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AvaNinian – Zweites Buch

AvaNinian – Zweites Buch

Titel: AvaNinian – Zweites Buch
Autoren: Ina Norman
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Rücken vorging. Weißes Feuer versprühend sprang sie die Stufen hinauf. Maleen machte die Nachhut und scheuchte die jammernden Mädchen mit der Rassel hinter ihr her.
    Die Funken trieben die Frauen vor der Tür weiter und die Mädchen folgten ihnen durch die verwinkelten Gänge. Am Fuß der steilen Treppe, die zum Hermatempel hinaufführte, verlor Ninian die Geduld. Sie zerrte die Frauen von den Stufen und Maleen packte begeistert mit an. Sie schoben die anderen in den Versammlungsraum, kletterten über umgestürzte Leuchter und Kohlebecken und stürmten in die Andachtshalle der Herdgöttin.
    Die Priesterinnen der Herma, satte, behäbige Matronen, die nichts von dem Grauen unter ihren Füßen ahnten, liefen wie aufgescheuchte Hühner zwischen den fliehenden Damen her. Auch die eleganten, kleinen Säulen und Balustraden des oberirdischen Tempels wankten, die buntglitzernden Bodenplatten wölbten sich wie die bewegte See. Das Grollen schwoll zum Brüllen, beißender Rauch quoll aus Ritzen und Spalten. Die Mädchen rannten auf das rettende Tempeltor zu, vor dem sich ein ganzer Pulk von Frauen drängte.
    Ein großer, bronzener Leuchter lag quer vor der Öffnung, in ihren üppigen Roben hatten die Damen Mühe, hinüberzuklettern.
    »Macht Platz, lasst uns vorbei.«
    Ninian sah zwei blonde Köpfe vor sich, sie erkannte die schrillen Stimmen. Selbst die Angst hatte die Fürstin und ihre blonde Vertraute ihren hohen Stand nicht vergessen lassen, - sie pochten auch in Todesnot auf den Vortritt!
    Sie hätten mich töten lassen, dachte Ninian, weil ich besser getanzt habe ...
    Wut ergriff sie. Einmal sollte der Hochmut aus diesen bemalten Fratzen verschwinden!
    »Oi, ihr Schlampen!«
    Die beiden Frauen fuhren herum. Ninian hob die Hand. Feuer brach aus ihren gekrümmten Fingern. Es spiegelte sich in ihren Augen und sie wichen zurück. Das schöne Gesicht der Fürstin verzerrte sich, das der anderen wurde spitz wie die Schnauze einer Ratte. Zwei böse Weiber ...
    »Ninian?«
    Sie fühlte eine schweißnasse Hand auf ihrem Arm. Violettas ängstliche Stimme brachte sie wieder zu sich.
    Sie gab nicht so schnell auf, die dunkle Göttin! »Aber du wirst mich nicht für dich gewinnen«, dachte Ninian, »selbst wenn ich diese Vipern dafür laufen lassen muss.«
    Sie stieß die beiden beiseite. Sie kreischten, als der kurze, harte Schlag durch ihre Leiber jagte. Die anderen Frauen machten eilig Platz, die Mädchen kletterten über den Leuchten und schlüpften zwischen den wankenden Türflügeln hindurch ins Freie.
    Im Hof liefen sie beinahe einem Trupp bewaffneter Männer in die Arme, Stadtwächter und Herren in Festgewändern, die durch das Tor stürzten. Hinter ihnen rumpelte ein mit Eimern, Feuerhaken und Leitern beladener Karren herein. Zwei Männer rissen das dünne Rohr aus dem leise plätschernden Brunnen und das Wasser schoss in kräftigem Strahl heraus.
    Duquesnes dunkle Gestalt ragte vor Ninian auf, das Gesicht finster wie eine Gewitterwolke. Er bedachte sie mit einem mörderischen Blick.
    »Wo ist die Fürstin?«
    »Drinnen. Beeilt Euch, bevor alles zusammenbricht!«
    Sie deutete über ihre Schulter. Aus dem Augenwinkel erkannte sie den ernsthaften Edelmann: Battiste. Sie schüttelte Violettas Hand ab. Sollte er sich um das Mädchen kümmern, sie verspürte kein Verlangen, den Männern vom Tanzplatz zu begegnen.
    Plötzlich war Maleen an ihrer Seite.
    »Komm, Frollein Ninian, wenn die Blauroten auftauchn, haun wir lieba ab. Sons komm wa noch vom Regen in die Traufe.«
    Sie rannten über den Hof zum Tor. Als sie die Straße entlangliefen, die sich mit Schaulustigen füllte, krähte in einem Hinterhof ein Hahn und der erste graue Schleier der Morgendämmerung legte sich über den bestirnten Himmel.
     
    Der Strom der Gläubigen hatte den Bullen, Witok und Babitt verschlungen, während Wag sich aus dem Staube gemacht hatte, bevor sie den Tempelraum erreichten. Jermyn war es recht so, ihm war nicht mehr nach Kameradschaft zumute.
    Er hegte kein Verlangen nach den Berührungen der schwitzenden Männer, ihrem keuchenden Atem in seinem Nacken, den heiseren, eintönigen Beschwörungen. Da er kleiner als die meisten Männer war, würde ihm in der drangvollen Enge schnell die Luft ausgehen, er kämpfte sich aus dem Strudel, der sich um den Gott bildete, zu der grob gemauerten Wand.
    Der Boden fiel sanft zur Mitte des Raumes ab, wo die irdische Gestalt des Gottes aus den dicht gedrängten Leibern seiner Anhänger aufragte. Ein Gerüst
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