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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt
Autoren: K. H. Scheer
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sind freigekommen und liegen auf ebenem Kiel. Ich beginne sofort mit der Bergung. Fluten Sie bitte Ihre Turmschleuse, und entriegeln Sie das Außenschott. Zwei Panzertaucher bringen Ihnen vorerst Atemgeräte. Anschließend gebe ich Ihnen Saft auf die Batterien. Der Zylinder besitzt einen Außenanschluß für Kabelverbindungen. Schalten Sie bitte sofort Ihre Klimaanlage mit Entgiftungszusatz ein. Wie geht es den Formbaren? Ich meine die Kinder.«
    »Der Begriff ist mir klar«, antwortete ich unpersönlich. Gleichzeitig schaltete ich.
    Die Schnellentlüfter der sogenannten Turmschleuse öffneten sich; das Wasser schoß aus den aufgleitenden Flutventilen. Dazu reichte der Batteriestrom gerade noch aus.
    »Schleuse ist geflutet, Außenschott entriegelt. Sie können es von Hand öffnen«, gab ich durch. »Schließen Sie sofort das Versorgungskabel an, oder Ihre offenbar wertvollen Formbaren ersticken in letzter Sekunde. Die Frage, ob die Klimaanlage das Kohlenoxyd schnell genug binden kann, ist ohnehin offen. Beeilen Sie sich! Und nun möchte ich Ihr Gesicht sehen. Schalten Sie auf Videosendung um. Hier unten dürften wir abhörsicher sein.«
    »Davon sind meine Elektroniker nicht ganz überzeugt, Sir«, lautete die Antwort. »Ich ziehe es vor, vorerst auf dem Sprechkanal zu bleiben. Das sollte genügen. Wasser ist ein guter Leiter, ein zu guter! Ich hoffe, daß meine Ortungsstrahlen nicht ausgemacht wurden.«
    »An Ihrer Stelle würde ich zuerst an den strahlenden Reaktor denken.«
    Der Fremde lachte. Es schockierte mich, und ich wußte auch, warum. Er bestätigte meinen Verdacht sofort.
    »Wir besitzen marsianische Abschirmungen, Sir. Das heißt, daß wir nur mit marsianischen Ortern auszumachen sind. Die müssen dann aber schon enorm leistungsfähig sein.«
    Damit wurde mir klar, daß unser Navy-Jagdboot über marsianische Supergeräte verfügt haben mußte, oder es hätte das fremde Boot niemals einpeilen können. Nun, das interessierte jetzt nur noch am Rande.
    Hannibal meldete sich auf Psi-Frequenz.
    »Okay, Großer, du hast wieder einmal gewonnen. Kiny ist informiert und damit auch der Alte. Er hat dafür gesorgt, daß wir in dem Seegebiet ungestört sind. Mnakoro hat seine Unterwasser-Sucheinheiten unauffällig auf eine falsche Spur lenken können. Das dürfte zu den wenigen Dingen gehören, die sicherlich nicht auffallen. Übrigens – Miria Flabtone ist schon vor zwei Jahren die Approbation entzogen worden. Sie praktizierte ehemals in Durban und wurde bei Vivisektionen erwischt. Inwieweit sie das auf ungeborene Menschen ausgedehnt hat, weiß man nicht. Wenigstens konnte man es ihr nicht beweisen. Sie verkaufte ihre gutgehende Praxis und verschwand. Wo sie gelandet ist, wissen wir jetzt.«
    Ich schaute zu ihr hinüber.
    Sie kümmerte sich um den stöhnenden Menere. »Oberarmfrak tur«, teilte sie mir unbewegt mit. »Wollen Sie dabei bleiben, daß er hingefallen ist?«
    »Warum nicht! Ein Narr muß nicht unbedingt als solcher entlarvt werden. Halten Sie also den Mund.«
    Menere warf mir einen dankbaren Blick zu.
    Na also – der Hebelgriff hatte sich jetzt schon gelohnt. Hof fentlich konnten wir wenigstens auf diesen Burschen einigerma ßen zählen.
    »Da würde ich aber äußerst vorsichtig sein«, warnte der Kleine.
    »Menere spielt in begrenztem Rahmen mit, verlaß dich darauf. Wenn seine Auftraggeber erfahren, daß er trotz der Notlage nicht anrufen wollte, ist er erledigt. Die tolerieren keine menschlichen Schwächen. Ruhe jetzt, Kleiner, die ersten Panzertaucher kommen.«
     
     

3.
     
    Die Klima- und Luftreinigungsanlage lief auf vollen Touren. Zusätzlich zu ihrer Wirkung blies man noch Sauerstoff in unseren Druckzylinder ein. Wir konnten es wagen, die Atemmasken der überbrachten Sauerstofflaschen abzunehmen und wieder normal zu atmen.
    Dr. Miria Flabtone war mit den achtundzwanzig Kleinkindern zuerst aufgenommen worden. Ich hatte es vorsichtshalber nicht verlangt, hatte mich jedoch auf Befragen einverstanden erklärt, zuerst die gefährdeten Geschöpfe von Bord gehen zu lassen.
    Danach hatte man Narko Menere abgeholt. Auch das war sachlich richtig und vertretbar gewesen.
    Außer uns befanden sich nur noch zwei Panzertaucher im Boot. Sie hatten Erste Hilfe geleistet, die Atemgeräte überreicht und anschließend die Turmschleuse ausgeblasen. Diesmal mit Preßluft, denn unsere Lenzpumpe funktionierte wirklich nicht mehr. Ich hatte ein Zuführungskabel durchtrennt. Man machte sich nicht die Mühe, es zu
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