Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners
Autoren: Graham Chapman
Vom Netzwerk:
Vuvi-vielleicht schapupäter … Steh auf geht gut ….«
    »Vichy-Wasser?«
    »Nein … D-d-doch!«
    Er schüttelte das Plumeau auf. Ich schreckte zurück. Es war hinter mir her, war mit der Uhr und der Nachttischlampe, der Pfeife, dem Aschenbecher, den Streichhölzern im Bunde.
    »Bleib einfach da«, sagte er und verließ sehr vernünftig das Zimmer.
    »D-D-David … Vorhänge … L-l-licht.« Die Vorhänge waren immer noch zugezogen, aber oben war ein Spalt, durch den mich ein Laserstrahl von der Außenwelt bedrohte ….
    Ach, scheiß doch auf all das –, du kommst schon wieder auf die Reihe. Reiß dich zusammen, Mann. Zieh dich an.
    Ich schmiß das erstickende Plumeau beiseite, setzte mich auf, stellte die Füße auf den Fußboden. Ich zog mich langsam an, klammerte mich an alles, was ich zur Stütze finden konnte, wankte durch das Zimmer. Ich zog die Vorhänge auf und fühlte mich besser –, nichts bewegte sich im Zimmer außer mir. Ich nahm meine Pfeife und steckte sie an. Diese schlichte, für mich automatische, Aktion gab mir Selbstvertrauen. Ich bekam mich unter Kontrolle. Für gewöhnlich setzte es etwa eine halbe Stunde nach dem morgendlichen Aufstehen, wenn es mir nicht gelungen war, mindestens fünf Einheiten Gin zu kippen, einen Hustenanfall, der von trockenem Würgen, nochmal Husten, kaltem Schweiß und unkontrollierbarem Zittern begleitet war. Aber es war bereits halb zwölf, vielleicht war ich lange genug im Bett geblieben, um diesen täglichen Kniefall mit wiederkäuendem Gebet über der Kloschüssel zu verpassen.
    Der Schlafzimmertürpfosten schlug nach mir, als ich an ihm vorüberging: eine milde Halluzination. Ich rang um genug Gleichgewicht für meinen Gang treppab –, eine Treppe hinab, wie ich wußte, deren Stufen entweder aufhörten, bevor ich unten angekommen war, oder danach noch weiter nach unten führten, mit einem Geländer, das nie so ganz am selben Ort angebracht war, Eckpfosten, die plötzlich nach mir ausholten, hofften, daß meine Konzentration nachließ und ich mir den Kopf an Schatten stieß. Aber ich war zu schnell für die Schatten und duckte mich, mit dem Ergebnis, daß ich direkt in einen rechten Uppercut vom Eckpfosten rannte, der mich mit seiner cleveren Beinarbeit umrundet hatte. Zurück ins Bett.
    Vierundvierzig Stunden fiebriger Paranoia, sowie akustischer und taktiler Halluzinationen folgten in diesem unruhigen Bett. Die reine Erschöpfung siegte, ich schlief ein paar Stunden, und diesmal wußte ich, daß ich geschlafen hatte. Ich hatte es ausgeschwitzt. Das Schlimmste war vorüber. Sogar die Treppenstufen hatten ihre Feindseligkeiten eingestellt. Es gelang mir, eine Tasse Tee zu trinken, ein paar Vitaminpillen und eine Scheibe Toast mit pochiertem Ei obendrauf bei mir zu behalten. Ich war frei. Ich ging ins Eßzimmer, schritt ganz gelassen an drei Regalen mit Weihnachtsschnaps vorbei und rief Bernard und Jane an, meine Sekretärin, um die beiden auf einen Drink zu mir zu bitten –, vorausgesetzt, fügte ich selbstgefällig hinzu, daß sie den Anblick ertragen konnten, wie ich Tonic-Water trank.
    Sie kamen vorbei. Ich schenkte ihnen einen Drink ein und entschuldigte mich für meine ganz leicht zittrigen Hände. Sie waren beide erfreut, wie schnell ich mich erholt hatte, und während ich mir ein gepflegtes kalorienarmes Tonic einschenkte, erklärte ich ihnen, wie sehr viel zuversichtlicher ich jetzt war, für immer ohne Alkohol auskommen zu können, da ich es auf die harte Tour geschafft hatte. Als ich mein Getränk anfaßte, kippte ich eine Weihnachtskarte um. Ich stellte mein Glas ab und versuchte, die Weihnachtskarte wieder aufzurichten. Meine Finger wollten nicht stillhalten. »Laß sie doch liegen«, sagte Bernard. »Setz dich hin.«
    Ich konnte sie nicht liegen lassen. Sie war das Einzige, was zählte. Ich mußte diese Weihnachtskarte wieder aufstellen. Je mehr ich mich anstrengte, desto schlimmer zitterte ich.
    »Ga-ga-geht … scha-scha-schon.« Das Zittern war jetzt ein rhythmisches Schaudern, das zu einem plötzlichen Krampf wurde, und ich ging zu Boden, wobei ich einen Haufen Gläser, Flaschen und Bernard mitriß.
    Als ich aufwachte, blitzten blaue Lichter. Draußen war ein Krankenwagen. Was wollte der hier? Ich fühlte mich gut, und ich hatte schon mal schlimmere Schnittverletzungen gehabt. Ein jeder überredete mich, daß das Krankenhaus vielleicht das Beste wäre. Jane glotzte, als wäre sie gerade Zeugin eines Exorzismus gewesen. Ich wurde
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher