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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition)
Autoren: Peter Abrahams
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»Haben wir uns schon mal getroffen?«, fragte er.
    »Nein, an Sie würde ich mich bestimmt erinnern.« Er wusste, was folgen würde. »Wegen des Films«, sagte sie.
    Der Film war mittlerweile zehn Jahre alt und in Petrovs Augen gar kein richtiger Film, nur ein Fernsehfilm der Woche, Der Fall Reasoner, mit Armand Assante als Nick Petrov; er lief, erregte einige Aufmerksamkeit und verschwand in der Versenkung. Gab es im ganzen Land noch eine Stadt, in der sich jemand daran erinnerte? Aber sie waren in L. A.
    »Haben Sie ein Foto von Amanda?«
    Liza Rummel klappte ihre Brieftasche auf. »Das ist von dem Empty-Box-Konzert im Juli.«
    Petrov nahm das Foto von Amanda. Gesicht, Mund, Augen; bereits ein wenig verloren, das Ausreißeraussehen. Man fand sie, brachte sie zurück und änderte kaum jemals etwas. Kaum jemals, aber nicht niemals. »Empty Box ist eine Band?«
    »Sie hält sie für Gott.«
    »Was für Musik?«
    »Sie wissen schon. Schwer zu beschreiben.«
    Petrov gefiel der Name der Band; zudem zog ihn der Altersunterschied zwischen Liza Rummels Gesicht und ihrem Körper an, es war eine jener menschlichen Verwerfungslinien, denen er nur schwer widerstehen konnte. Aber die Wahrheit lautete, dass er noch nie einen Fall abgelehnt hatte, in den ein Kind verwickelt war. »Ich muss ihr Zimmer sehen«, sagte er.
    »Heißt das, Sie wollen mir helfen?« Aufregung lag in ihrem Blick, die sofort von Sorge überspült wurde. »Ich habe nicht viel Geld.« Liza kramte in ihrer Tasche. »Hier sind fünfzig Dollar, reicht das für den Anfang?« Sie legte sie auf seine Hand, bog seine Finger um das Geld, umschlang sie mit ihren beiden. Ihre Hände waren heiß und feucht, das Geld ebenfalls. Auf der anderen Seite des Parkplatzes saß ein großer Polizist auf seinem Motorrad und beobachtete sie; das Sonnenlicht schimmerte auf seinem blonden Schnurrbart.
    »Mein Vorschuss beträgt fünfhundert Dollar«, erwiderte Petrov. »Danach bekomme ich dreihundert Dollar pro Tag plus besondere Auslagen wie Flugtickets, die ich aber im Voraus mit dem Kunden abkläre.«
    »Oh«, sagte sie und ließ seine Hand los.
    »Vielleicht sollten Sie es noch einmal mit der Polizei versuchen«, sagte Petrov. »Ich gebe Ihnen den Namen eines guten Beamten.«
    »Nehmen Sie auch Schecks?«, fragte Liza Rummel.
    Petrov akzeptierte einen Scheck über vierhundertfünfzig Dollar. Er begleitete Liza zu ihrem Wagen, einem alten hellblauen Mustang Convertible, verbeult und zugemüllt, der Aschenbecher quoll von Zigarettenkippen mit rotverschmierten Mundstücken über. Beim Einsteigen schaute sie auf und fragte: »Haben Sie Armand Assante eigentlich mal getroffen?«
    »Ein- oder zweimal.«
    »Wie ist er denn so?«

    Liza Rummels Weise, den hellblauen Mustang zu fahren, verriet, dass das Auto – in seinem idealen, nagelneuen Zustand – ihr Ich verkörperte. Während Petrov ihr folgte – über die 110 zur 101 –, lauschte er einem Konzert mit Jussi Bjoerling. Ein Mann im Publikum – vermutlich schon lange tot, die Aufnahme war 1956 in Paris gemacht worden – rief eine Bitte: »Nessun Dorma.« Gelächter folgte. Petrov hatte diese CD schon häufig gehört, aber jetzt fiel ihm zum ersten Mal ganz deutlich eine Frau auf, ihr Vergnügen und ihre Erregung, fast sexuell, digital gebannt für alle Ewigkeit. Er konnte beinah die Perlen um ihren Hals erkennen.

    Liza Rummel lebte in einem kleinen Fertighaus mit einer einzelnen Palme im Vorgarten, deren Wedel staubig und grau waren. Sie hielt ihm die Tür auf. »Achten Sie nicht auf die Unordnung.«
    Petrov trat ein. Er sah keine Unordnung, er sah überhaupt nicht viel. Das einzige Licht fiel durch ein rundes Loch in den geschlossenen Vorhängen, Staubkörnchen tanzten in dem schmalen Strahl. Hier und da die schattenhaften Umrisse von Möbelstücken. Er roch gebratenen Speck.
    »Ich arbeite nachts«, sagte Liza. Was sie damit erklären wollte, wusste er nicht. Die Unordnung? Die Dunkelheit? Amanda?
    »Und als was?«, fragte Petrov, obwohl er es schon ahnte.
    Schweigen. »Bleibt alles, worüber wir reden, unter uns, oder muss zuerst noch Papierkram erledigt werden?«
    »Ich bin verpflichtet, kriminelle Handlungen anzuzeigen, Verträge hin oder her«, erwiderte Petrov. »Alles andere wird absolut diskret behandelt.«
    »Wie steht es mit einem Hostessenservice?«
    »Arbeiten Sie dort, oder besitzen Sie einen?«, erkundigte sich Petrov.
    »Besitzen? Davon kann ich nur träumen.«
    »Dann bleibt das unter uns.« Petrov
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