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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Autoren: Dana Phillips
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italienischer Lagotto Romagnolo , der ursprünglich zur Trüffelsuche gezüchtet wurde. Das bellende Trüffelschwein ist braun-beige gefleckt, es hat genauso krause Locken wie Mario. Ob mein Jugendfreund auch eine Vorliebe für Trüffel hat?
    Merkwürdigerweise habe ich in den vergangenen Jahren nicht ein Mal an ihn gedacht, aber an dem Abend meines 30. Geburtstags, nach dem Gespräch über die Italiener, habe ich von ihm geträumt und mich daran erinnert, dass gli italiani schon immer charmanter und vor allem fantasievoller waren als die Deutschen.
    Mein Blick fällt erneut auf das Foto. Wie unschuldig wir beide doch damals noch waren. Wir hatten ja keine Ahnung, wie schwierig sich das Zusammensein von Männlein und Weiblein auf der anderen Seite der Pubertät gestalten würde. Schon mit Mario war es wie mit den meisten Männern: Aus den Augen, aus dem Sinn. Aber romantisch, wie ich bin, glaube ich natürlich daran, dass unsere Seelenverwandtschaft die letzten 18 Jahre überstanden hat. Ich habe mir daher vorgenommen, Mario auf meier Reise ausfindig zu machen. Denn tief in meinem Herzen bin auch ich ein Lagotto Romagnolo . Einen Versuch ist es wert – und wenn ich ihn nicht finde, dann hoffentlich einen anderen südländischen signore , der meiner ersten Liebe das Wasser reichen kann!
    Ich werfe einen Blick auf den Tacho. 1036 Kilometer habe ich schon zurückgelegt. Vor mir: sechs Wochen Sommer und noch viele weitere kilometri flimmernde autostrada . Dana alleine in Italien. Was für mich eine echte Herausforderung ist, wäre für meine beste Freundin Ellen kein Problem. Ellen geht sogar in Berlin alleine aus, um »Feldstudien« zu betreiben, wie sie es nennt. »Das ist doch lustig. So lernt man Leute kennen!«, entgegnet sie, wenn ich ihre Abenteuer mal wieder kopfschüttelnd zur Kenntnis nehme. Aber Ellen hat gut reden, schließlich muss sie einen Raum nur betreten und schon hat sie die volle Aufmerksamkeit. Keine Ahnung, wie sie das macht. Ich hingegen habe schon Probleme damit, alleine ein Restaurant zu betreten. Die ersten Sekunden, in denen ich nicht weiß, wo meine Verabredung sitzt, sind die Schlimmsten. Der Moment, in dem ich mich ratlos im Raum umsehe und spüre, wie alle Blicke auf mir ruhen. Noch schlimmer ist es, wenn mein Date noch gar nicht da ist, und ich warten muss, ohne zu wissen, ob er auch wirklich auftaucht. Jetzt, alleine in meinem Kleinwagen auf der Autobahn, habe ich ein ähnliches Gefühl, so als würde ich verloren durch ein Sterne-Restaurant laufen. Was wohl auf der Speisekarte des Restaurants Bella Italia steht? Giacomo al dente , Luigi piccolo oder Franco mediterraneo ? Was werde ich hier schlucken müssen: einen frischen Bellini aus Pfirsich, Stil und Romantik oder doch nur abgestandenen Hauswein?
    Erneut blicke ich in den Rückspiegel. Inzwischen hängt mir der Fiat-Fahrer genauso dicht auf der Stoßstange wie der Porsche-Fahrer zuvor. Kontaktscheu waren die Italiener ja noch nie. Der Mann hinter dem Steuer ist etwa Ende dreißig, seine brauen schulterlangen Haare wippen auf und ab, während er lebhaft gestikulierend in seine Freisprechanlage brüllt. Mit den Fingern der linken Hand trommelt er ungeduldig auf dem Lenkrad, die Rechte wirft er ruckartig in die Höhe, ballt sie zur Faust und schlägt auf das Armaturenbrett. »Basta!«, scheint er zu rufen. Ob er gerade mit seiner Frau diskutiert? Immerhin sind die italienischen Damen angeblich ausgesprochen eifersüchtig und die Männer dem Fremdgehen nicht abgeneigt – vielleicht macht seine numero uno ihm also gerade eine handfeste Szene am Telefon.
    Endlich taucht ein Rasthof auf. Zeit für eine Kaffeepause. Ich biege ab, überlasse den Fiat-Fahrer seinem Schicksal und parke meinen Wagen vor dem Eingang der Raststätte. Dann drängele ich mich durch den Strom der Reisenden zur Bar, vorbei an einem Regal mit handgemachter pasta in allen Farben, dunkelroten prosciutto -Keulen, Fenchelsalami und in großen Gläsern vor sich hin schwimmenden grünen Oliven. Ich versuche, etwas zu bestellen, doch der Mann hinter dem Tresen nimmt keine Notiz von mir. Langsam schiebt er einem Kunden nach dem anderen einen Cappuccino und Gebäck zu.
    »Scusi!«, versuche ich, mich bemerkbar zu machen. »Ich hätte gern einen latte macchiato und ein panini! «, rufe ich laut zu ihm hinüber.
    »Scontrino«, entgegnet er unwirsch.
    »Bitte was?«, radebreche ich in der Landessprache.
    »Der Bon! Sie müssen erst bezahlen«, sagt er mit einer vagen Bewegung in
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