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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt
Autoren: K. H. Scheer
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27. August 2011 an. Es war 17:09 Uhr.
    Die drei von mir zugestandenen Toleranzstunden waren bereits um achtzehn Minuten überschritten. Hannibal wurde ständig nervöser.
    Die Luft in dem stählernen Tauchzylinder war völlig verbraucht. Der üble Gestank der von den Kleinstkindern ausgeschiedenen Fäkalienstoffe mischte sich mit dem ätzenden Geruch zahlreicher Kunststoffe und feucht gewordener Wandverkleidungen.
    Die Klimaanlage war wegen Strommangels abgeschaltet worden. Unsere Körperfeuchtigkeit wurde nicht mehr absorbiert, schlug sich daher nieder und rief diese Nässe hervor.
    Ferner war es kalt geworden. Wenn wir die energiefressende Hauptlenzpumpe überhaupt noch zum Auspressen der Wassermassen aus den drei Tauchzellen einsetzen wollten, hatte die Heizung ebenfalls abgeschaltet zu bleiben.
    Die Zustände erinnerten mich lebhaft an die historischen Berichte von U-Boot-Fahrern, die während des Zweiten Weltkriegs weit über die erlaubte Zeitspanne unter Wasser bleiben mußten, weil oben der Tod wartete.
    Mit einem Mini-Atomreaktor als Kraftquelle wäre alles kein Problem gewesen. Energie ist eben alles – und sie bedeutet alles!
    Mit ihrer Hilfe hätten wir das reichlich vorhandene Wasser katalytisch aufspalten und den erforderlichen Sauerstoff ohne weiteres erzeugen können. Heizungs- und Klimatisierungsschwierigkeiten hätte es nicht gegeben, bestenfalls Nahrungsprobleme, aber die wären nicht so gravierend gewesen wie vergiftete Luft.
    Narko Menere hatte bereits die Kalipatronen bereitgelegt. Es waren unförmige, rechteckige Kästen mit geriffelten Schläuchen, dichtschließenden Mundstücken und Nasenklemmen.
    Ich fragte mich, woher man die altertümlichen Hilfsmittel zur Filterung der verbrauchten Luft bezogen hatte. Kalipatronen hatte man in den vierziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts verwendet.
    Sie waren für uns in jedem Fall nutzlos, es sei denn, wir wären bereit gewesen, die achtundzwanzig Kleinkinder sterben zu lassen.
    Hannibal hätte längst die Initiative ergriffen – auch ohne dienstlichen Befehl –, wenn sich die natürliche Mutantin der GWA, Kiny Edwards, nicht schon dreimal gemeldet hätte.
    Sie befand sich zusammen mit einem Expertenteam der GWA in einem Atombomber, der sich dicht an den Grenzen des Weltenraums bewegte und in weiten Kreisen den Indischen Ozean umflog.
    Die telepathische Verbindung war so einwandfrei, wie es eben nur ein parapsychischer Nachrichtenaustausch erlaubte. Die über uns lastende Wassersäule war bedeutungslos.
    Nach Kinys Meldungen, die sie im Auftrag der GWA-Führung an uns durchgab, hatte der Alte darauf verzichtet, den afrikanischen Abwehrchef zu riskanten Maßnahmen zu verleiten.
    General Arnold G. Reling war ebenfalls der Meinung gewesen, daß es Palore Mnakoro in dem Stadium der Ermittlungen nicht mehr wagen durfte, seine großangelegte Suchaktion abzublasen. Er hatte sich in der Tat zu stark engagiert. Es gab keinen Rückzieher mehr.
    Die Jacht des Konzerngewaltigen war unterdessen im Hafen von Sansibar eingelaufen und dort vor Anker gegangen. Die Jacht, eigentlich mehr ein kleiner Luxusliner von zweitausendvierhundertundfünfzig Tonnen, war von den Spezialisten der AZAB so gründlich durchsucht worden wie kaum ein Schiff zuvor.
    Mnakoros Männer hatten aber weder uns gefunden, die angeblichen Anarchisten und Flüchtlinge, noch anderweitige belastende Dinge. Demnach hatte der Geheimdienstchef den offenbar unantastbaren Abel Gabriel Gmobala sogar um Entschuldigung bitten müssen, obwohl der AZAB-Chef genau wußte, daß die JENNIFER-MARVALY aus dem Golf von Aden gekommen und vor der Insel Socotra erschienen war, als der dort stationierte Fluchttransmitter der Calthur-Priester gearbeitet hatte.
    Damit waren Hannibal und ich angekommen. Der dritte Mann des verwegenen Fluchtprogramms, an dem wir wochenlang gearbeitet hatten, um es narrensicher zu machen, war bereits seit fast vier Tagen tot. Meneres Leute hatten Dr. Haskin Davanger, den ehemaligen stellvertretenden Naahrgar der Calthur-Priester, in dem Augenblick erschossen, als er auf der Plattform des Marstransmitters rematerialisierte.
    Damit hatte niemand rechnen können – weder wir noch die Männer des Großasiatischen Geheimdienstes.
    Sie hatten unser Fluchtprogramm maßgeblich unterstützt, ebenfalls mit der Zielsetzung, jene Leute zu finden, die sich schon vor Jahren von den international bekannten und auch geduldeten Wissenschaftspriestern des Sehenden Calthur abgesetzt hatten.
    Davanger war
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