört, was passiert ist. Deshalb habe ich angehalten, um ihr die letzte Ehre zu erweisen - oder wie man das nennt. Was für eine Tragödie, richtig? Die Welt da draußen ist verrückt, man kann nie wissen, wann es einen erwischt«, sagte er. Dann war ihm peinlich, dass er einfach so drauflos quatschte.
    Der andere Mann sagte: »Nein, das weiß man nie. Wer zum Teufel sollte Antonia Schifman umbringen? Was für ein Verrückter? Was für ein total abartiger Irrer?«
    »Hier in L.A. könnte das jeder sein, oder?«, sagte der Geschichtenerzähler.

11
    Fünfzehn Minuten nach dem Anruf aus Washington wartete ein schwarzer Grand Marquis vor dem Disneyland Hotel auf mich. Ich schüttelte enttäuscht und verärgert den Kopf. Die Sache stank zum Himmel!
    Der FBI-Agent, der neben dem Wagen stand, trug eine tadellos gebügelte Khakihose und ein hellblaues Polohemd. Er sah aus, als wolle er gleich auf dem Los Angeles Country Club eine Runde Golf spielen. Er schüttelte mir die Hand, kräftig, aber ein wenig zu eifrig.
    »Special Agent Karl Page. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen, Dr. Cross. Ich habe Ihr Buch gelesen«, sagte er. »Sogar zwei Mal.«
    So wie er aussah, hatte er die Akademie in Quantico noch nicht lang verlassen. Die kalifornische Bräune und die weißblonden kurz geschnittenen Haare wiesen darauf hin, dass er ein Einheimischer war. Wahrscheinlich Mitte zwanzig. Auf alle Fälle enorm eifrig.
    »Danke«, sagte ich. »Wo genau fahren wir hin, Agent Page?«
    Page machte abrupt den Mund zu und nickte. Vielleicht war ihm peinlich, dass er mir diese Frage nicht beantwortet hatte, ehe ich sie ihm stellte. Dann machte er den Mund wieder auf. »Wir fahren nach Beverly Hills, Dr. Cross. Zum Tatort, wo das Opfer gewohnt hat.«
    »Antonia Schifman«, sagte ich und seufzte bedauernd.
    »Stimmt. Äh, hat man Sie bereits über den Fall unterrichtet?«

    »Eigentlich nicht. Nicht ausführlich jedenfalls. Wie wär’s, wenn Sie mir alles auf der Fahrt zum Haus berichten? Ich möchte alles hören.«
    Er drehte sich zum Auto, als wolle er mir die Tür aufmachen, besann sich dann eines Besseren und stieg auf der Fahrerseite ein. Auf dem Weg wurde Page etwas lockerer, als er mir von dem Fall berichtete.
    »Er läuft unter dem Code ›Mary Smith‹, weil vorige Woche eine angebliche Mary Smith eine E-Mail an einen Klatschreporter der L.A.Times geschickt hat, worin sie die Verantwortung für den ersten Mord übernahm.«
    Ich glaubte, ich hörte nicht recht. »Moment mal. Dieser Fall ist bereits codiert worden?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Dann handelt es sich nicht um einen Einzelfall?« Ich hörte die Anspannung in meiner Stimme. Hatte Burns mir diese Information vorenthalten, oder hatte er das selbst nicht gewusst?
    »Nein. Es ist mindestens der zweite Mord, Dr. Cross. Zu früh, um etwas Genaues zu sagen, aber es gibt Hinweise auf eine Solo-Aktivität, eine organisierte Methode, möglicherweise eine Psychose. Und vielleicht eine Art Ritual von derselben Person bei jedem der beiden Tatorte. Schließlich glauben wir, dass es sich beim Mörder um eine Frau handelt, wodurch der Fall äußerst ungewöhnlich wird.«
    Also wusste Page Einzelheiten. Ich fühlte mich irgendwie von Burns verarscht. Warum hatte er mir nicht einfach die Wahrheit gesagt? Wir hatten das Disneyland-Gelände kaum verlassen, und dieser Mordfall wurde schon weitaus komplizierter, als er mir hatte weismachen wollen.
    »Verdammter Scheißkerl«, murmelte ich vor mich hin. Ich hatte es satt, für dumm verkauft zu werden. Vielleicht
hatte ich auch das FBI satt. Aber vielleicht war ich nur so wütend, weil man mich aus dem Urlaub herausgeholt hatte.
    »Gibt es ein Problem, Sir?«, fragte Page.
    Ich hätte bei ihm leicht etwas Dampf ablassen können, aber noch war ich für eine enge Zusammenarbeit mit Agent Page nicht bereit.
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher