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Auswahl seiner Schriften

Auswahl seiner Schriften

Titel: Auswahl seiner Schriften
Autoren: Richard Wagner
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Hoffens, Denkens, Tuns aufbewahrt sind.
     
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    Wozu nun die vorliegende Auswahl? Sie will als Einführung dienen und zu weiterem Studium anregen. Die Nachteile einer Auswahl liegen auf der Hand; Schriften, die nicht willkürlich, sondern aus Lebensbedürfnis entstehen, gehören organisch zusammen und bilden zusammen eine Einheit, wie das Leben selbst; hier aber fehlen die Bindeglieder; diesem Nachteil muß der Herausgeber tunlichst entgegenzuwirken suchen. Ich habe darum weder aus den Schriften zur Kunstlehre (wie Kunstwerk der Zukunft oder Oper und Drama ), noch aus denen zur allgemeinen Kulturlehre (wie Staat und Religion oder Religion und Kunst ) etwas aufgenommen; denn sie machen zusammen ein Ganzes aus: nicht nur bildet Wagners Auffassung von der Würde der Kunst die Sonne in seiner Auffassung von der Würde der Menschheit und demnach auch der menschlichen Gesellschaft, sondern die Revolutionsgedanken seiner Jugend und die Regenerationsgedanken seines Alters ergänzen sich gegenseitig und besitzen für die Erkenntnis der Persönlichkeit und ihrer Werke den gleichen Wert. Dieser reiche Schatz – von Kunst und Revolution (1849) bis zu Heldentum und Christentum (1881) – bleibe also dem Leser für die geeignete Stunde aufbewahrt. [Fußnote: Hans von Wolzogen hat vor einigen Jahren einen Band Ausgewählte Schriften herausgegeben, enthaltend die wichtigsten Beiträge der letzten Lebensjahre zu den allgemeinen Kulturfragen; würde nun sein Band und der vorliegende durch einen dritten ergänzt, der die Züricher Hauptschriften über das neue Kunstwerk enthielte, der Leser bekäme eine gedrängte Übersicht des Wichtigsten.]
    Inzwischen möge dieses bescheidene Bändchen dazu dienen, ihn – wenn ich so sagen darf – mit der Stimme Wagners vertraut zu machen, mit dieser Stimme, nicht wenn sie in der göttlichen Eingebung des Kunstwerkes, sondern wenn sie mit sich selber und den nächsten Freunden redet und ratet. Jede Stimme hat etwas Überraschendes; sie verrät mehr als das bloße Wort sagt; sie ist wie eine Ergänzung zu dem Blick des Auges. Ich wünschte, der Leser möchte mit Vertrauen und Verehrung dieser Stimme lauschen. Liest er in dieser rechten Stimmung die drei Schriften, die zu einer ersten autobiographischen Gruppe vereinigt sind, er wird viel über Wagner lernen, und sich gewiß wundern, daß er diese Nähe nicht früher aufgesucht habe. Die zweite Gruppe von drei Schriften soll zur Erholung nach dem erschütternden Eindruck der Erlebnisse dienen. Die vollendete Einfachheit der Pariser Novellen , von denen wir zwei bringen, wirkt auf jeden, der bisher gewohnt war, Wagner nur an dem Maßstab des Liebestodes und der Götterdämmerung zu messen, im ersten Augenblick fast befremdend; es sind aber kleine Meisterwerke, die wir immer mehr schätzen, je genauer wir sie kennen lernen; das Zarteste in dem Herzen des Liebevollen – sein Verhältnis zu den großen Meistern seiner Kunst – wird hier bloßgelegt; und stets dabei die sprudelnde Heiterkeit, die auch im Leben dem Menschen eigen war. Mit »Wieland« bekommt der Fernerstehende einen Einblick in den Reichtum der wenig bekannten dramatischen Fragmente Wagners, zugleich eine willkommene Ergänzung zu den Ausführungen in »Eine Mitteilung an meine Freunde« (vgl. S. 129). In einer dritten Abteilung finden sich wiederum drei Schriften vereinigt, von denen eine jede Wagners Kulturtätigkeit von einer bestimmten Seite am Werke zeigt: die erste gilt der reinen Kunst, die zweite der Kunst im Zusammenhang des Lebens, die dritte dem Leben, wie es das Auge des Künstlers erblickt. In der Schrift über die Neunte Symphonie Beethovens sehen wir den noch jugendlichen Meister höchste, gottgegebene Kunst gegen Stümper und Neider durchsetzen, dem ganzen deutschen Volk zum Heil; in dem Brief über die Goethestiftung lernt der Leser einen der vielen Ansätze zu jenem Festspielgedanken kennen, der grundlegend für Wagners Auffassung der Kunst und somit auch der Kultur ist, – denn nur aus dem Ernst unermüdlicher Arbeit kann die Möglichkeit hervorgehen, ein als heilig erkanntes Ziel zu erreichen, nicht aus Theaterspekulationen; wie aber dieser Ernst und diese Selbstlosigkeit aufzufassen sind, sobald wir die Kunst nicht als egoistische Sondererscheinung, sondern als einen Ausdruck des wahrhaftig – innerlich und äußerlich – gelebten Lebens erkennen, das ersieht der Leser aus der Abhandlung über die Vivisektion , in bezug auf Stil, Prägnanz, Einfachheit,
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