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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt
Autoren: K. H. Scheer
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Ende zu erdulden. Bockosch und ich werden die Grundstation verlassen, ehe der Giftgehalt über vier Prozent angestiegen ist. Unsere Schutzschirme halten den Druck der Wassermassen aus. Wir werden allein auftauchen und einen Weg finden, der Ortung zu entgehen. Sie werden mit der Tiefseestation unten bleiben.«
    »Ich werde in letzter Sekunde ebenfalls auftauchen, egal was kommt«, erklärte er mit versagender Stimme. Seine Rechte taste te nach dem Mundstück der Kalipatrone.
    »Tatsächlich? Ich war vor einer Stunde im achteren Maschinenraum, nicht wahr? Gehen Sie hin und schauen Sie sich einmal Ihre Hauptlenzpumpe an. Sie wird nicht mehr funktionieren. Oder glauben Sie ernsthaft, ich ließe Sie und Miß Flabtone an die Oberfläche steigen, wenn wir uns ohnehin abgesetzt haben? Für wie unklug halten Sie Professor Toterlays Schüler? Sie sind Mitwisser. Also bleiben Sie für alle Zeiten hier unten. Kümmern Sie sich um Ihre Aufgabe, Miria. Bockosch, wenn sich die Dame mir nochmals angriffslustig nähert, wirst du sie auflösen. Schwächste Breitstrahleinstellung justieren. Das schadet den stählernen Wänden nichts.«
    Hannibals Waffe glitt nach oben. Zugleich empfing ich wieder seinen telepathischen Impuls.
    »Du wirst den Rest deines Verstands gebrauchen, um später zu erklären, warum du doch mit dem Zylinder nach oben gehst. Was soll das riskante Psychospiel bedeuten?«
    »Abschluß einer Lebensversicherung für die nächsten Tage. Das Bergungsboot kommt. Ich weiß es, ich fühle es.«
    »Ach so! Dein neuerwachter Sinn für vorausschauendes Ah nen ist doch wieder auf Touren gekommen, was? Paß auf, daß die grauen Zellen nicht überdrehen. Das mögen sie nicht.«
    Ehe ich ihm erklären konnte, daß ich schon mehr als einmal alles auf eine Karte gesetzt und gewonnen hatte, sprach die Fremdenergie-Ortung der Grundstation an.
    Wir selbst waren ortungstechnisch taub, das heißt, unsere eigenen Suchgeräte standen auf Null. Auftreffende Fremdimpulse konnten wir aber exakt sehen, hören und auch anmessen.
    Ich vernahm das helle »Piiieng« eines breitgefächerten Asdicstrahls. Es steigerte sich zu einem Geräusch, das wie auf den Bootskörper niederfallende Kieselsteine klang.
    Dann klang das Pingen wieder auf, danach das Prasseln. Etwa zweihundert Meter über dem Meeresgrund mußte ein U-Boot mit Unterwasserortungsgeräten stehen und das zerklüftete Tiefseegelände mit seinen Asdic-, Sonar- und Massetastern absuchen.
    Menere zerrte erneut den Patronenschlauch aus dem Mund. Er kippte die Lehne seines Sessels nach vorn und starrte auf die Anzeigen. Ich ging rasch zu ihm hinüber und beugte mich über seine Schulter.
    »Das ist unser Bergungsboot. Geben Sie den ausgemachten Identifizierungsimpuls«, forderte ich schroff.
    »Erst dann, wenn es den Kodeimpuls gesendet hat«, keuchte er. »Wer sagt mir, daß es sich nicht um einen U-Kreuzer der GWA oder der AZAB handelt?«
    »Um mit solchen Ängsten zu liebäugeln, haben Sie keine Zeit mehr. Unterwassersprechfunk einschalten, Automat-Antennenpeiler auf die Sonarquelle einschwenken. Geringste Sendestärke. Los schon!«
    Als er sich weigerte, zerrte ich ihn gewaltsam aus dem Sessel und schleuderte ihn nach hinten, wo er von Hannibal mit schußbereiter Waffe empfangen wurde.
    Seinen Schmerzensschrei überhörte ich. Wir hatten wirklich keine Zeit zu verlieren – wegen der Kinder! Sonst hätte ich es auf die Kodeprogramme ankommen lassen.
    Ich schaltete schnell und exakt. Der Antennenpeiler schwenkte ein. Das fremde Ortungszirpen war schwächer geworden. Sie hatten uns in dem Grabeneinschnitt nicht sofort gefunden. Wahrscheinlich war der Druckzylinder durch unterseeische Strömungen teilweise mit Grundsand bedeckt worden. Vielleicht lagen wir auch in einem besonders kalten oder extrem salzhaltigen Grundbecken. Das konnte auch moderne Ortungsgeräte stark täuschen. Kalte Kochsalzströmungen, wie wir in der US-Navy sagten, waren das beste Schutzmittel gegen eine U-Ortung.
    Ich sprach langsam und artikuliert. Wenn der Unterwassersender noch arbeitete, woran eigentlich nicht zu zweifeln war, mußten sie uns hören. Offengestanden war es mir in dem Augenblick auch relativ gleichgültig, ob das nun das Bergungsboot der Unbekannten war oder ein Kreuzer der Afrikanischen Abwehr.
    »Apoll an U-Boot über Grabensenkung. Ich rufe das Boot über der Grabensenkung. Ihre Ortungsgeräusche werden schwächer. Sie entfernen sich mit Kurs zweihundertsiebenundsechzig Grad. Ich verzichte wegen
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