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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
Autoren: Wolfgang Doll
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gehen, damit die Zeitungen rechtzeitig ausgeliefert werden konnten. Wenn nicht gerade ein Streik die Betriebsamkeit lähmte, war das in aller Regel auch der Fall. Aber heute Nacht hatte sich alles gegen ihn oder gegen den Verlag verschworen. Kurz nach Mitternacht blieben alle Druckmaschinen ohne Vorwarnung auf einen Schlag stehen. Die Kontrollinstrumente zeigten keinerlei Fehlfunktion an. Zunächst dachte er an einen Stromausfall, verwarf diesen Gedanken jedoch gleich wieder, denn selbst ein Stromausfall hätte keinen Schaden anrichten können, da alle Maschinen an die Notstromversorgung angeschlossen waren, die bei einer Fehlfunktion des öffentlichen Stromnetzes dafür sorgte, dass die Maschinen problemlos weiterlaufen konnten. Was Bernd noch mehr erstaunte als der plötzliche Stillstand, war die Tatsache, dass die Kontrollinstrumente so taten, als sei gar nichts geschehen.
    Auch der Servicetechniker war ratlos, wälzte in panischer Geschäftigkeit die Handbücher und drückte hilflos wie ein kleines Kind auf den zahlreichen Tasten herum. Aber nichts rührte sich mehr. Er schimpfte über die moderne Elektronik, die alles nur verkompliziert hätte, ohne wirklich eine echte Hilfe zu sein. Natürlich sei alles schneller geworden, gab er zu, aber auch wesentlich anfälliger. Schließlich kam er zu der Überzeugung, dass sich die Druckwalzen verklemmt hätten, obgleich er sich nicht erklären konnte, warum alle auf einmal und gleichzeitig aufgehört hatten, sich zu drehen und die Instrumente nichts anzeigten. Der Techniker inspizierte jede Walze, konnte aber nichts finden. Er mochte wohl gut eine halbe Stunde herumprobiert haben, als ihm endgültig der Kragen platzte.
     
    “Verdammtes Scheißding!“, rief er und rüttelte wie ein Wahnsinniger mit der Hand an einer Walze herum. “Hier, friss mich!“, schrie er und steckte seine Hand zwischen zwei Walzen.
     
    Was dann geschah, wird vermutlich genauso unerklärlich bleiben, wie der plötzliche Stillstand. Als hätte die Druckmaschine nur auf das dargereichte Futter gewartet, begann sie mit einen Ruck wieder zu arbeiten. Hans Eda, der Techniker war so perplex, dass er seine Hand nicht mehr rechtzeitig aus der Walze ziehen konnte und diese wie von einem Sog hineingezogen und zerquetscht wurde.
     
    Bernd begriff momentan gar nicht, was geschehen war. Erst als die Schmerzensschreie von Hans Eda das Getöse der Druckmaschinen übertönten, wachte er auf, rannte zum Zentralschalter und stellte ihn auf Stopp. Langsam ließ er die Walzen rückwärts laufen, um so die zerquetschte Hand von Eda wieder frei zu bekommen. Er war sich sicher, dass er den Anblick, der sich ihm bot, nie wieder vergessen würde. Die Hand war regelrecht zu Brei zerdrückt, und überall spritzte das Blut herum. Einige seiner Mitarbeiter, die die Schreie gehört hatten, waren mittlerweile herbeigeeilt, standen aber nur herum, weil sie vor Schreck und Hilflosigkeit unfähig waren, etwas zu unternehmen.
     
    “Los schnell!“, schrie Bernd Take. “Einer ruft den Notarzt und einer holt den Erste Hilfe-Kasten“.
     
    Es dauerte eine geraume Zeit, bis sie den Erste Hilfe-Kasten aufbekommen hatten, weil der Griff klemmte, da er zum letzten Mal vor zwei Jahren benötigt worden war. Das war in der jährlichen Werkskontrolle wohl untergegangen. Die modernste Elektronik im Haus, aber wenn man Verbandsmaterial braucht, dauert das Stunden, dachte Bernd. Als sie ihn schließlich geöffnet hatten, fanden sie nur wenige Mullbinden darin. Was sollte man hier auch noch groß verbinden? Die Hand musste ohnehin amputiert werden, da war sich Bernd sicher. Er band den Arm von Hans Eda oberhalb des Ellbogengelenks ab und wickelte mehr zu seiner Beruhigung als zur Ersten Hilfe-Versorgung die paar Mullbinden vorsichtig um das zerquetschte Fleisch. Was anderes konnte er wirklich nicht tun. Schließlich gab er Eda, der halb bewusstlos vor sich hinwim- merte, ein paar schmerzstillende Tabletten und brachte ihn mit einigen Mitarbeitern zur Liege im Ruheraum.
     
    Wie hatte das passieren können? So sehr er auch überlegte, es gab einfach keine Erklärung dafür. War Eda zu unvorsichtig gewesen? Natürlich weiß jeder, dass man die Hand nicht zwischen die Druckwalzen stecken darf, aber doch nicht, wenn alles stillsteht! Bernd überlegte, ob er die Polizei rufen sollte. Eigentlich waren sie angewiesen, bei schweren Betriebsunfällen die Polizei zu benachrichtigen. Im Augenblick hatte er jedoch einfach keine Lust dazu. Was sollte
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