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Ausgeträllert (German Edition)

Ausgeträllert (German Edition)

Titel: Ausgeträllert (German Edition)
Autoren: Minck
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KDB, Nichtr., KM 275 Euro, 3MMKaut, 3Zi,Gleisdr., 400EuroWM, MumiKi bev.k.Haust.«, las sie laut vor.
    Ich machte den Ton lauter, Wilma hob ihre Stimme und las unverdrossen weiter. Allys nervige Assistentin Elaine trug einen Gesichts-BH, und ich würde nie erfahren, was es damit auf sich hatte. Ich stellte den Ton noch lauter, und Wilma hob endlich mal ihren Blick von den Inseraten. Sie runzelte die Stirn und sagte: »Warum hat sie denn dieses Ding im Gesicht?«
    »Das wüsste ich auch gern, aber du hast ja in alles reingequatscht«, sagte ich und zündete mir eine Zigarette an.
    »Na, dann is’ ja auch egal«, murmelte Wilma und nahm ihren Vortrag wieder auf.
    »Wenn du bitte die Güte hättest, wenigstens die Nichtraucherwohnungen wegzulassen!«
    »In deiner Situation auch noch Ansprüche stellen. Das ist mal wieder typisch für dich.«
    Ich versuchte Wilma die Zeitung aus der Hand zu reißen, dabei stieß ich mein Rotweinglas um. Ein Viertelliter Dornfelder wurde von Wilmas neuem, blütenweißem Flokati aufgesogen, der vor ein paar Wochen den Weg in ihre Wohnung gefunden hatte, ebenso wie ein elektrischer Kamin. Das legte die Vermutung nahe, dass die Anschaffungen dazu dienen sollten, eine romantische Atmosphäre zu zaubern, damit Wilma mit Acki zukünftig eng umschlungen durch die Flusen pflügen konnte.
    Wilma ließ die Zeitung fallen und kreischte: »Da hast du den Salat«, raffte die sechs Quadratmeter Wollteppich zusammen und stolperte damit ins Bad. Ich hörte, wie sie Wasser in die Wanne einließ, um das Fusselmonster einzuweichen.
    Ich hob das Glas vom Fußboden auf und stellte es auf die Fensterbank. »Warum ziehst du nicht in Ackis Wohnung und ich bleibe hier, ungefähr so lange, bis ihr beiden festgestellt habt, dass es nicht funktioniert? Dann hab ich noch eine gute Woche mehr …«, rief ich.
    Wilmas hochroter Kopf erschien im Türrahmen. Ich sah viel zu spät, dass sie einen nassen Waschlappen in der Hand hatte, der mich in der nächsten Sekunde mitten ins Gesicht traf.
    »Ich wollte sowieso grad gehen. Danke für die Erfrischung.«
    Wilma knallte die Badezimmertür hinter sich zu, und ich machte mich exakt zwei Minuten nach Rechtzeitig auf den Weg ins Café Madrid.
    Den häuslichen Kampfhandlungen knapp entronnen, geriet ich gleich in das nächste Szenario zerrütteter Verhältnisse.
    Zwischen Kai-Uwe Hasselbrink, dem Besitzer des Café Madrid, und Raoul, seinem katalanischen Chefkoch, flogen in Ermangelung nasser Waschlappen die Messer tief, während vom Stammtisch der Fußballfreunde Anfeuerungsrufe zu vernehmen waren.
    Winnie, Elli und Rudi, die sich von Ladislaus’ Trauerfeier abgeseilt hatten, gaben die Schiedsrichter und amüsierten sich bei Tapas und Rioja. Ich fühlte mich sofort besser und nahm neben Winnie Platz.
    »Solltest du nicht längst im Bett sein? Ich dachte, du willst morgen früh nach Frankfurt?«, sagte ich.
    Winnie rümpfte die Nase und sagte: »Solltest du nicht längst geduscht sein?«
    »Lange Geschichte. Wilma hat …«
    »Scht! Es wird grad richtig spannend. Tolle Absacker-Show«, wurde ich von ihm unterbrochen.
    »Worum geht’s diesmal?«, wollte ich wissen und zeigte auf die Tür, die vom Tresen in die Küche führte. Wenn mich nicht alles täuschte, hörte ich durch den Lärm der Musik und das Gejohle am Nachbartisch das Geräusch einer elektrischen Stichsäge. Mein Kater, Doktor Thoma, der unter dem persönlichen Schutz von Raoul so lange in der Kneipe wohnen durfte, bis ich eine neue Wohnung gefunden hatte, kommentierte das Geschehen vom alten Buffet aus, das neben der Feuerschutztür stand. Er balancierte fauchend und mit gesträubtem Fell auf einem Stapel LPs.
    Kai-Uwe hämmerte derweil mit den Fäusten gegen die Küchentür und gab im Sozialarbeiterton seinem Chefkoch zu verstehen, dass er unverzüglich die Tür aufmachen solle, dass er es nicht so gemeint habe und dass das seine Kneipe sei und er Sachbeschädigung nicht dulde, und zu guter Letzt wimmerte er: »Wir können doch über alles reden, Raoul ... hör auf zu sägen, und mach die Tür wieder auf ...«
    ... Grrrrrrrrrrrrk ...
    »Ich werde doch wohl noch in meine eigene Küche dürfen, du katalanischer Springteufel!«, wechselte Kai-Uwe urplötzlich die Taktik.
    ... Grrrrrrrrrrrrrrrrrrrk ...
    »Raoul, lass das ... du machst alles kaputt.«
    Die Fußballfreunde stimmten Fangesänge an: »Ricke, racke, voller Tücke in die Türe eine Lücke ...«
    »Ist das jetzt Sachbeschädigung, Winnie?«, fragte Rudi,
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