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Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern

Titel: Avanti Amore - mein Sommer unter Italienern
Autoren: Dana Phillips
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Barhockern aus zuwarfen, zog ich vorübergehend zu meiner besten Freundin Ellen und ihrem Mann Christopher. Merkwürdigerweise habe ich von Herrn Taube seit meiner nächtlichen Flucht nie wieder etwas gehört. Kein Wehklagen, kein Widerspruch, keine wüsten Beschimpfungen, keine Frage nach dem Warum. Er reagierte, ganz untypisch für sein elaboriertes Wesen, mit lautem Schweigen. Vielleicht hat er aber auch nur bis heute nicht bemerkt, dass ich nicht mehr da bin.
    Seit Herr Taube aus meinem Leben verschwunden ist, habe ich ein Faible für charmante Psycherl und emotionale Analphabeten entwickelt.
    Von Zeit zu Zeit frage ich mich natürlich, ob ich mich nicht, frei nach dem Motto »Gleich und gleich gesellt sich gern«, in dieselbe Kategorie einreihen müsste. Aber Ellen versichert mir dannmmer überzeugend, dass ich, von kleineren seelischen Schäden, die ich über die Jahre davongetragen habe, einmal abgesehen, durchaus vorzeigbar und nur im üblichen Maße gestört bin. »Verrückt bist du nicht«, pflegt sie zu sagen, wenn sie mir gegenüber beim Latte Macchiato sitzt. »Du bist halt nur eine verrückte Nudel.« Und sie lacht jedes Mal schallend über ihren eigenen abgedroschenen Witz.
    Ich selbst halte mich für ziemlich durchschnittlich, und zwar in allen Belangen. Blond, vorzeigbar, vielleicht nicht ganz so dünn wie die typischen Berlin-Mitte-Mädchen in ihren Skinny-Jeans, aber sportlich, gebildet, meistens gut gelaunt, grundsätzlich selbstständig, ein bisschen zurückhaltend vielleicht. Und vor allem hoffnungslos romantisch. Aber wegen dieser Eigenschaften fällt man doch als deutsche Frau nicht gleich in die Kategorie »schwer vermittelbar«! Ich vermute also vielmehr, die deutschen Männer haben schlicht und ergreifend Besseres zu tun, als mir den Hof zu machen. Vielleicht schwimme ich auch nur im falschen Teich, ein Goldfisch unter Flundern? Bin ich zu anspruchsvoll? Oder ist der Wunsch nach mehr Romantik nicht mehr zeitgemäß? Was auch immer für meine missratene Partnerschaftsbiographie verantwortlich ist, Fakt ist: Beim Abendessen zu meinem 30. Geburtstag ist der Platz an meiner Seite leer: Da sitze ich also an der festlich gedeckten Tafel, umgeben von Pärchen, meinem schwulen Freund Clemens und meiner Chefin Carla, ebenfalls Single, die im Gegensatz zu mir ganz freiwillig und mit guter Laune alleine ist – das behauptet sie zumindest. Ich bin ohne Mann glücklich!, sagt sie mindestens zweimal täglich, aber ich glaube ihr kein Wort, vermutlich steht sie jeden Tag sabbernd vor dem George-Clooney-Bravo-Starschnitt.
    »Auf dich, meine Liebe – jetzt beginnt ein neues Jahrzehnt – das Beste! Das lass dir gesagt sein. Immerhin bin ich schon fünfzehn Jahre älter!« Ellen prostet mir zu.
    »Danke.« Mit leicht gezwungener Fröhlichkeit hebe ich meinlas. »Du meinst, ein tolles neues Jahrzehnt, in das ich alleine starte und das ich, wenn ich Pech habe, auch alleine wieder verlasse?«
    »Ach was.« Ellen winkt ab. »Sieh dich an: selbstständig, erfolgreich, gutaussehend. Den Richtigen wirst du schon noch finden.«
    »Den Richtigen! Wer braucht denn den Richtigen!«, empört sich Carla. »Die Zeiten sind vorbei, in denen wir uns über Männer definiert haben. Außerdem musst du ein wenig Geduld mitbringen und bis Mr. Right auftaucht, einfach dein eigenes Ding machen. Oben wird die Luft bekanntlich dünn, zumindest wenn man sich intellektuell nicht nach unten orientieren will. Da kann es dauern, bis ein passender Kandidat auftaucht.«
    »Vielleicht bist du zu anspruchsvoll.« Marie, die mir gegenüber neben ihrem Mann Tom sitzt, schaut mich mitleidig an, während sie mit den Fingern über seinen behaarten Unterarm streicht. »Ich bin jedenfalls froh, dass ich das alles nicht mehr mitmachen muss.«
    »Ach was.« Clemens, selbsternannter Männerkenner und -verehrer, fällt Marie ins Wort. »Ich glaube, die deutschen Männer passen einfach nicht zu Dana. Dana braucht einen Mann mit Klasse. Jemanden, der weiß, wie man eine Frau erobert. Einen Mann mit Stil. Das haben die Deutschen nicht im Blut. Zumindest Heterosexuelle stolpern unbeholfen von einer Verabredung zur nächsten, und Frau kann froh sein, wenn Mann dabei nicht all zu viel Schaden anrichtet.«
    »Bitte?« Christopher, Ellens Mann, stellt schwungvoll sein Glas auf den Tisch. »Du wirst doch wohl nicht ernsthaft den deutschen Männern die Schuld an Danas Unglück geben.«
    »Clemens! Da ist was dran!« Ich ignoriere Christophers Einwurf. »Mal
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