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Aussicht auf Sternschnuppen

Aussicht auf Sternschnuppen

Titel: Aussicht auf Sternschnuppen
Autoren: Katrin Koppold
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hörte ich nicht mehr, denn in diesem Moment sah ich ihn.

    Er schritt Arm in Arm mit seiner Mutter an mir vorüber. Katharina Schöneberger trug ein schwarzes, tief dekolletiertes Abendkleid, er eine schwarze Hose, ein weißes Hemd und die gleiche Lederjacke wie auf unserer Fahrt nach Italien. Lächelnd unterhielten sich Mutter und Sohn mit einer Redakteurin der Zeitschrift Gala, die sich drei Kästchen links von uns positioniert hatte. Mein Magen krampfte sich zusammen.
    Tom Gerhard war mittlerweile weitergegangen und wurde von Fees Freundin interviewt. Anscheinend hatte ich zu lange gebraucht, um die nächste Frage zu stellen. Und als ich wieder aufblickte, waren auch Nils und seine Mutter verschwunden.
    Der Rest der Promi-Schau floss an mir vorbei. Ich stand mehr oder weniger nur herum und wartete darauf, dass die Menschenparade versiegte.
    Nach zwanzig nicht enden wollenden Minuten packten Fee, Jens und Tobi endlich zusammen. Die wenigen Prominenten, die nun noch über den Roten Teppich schritten, waren für sie anscheinend nicht mehr interessant.
    „Schnell, machen wir, dass wir hineinkommen. Es ist schon nach acht. Die Presse darf nur die erste halbe Stunde bei der Veranstaltung anwesend sein.“
    „Wir dürfen nicht den ganzen Abend bleiben?“, fragte ich enttäuscht.
    „Natürlich nicht. Irgendwann wollen auch die Stars einmal ungestört feiern. Das Blöde ist nur, dass direkt am Anfang des Balls das Buffet eröffnet wird. Ich muss also alle Prominenten während des Essens befragen.“

    Nachdem wir den Bayerischen Hof betreten hatten, begaben wir uns als erstes ins sogenannte Pressezimmer. Dort saßen bereits unzählige Fotografen vor ihren Laptops und jagten die ersten Fotos von der Veranstaltung zu ihren Bildagenturen. In diesem Raum konnten wir unsere Mäntel und Jacken ablegen und in einer Ecke waren Getränkeflaschen und Platten mit belegten Semmeln aufgebaut.
    Der Ballsaal des Hotels war normalerweise bestimmt ein großzügiger, heller Raum, doch an diesem Abend platzte er fast aus allen Nähten vor lauter Menschen und das erste Wort, das mir beim Betreten in den Sinn kam, war nicht beeindruckend oder stilvoll, sondern vollgestopft. Besonders bemerkenswert fand ich die Anordnung der Tische. Im vorderen Bereich des Saals standen sie so eng, dass die Stars wahrscheinlich über die Stuhlreihe hinweg zu ihrem Platz klettern mussten, die Prominenten, die ein wenig näher an der Tanzfläche sitzen durften, hatten schon etwas mehr Beinfreiheit.
    „Die Stars werden nach ihrem Bekanntheitsgrad platziert“, erklärte mir Fee. „Je prominenter desto näher an der Tanzfläche und desto mehr Platz. Da dein Schöneberger mit seiner Mutter hier ist, wirst du ihn wahrscheinlich in einer der abgeschirmten Nischen finden.“ Fee zeigte auf einige runde Tische, die sich links von der Tanzfläche befanden. Dann verschwand sie mit Tobi und Jens in der Menge, um sich auf ihr Lieblingsobjekt Florian David Fitz zu stürzen und ich versuchte, mich zwischen den Tischreihen durchzuquetschen. Keine leichte Aufgabe, denn immer wieder stellten sich mir Film- oder Fototeams in den Weg und brüllten ihre Fragen den meist sichtlich genervten Promis zu. Es dauerte allein eine Viertelstunde, mich bis zur Tanzfläche vor zu kämpfen. Und dann noch einmal genauso lange, um in all dem Prominentengewusel Nils auszumachen. Fee hatte Recht gehabt. Ich fand Nils tatsächlich in einer der Nischen. Ein wichtig aussehender Mann mit Mallorca-Bräune redete wild gestikulierend auf ihn ein.

    Da war er nun, der Mann, nach dem ich mich seit einem dreiviertel Jahr, auch wenn ich es mir nicht immer eingestehen wollte, gesehnt hatte. Nur ein paar Meter von mir entfernt. Er stand neben einer hübschen jungen Frau mit blonden Locken, die aufgeworfene Lippen und eine niedliche Stupsnase hatte und mir vage bekannt vorkam. Unwillkürlich fasste ich mir an meinen eigenen Zinken.
    Auf einmal trat eine weitere Frau von hinten an die Dreier-Gruppe heran und legte Nils die Hand auf die Schultern. Katharina Schöneberger! Aus der Nähe betrachtet sah sie noch besser aus als eben auf dem roten Teppich. Sie war groß und schlank, hatte strahlend blaue Augen und weichgelockte schwarzen Haare. Sie hauchte Nils’ Begleitung neben der rechten und der linken Wange ein Küsschen in die Luft. Die junge Frau sagte etwas und Mutter und Sohn lachten.
    Mein Magen krampfte sich zusammen.
    Nils war wieder in seiner eigenen Welt! In der glamourösen, glitzernden Film-
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