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Ausritt im Park

Ausritt im Park

Titel: Ausritt im Park
Autoren: Robert Bringston
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alleine. Es gibt sicherlich noch eine Menge zu erzählen.«
    Frederik schloss die Tür hinter sich.
    Ich stutzte und sah zur Tür. Sie war das erste Mal, seit ich in diesem Zimmer wohnte, vollkommen lautlos und ohne zu knarren ins Schloss gefallen.
    Adrien legte einen Arm um meine Schulter und sah mich erstaunt an. »Das erklärt allerdings einiges.«
    »Und gleichzeitig gibt es so viele Fragen, die für immer unbeantwortet bleiben«, setzte ich hinzu. Mein Kopf lag in seinem Arm. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann ich mich das letzte Mal so geborgen gefühlt hatte. Meine Finger zogen sanft seine Kinnlinie nach.
    »Du riechst so gut, Adrien.« Mein Gesicht vergrub sich in seinem Hals. Gierig sog ich diesen Duft in mich auf.
    »Dass dir das erst jetzt auffällt, mein Freund. Mit deinem Geruchssinn scheint es ja nicht gut bestellt zu sein«, gab er erstaunt zur Antwort.
    »Nein, so ist das nicht«, protestierte ich. »Schon heute Nachmittag, nachdem ich aufgewacht war, habe ich als Erstes diesen vertrauten Geruch bemerkt. Ich dachte nur, es hätte mit dem Unfall zu tun. Es war schon verrückt genug, dass ich glaubte, dich schon lange zu kennen. Wenn ich dir dann auch noch gesagt hätte, dass du nach etwas wie aus meiner Kindheit riechst, hättest du mich wirklich für verrückt erklärt.«
    Adrien sah mich mit großen Augen an. »Aber so verrückt ist es wirklich nicht. Ich kann dir sagen, woher du diesen Duft wahrscheinlich kennst. Es ist …«
    »Nein, sag es mir bitte nicht.« Ich lege meine Finger auf seine Lippen. »Ich weiß genau, woran er mich erinnert.«
    Mit einem Satz war ich aus dem Bett gesprungen. Mit einem lauten Knall schlug der Deckel einer großen Truhe zurück, als ich sie hastig öffnete.
    »Hier irgendwo muss es sein. Ich bin mir ganz sicher … Na, also. Sag ich’s doch.«
    Strahlend hielt ich eine kleine Holzkiste in den Händen.
    Adrien saß im Bett und lächelte amüsiert. Sein Blick wanderte an mir auf und ab.
    »Sehr schön, wirklich sehr schön …, dieser äh … Kasten, meine ich natürlich.«
    »Ja wirklich, das ist er. Sieh nur.« Ich überging geflissentlich seinen eindeutigen Blick zwischen meine Beine und legte mich wieder zu ihm ins Bett. »Auf den Deckel ist das Bild eines alten Bauernhauses gemalt. Und hier drin sind noch alle Tiere, die dazugehören.« Ich holte aus der Kiste kleine Holzfiguren und stellte sie auf das Bett. Es gab eine ganze Reihe von Kühen, einige Schafe und Ziegen, aber auch kleine bunte Hühner, einen Hund und einige rotbraune Pferde.
    »Hier mein Lieblingspferd. Riech doch nur daran.« Ich hielt ihm das Spielzeug unter die Nase. »Mein Vater hat sie mir als Geschenk mitgebracht, als er einmal von einer langen Reise zurückkam. Der ganze Kasten war zum Schutz für die Figuren mit einem duftenden Gras ausgelegt. Jetzt riecht man es natürlich nicht mehr so stark. Aber du riechst ganz genauso. Allerdings ist es doch ein ziemlich süßer Duft. Ich hätte nie gedacht, dass ein Mann wie du darin badet. Hier in London, im ruhmvollen Old English Club, würdest du sicherlich damit Aufsehen erregen, dir aber keine Freunde machen. Ich allerdings mag ihn sehr. Wirklich.« Etwas außer Atem sah ich ihn an.
    »Du bist ja ganz aufgeregt, Brian. Beruhige dich doch. Ich kann dir das, glaube ich, erklären«, sagte er nachdenklich. »Ich bade nicht in Lavendel. Das brauche ich gar nicht.«
    Adrien nahm den Kasten mit den Tierfiguren und zeigte auf den Deckel.
    »Sieh her, dort an der Ecke. Siehst du die Initialen?
DF – das steht für Dorien Fernell.«
    »Woher weißt du das?«
    »Die Figuren stammen aus meiner Heimat. Monsieur Fernell ist der Künstler, der sie gemacht hat. Ich hatte die gleichen.« Liebevoll nahm er das Pferd in die Hand.
    Nun war ich es, der ihn verständnislos ansah.
    »Auch ich habe dieses Spielzeug von meinem Vater bekommen. Und dein Vater wird es dir mitgebracht haben, als er meinen Vater dort besucht hat. Das ist wirklich schon ein bisschen verrückt«, fuhr er fort und sah mich nachdenklich dabei an. »Wenn du dich mehr mit Frauen umgeben würdest, mein Lieber, was du aber zu meinem Glück nicht für nötig erachtest …«
    »Und das wird auch so bleiben«, unterbrach ich Adrien und drückte ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange.
    »… zu meinem großen Glück nicht für nötig erachtest, hättest du längst gewusst, dass das, was du als Gras bezeichnet hast, Lavendel ist. Unser großes Haus in Frankreich steht inmitten von wogenden,
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