Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autobiografie eines Lügners

Autobiografie eines Lügners

Titel: Autobiografie eines Lügners
Autoren: Graham Chapman
Vom Netzwerk:
möchtest du das Wasserwerk …? Graham?«
    »Nein, ich kaufe den Kamelopard.«
    »Was?«
    »Das ist ein Kamel, das aussieht wie ein Leopard. Eine Giraffe.«
    »Jetzt ist er wieder weg«, sagte Bernard.
    Ein Krippenspiel … Dizzy Gillespie … Kamelopard … Meine Genesung machte echt gute Fortschritte. Sogar ohne Alkohol dachte ich irrational, und wenn man ohnehin dazu neigt, ein wunderlicher Kauz zu sein, wer weiß, wer weiß. Heda, Pursche, was verbirgt sich in jener Laube dort?
    Ich habe sogar, als ich letztesmal in Paris war, bei Jean-Paul Sartre angerufen, und Simone de Beauvoir war am Apparat und sagte, er wäre gerade unterwegs, Flugblätter verteilen. Oder war das ein Sketch?
    Ich ließ den Teil meines Gehirns erstmal in Ruhe, damit er ein bißchen an sich selbst herumspielen konnte, das übrige Hirn brachte sich von alleine auf den neuesten Stand.
    Ich fühlte mich gut. Meine selbstverordnete Behandlung war vorbei. Mit der Verwendung von Alkohol war es mir gelungen, genau die Anzahl von Gehirnzellen umzubringen, die ich mit zweiundzwanzig zu verlieren beschlossen hatte, ohne meine Leber zu opfern.
    Es gibt keinen Zweifel daran, daß ein Übermaß an Alkohol das Absterben von Gehirnzellen beschleunigt, und daß er sie in kleinen Dosen, wie jedes andere Betäubungsmittel, zeitweise außer Betrieb setzen kann, wobei er oben anfängt und sich zum Zentralnervensystem hinunter arbeitet. Die hemmenden Einflüsse der oberen Gehirnzentren werden zuerst getroffen. Deshalb ist Alkohol als Hilfe beim gesellschaftlichen Verkehr so verbreitet. Er kann einem helfen, zu neuen Freunden »Hallo«, zu alten Freunden »Tschüs«, zu Fremden »Gehen wir noch zu mir?« und zu Langweilern »Warum verpissen Sie sich nicht einfach?« zu sagen. Wenn man eine todsichere Sache laufen hat, ist das Allerletzte, was man gebrauchen kann, etwas, was vorne im Hirn herumnörgelt: »Vielleicht ein andermal … Mit jemand anderem … Und überhaupt … Nachher lacht sie noch über meinen Pimmel.« Was man gebrauchen kann, ist eine weitere pint .
    Um mich jedoch von meinen Hemmungen zu heilen, hatte ich vor langer Zeit entdeckt, daß eine weitere pint und dann noch eine nicht ausreichend waren. Ich war an etwas Dauerhafterem interessiert. Ich mußte mich ein- für allemal von meinen hinderlichen Fußfesseln befreien. Ich hatte mir eine Kur umfassenden Schwerstsuffs verschrieben, um tatsächlich alle störenden Nervenzellen abzutöten –, eine riskante Behandlung, bei der einige der nützlicheren Zellen, die, die dafür verantwortlich waren, daß man sich einigermaßen innerhalb der Grenzen gesellschaftlich akzeptierten Verhaltens aufhielt, ebenfalls eine gehörige Tracht Prügel abbekamen.
    Was also die Geschichte eines warmherzigen, respektablen praktischen Arztes hätte sein können, ist nicht die Geschichte eines warmherzigen, respektablen praktischen Arztes geworden.

KAPITEL EINS
Perinatale Entwicklung und noch ein bißchen was
    Ich wurde in Leamington geboren, inzwischen offiziell als Royal Leamington Spa bekannt, für die Fabrikation von Gaskochern (siehe Kapitel 14 ) mäßig berühmt, doch darüber mehr w. u. 1 Man schrieb das Jahr 1942 , und die Schwangerschaft endete am 7 . Februar während eines ziemlich vermurksten Bombenangriffs, bei dem die Deutschen dachten, sie bombardierten Coventry, doch darüber mehr w. u., 1 eine Abkürzung, die ich sehr schätze. 2 Meine Eltern, Tim und Beryl, tut mir leid, Tim und Betty, 3 waren empört, 4 als ich ankam, weil sie einen heterosexuellen 5 schwarzen 6 Juden mit mehreren amüsanten Geburtsfehlern erwartet hatten, da sie die Probleme brauchten. Sie wohnten in Südfrankreich in einem riesenhaften gotischen Schloß namens Dieganzezeitgintonicmitkalorienarmemtonicaufeisaberohnezitrone, welches ursprünglich von Marco Polo für sich und ein paar Freunde erbaut worden war, damit er sie noch nach Hause einladen konnte, wenn die Kneipen schon dichtgemacht hatten –, ein ehrfurchtgebietender Bau aus Granit und hie und da einem Stück Holz, mit ausgedehnten Rasenflächen, die vor Kurzem um einen schmucken Malariasumpf erweitert worden waren. Er spürte ein scharfes Eindringen von Stahl in seiner Leistengegend, gepaart mit dem übelkeiterregenden Gefühl des warm sickernden Bluts, das in seiner Pilotenjacke hochquoll. Ein kreischender Kugelhagel durchschlug sein linkes Ohr, während er müßig sann: »He, das war mein Ohr.« Indem er hierüber nachdachte, fuhr er fort, die Kokosmilch in ihre
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher