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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
Autoren: Wolfgang Doll
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er ihnen auch erzählen? Er beschloss so lange zu warten, bis der Notarzt wieder abgefahren war.
     
    Der Sanitätswagen traf kurz vor dem Notarzt ein. Die Untersuchung dauerte keine Minute. Eda wurde nur an den Tropf angeschlossen, zum einen, um seine Schmerzen zu lindern, zum anderen, um sein Herz und seinen Kreislauf zu unterstützen. Nebenbei ließ sich der Arzt von Bernd erzählen, wie das alles geschehen war.
     
    Ja“, meinte er am Schluss, “kein Beruf ist ohne Risiko. Im Krankenhaus werden sie die Hand mit Sicherheit amputieren müssen. Da ist nichts mehr zu machen. Hätte noch schlimmer ausgehen können, wenn Sie nicht so schnell reagiert und die Maschine gleich gestoppt hätten“.
     
    Bernd fragte sich, ob er tatsächlich schnell reagiert hatte. Er war sich ehrlich gesagt sehr langsam vorgekommen. Aber in solchen Situationen verliert der Mensch rasch den Zeitbegriff, und Sekunden kommen einem dann leicht wie Minuten vor. Alle waren geschockt von dem tragischen Unfall, keiner dachte mehr an die unerklärliche Fehlfunktion der Druckmaschinen und keiner dachte mehr daran, dass die Maschinen, die Bernd abgeschaltet hatte, immer noch standen. Bernd fiel die ungewöhnliche Ruhe als erstem auf.
     
    “Verdammt. Die Maschinen, sie stehen immer noch still! Los, schnell wieder einschalten! Wir sind ohnehin hoffnungslos hinterher und kommen viel zu spät raus. Das wird Ärger geben.“
     
    Einer der Mitarbeiter legte den Hauptschalter um, und die Maschinen nahmen ihre Tätigkeit auf, als sei nie etwas geschehen. Das war nachts um 1 Uhr 25. Sie verzichteten heute alle auf ihre Zwischenpausen, was an sich völlig unsinnig war, da sie die Maschinen in diesen Pausen ohnehin nicht abstellen konnten. Die verlorene Zeit war keinesfalls mehr einzuholen, aber alle fanden es irgendwie beruhigend, für den Zeitverlust, der ohne ihr Verschulden entstanden war, ein paar Minuten ihrer Freizeit zu opfern.
     
    Bernd fiel ein, dass er es durch den ganzen Trubel immer noch versäumt hatte, die Polizei zu benachrichtigen. Dieses Versäumnis würde wahrscheinlich mehr Ärger geben, als die Verspätung, mit der die Zeitungen den Verlag verlassen würden. Im Moment war ihm das aber ziemlich gleichgültig. Er war ehrlich gesagt von dem schrecklichen Unfall immer noch geschockt und wollte jetzt mit niemandem darüber sprechen, schon gar nicht mit irgendeinem Kriminalbeamten, der nur dumme Fragen gestellt und auch keine Erklärung dafür gefunden hätte. Das einzige Ergebnis wäre gewesen, dass sie die Druckmaschinen vielleicht ganz still gelegt hätten und die Zeitung dadurch überhaupt nicht erschienen wäre. Vermutlich würde er Ärger mit der Berufsgenossenschaft bekommen, dafür aber keinen mit seinem Chef. Besonders dann nicht, wenn er ihm erklären würde, dass er sogar absichtlich übersehen hätte, die Polizei zu benachrichtigen, um dadurch nicht eine noch größere Verzögerung zu verursachen. Und Ärger mit seinem Chef wäre viel schlimmer gewesen, als der, der von irgendeinem Angestellten der Berufsgenossenschaft.
     
    Er ging in die Kantine, nachdem er sich überzeugt hatte, dass alle Maschinen wieder einwandfrei liefen und holte sich aus dem Automaten eine Tasse Kaffee. Eigentlich wäre ihm eher nach einem kräftigen Schnaps zumute gewesen, aber erstens gab es hier keinen und zweitens…
    Sie hatten einmal einen Kollegen vor einigen Jahren aus dem Betrieb geschmissen, weil er in der Nachtschicht beim Schnapstrinken erwischt worden war. Genau genommen war er nicht erwischt, sondern von irgendjemandem denunziert worden. Man hat leider nie herausgefunden, wer dieses Schwein gewesen ist. Dabei war sein Kollege noch nicht einmal ein Schnapstrinker. Er hatte lediglich zwei Magenbitter zu sich genommen, weil er an diesem Tag unter starken Magenschmerzen litt und ihm dieses Getränk immer half, die Schmerzen schnell zu lindern. Trotzdem - er hatte einfach hochprozentigen Alkohol getrunken, als Schichtleiter damit die ganze Nachtschicht gefährdet, und das hatte für die Entlassung genügt.
     
    Also schlürfte Bernd Take missmutig an dem Pulverkaffee herum. Er mochte diesen Pulverkaffee aus der Maschine zwar nicht besonders, aber der Tee schmeckte noch schlechter, und so hatte er sich für das kleinere Übel entschieden. Wenn er nach Hause käme, würde ihm seine Frau einen ordentlichen Bohnenkaffee kochen. Das würde ihn wieder für dieses Gebräu, das der Automat zusammenmischte, entschädigen.
     
    Sie werden also die Hand
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