Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners
Autoren: Graham Chapman
Vom Netzwerk:
das tut dir ganz bestimmt nicht gut.«
    »Och, Mammi, das muß doch eins meiner entscheidenden frühkindlichen Traumata sein. Waaaaaaaaggggghhhhh ….!«
    UND DAHER …
    London 1895 . Oscar Wildes Residenz. Im glitzernden Salon ist eine glitzernde Gruppe versammelt. Die Crème der Londoner Gesellschaft … Der Prinz von Wales, James McNeill Whistler, George Bernard Shaw und Oscar Wilde selbst sind nur einige der anwesenden Notabeln. Unweigerlich ist Oscar Wilde Mittelpunkt der Party. Der Prinz von Wales erhebt sein Glas Champagner und spricht, an den Gastgeber gewandt:
    »Meinen Glückwunsch, Wilde. Ihr Stück ist ein großer Erfolg. Ganz London spricht über Sie.«
    Die Gruppe wartet gespannt darauf, daß der Meister des Parádoxons paradox wird. Wilde enttäuscht sie nicht.
    »Es gibt nur eins auf der Welt, das schlimmer ist, als daß über einen gesprochen wird, und das ist, daß nicht über einen gesprochen wird.«
    Eine volle Minute lang hallt Gelächter im Raum wider. Whistler wird braunrot vor Neid. Shaw zuckt vor Eifersucht. Aubrey Beardsley uriniert vor Groll. Max Beerbohm steckt sich eine saure Traube ins Nasenloch, und Jane Austen dreht und dreht und dreht sich im Grabe um.
    Der Prinz schlägt Oscar auf die Schulter. »Sehr witzig. Sehr, sehr witzig.«
    Das Spiel ist im Gange. Whistler holt Luft und zum Gegenschlag aus:
    »Es gibt nur eins auf der Welt, das schlimmer ist, als witzig zu sein, und das ist, nicht witzig zu sein.«
    Es ist ein Knüller. Der Raum wackelt eine weitere volle Minute lang vom Gelächter. Oscar Wildes Gesicht wird so grün wie seine Nelke. Shaw zuckt zusammen. Beardsley spürt stechenden Ärger in sich aufwallen und kotet in einen Reitstiefel. Beerbohm boxt neidisch ein Loch in einen chinesischen Seidenwandschirm, und Jane Austen fällt die falsche Brust ab. Wilde befindet:
    »Ich wünschte, ich hätte das gesagt.«
    Whistler lächelt ihn an. Er hatte mit dieser scharfen Erwiderung gerechnet und ist bereit.
    »Das werden Sie, Oscar. Das werden Sie.«
    Wilde winkt mit saft- und kraftloser Hand in Richtung Whistler.
    »Euer Hoheit, kennen Sie James McNeill Whistler?«
    Der Prinz weicht der saft- und kraftlosen Hand aus und verkündet: »Ja, wir spielen Squash miteinander.«
    Wilde fährt dazwischen wie ein Rapier.
    »Es gibt nur eins, das schlimmer ist, als miteinander Squash zu spielen, und das ist, allein Squash zu spielen.«
    Er wartet gespannt auf das brüllende Gelächter und die Freudenschreie. Sie bleiben aus. Das Schweigen wird länger. Shaws Bart ebenfalls. Irgendwann brummelt Oscar: »Ich wünschte, ich hätte das nicht gesagt.«
    Whistler sieht, wie sein Busenfreund ins Fettnäpfchen getreten hat, und kann der Versuchung nicht widerstehen, ihm eine ganze Fettschüssel hinzustellen.
    »Haben Sie aber, Oscar. Haben Sie aber.«
    Der Raum wackelt vom Gelächter. Von der Brillanz des Witzes und der fröhlichen Bonhomie erschöpft, verabschiedet sich der Prinz von seinem Gastgeber.
    »Sie müssen mir verzeihen, Wilde, aber ich muß zurück in den Palast.«
    Wilde ist verzweifelt. Das hat es noch nie gegeben. Der Prinz von Wales geht mit einem Lächeln auf dem Gesicht, und das Lächeln wurde nicht von Oscar Wilde dorthin gezaubert. Er platzt heraus mit:
    »Euer Majestät, Ihr seid wie ein großes Marmeladen-Doughnut mit Schlagsahne obendrauf.«
    Eine schockierte Stille senkt sich auf den Raum. Der Prinz von Wales ist, wie seine Mutter aus früherem Anlaß, not amused.
    »Ich bitte vielmals um Entschuldigung«, sprudelt es aus Wilde hervor, der überhaupt nicht mehr weiterweiß. »Äh … äh … äh … äh … Das hat Whistler gesagt.«
    Jetzt ist das Spiel nicht mehr nur im Gange, jetzt steht es bereits vor der Tür.
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Doch, das haben Sie, James, das haben Sie.«
    Der Prinz von Wales und die versammelte Gesellschaft starren gespannt auf Whistler. Einen Augenblick lang fällt dem gefeierten Maler nichts ein, und dann …
    »Ich meinte, wie ein Doughnut bereitet uns Ihre Ankunft Vergnügen, und Ihr Scheiden läßt uns nach mehr lechzen.«
    Lautes Gelächter und Applaus folgen dieser eleganten Erklärung. Ermutigt geht Whistler zum Angriff über:
    »Euer Majestät ist wie ein Strahl Fledermauspisse.«
    Das allgemeine ungläubige Keuchen wird vom Donnern des Prinzen übertönt:
    » Wie bitte?«
    Kühl starrt der Maler den Prinzen an. »Das hat Wilde gesagt.«
    Wie wird der Held von tausend Sackgassen mit dieser fertig werden? Die Versammlung
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher