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Ausgesaugt

Ausgesaugt

Titel: Ausgesaugt
Autoren: Charlie Huston
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Zigarette.
    Er zuckt zusammen, als er das glänzende Ding in meiner Hand sieht. Zum Glück ist er einigermaßen besonnen und wartet ab, bis er die Zellophanfolie auf der Tabakpackung erkennt. Außerdem scheint er nicht besonders schießwütig zu sein. Klar will ich rauchen, aber dass ich dafür eine Kugel in den Kopf riskieren würde, war doch ein bisschen übertrieben.
    Ich ziehe ein Paper aus der Packung und fülle es mit billigem, trockenem Tabak. Eigentlich bin ich ja ein Lucky-Strike-Raucher, genau wie mein alter Herr. Ich hoffe, es klingt nicht allzu verbittert, wenn ich mir wünsche, dass er und seine Frau Gemahlin in der Hölle schmoren. Wie dem auch sei – richtige Zigaretten sind hier schwer aufzutreiben, und bei meinem Konsum hält eine Schachtel gerade mal einen Nachmittag vor. Mit einem Beutel Bugler-Drehtabak dagegen kann ich ein paar Tage auskommen. Sollte es je etwas geben, das mich aus der Kanalisation und ins Auge des beschissenen Hurrikans an der Oberfläche treibt, dann ist es der Geschmack einer Lucky.
    Ich lecke über die Gummierung des Zigarettenpapiers, rolle es zusammen, zünde ein Streichholz aus einem Heftchen an, auf dem Werbung für eine Telefonsexhotline prangt, und halte es gegen die Zigarettenspitze.
    Chubby wischt sich den Schweiß aus dem Genick.
    Ich schnippe das abgebrannte Streichholz in eine Ecke, in der bereits Tausende davon liegen.
    – Dann schieß mal los, Chubby. Wer da oben stellt denn solche Mutmaßungen über mich an?
    Er faltet das Taschentuch zusammen und steckt es wieder weg. Dann streicht er die Anzugtasche glatt, damit auch wirklich kein Fältchen im teuren Stoff zu sehen ist. Aber so eng wie die Jacke sitzt, ist Faltenbildung praktisch unmöglich.
    – Es steht mir nicht zu, dir den Namen des Betreffenden zu nennen.
    – Außer, du hast mit diesem Betreffenden noch eine Rechnung offen.
    Er nimmt sich einen Augenblick Zeit, um seine Maniküre zu kontrollieren.
    – Boshaftigkeit und Zorn liegen nicht in meiner Natur. Unser Umgang hat sich immer auf das Geschäftliche beschränkt. Soweit ich mich erinnern kann, waren wir beide nie besonders zimperlich, wenn es um die Beendigung bestimmter Geschäftsbeziehungen ging. Ich habe mich nie groß für die Umstände interessiert. Und du auch nicht, wenn du entsprechend bezahlt wurdest.
    Ich sitze immer noch auf dem Boden. Ein Zementbrocken bohrt sich in meinen Unterschenkel. Ich greife danach, um ihn wegzuschieben.
    Dallas hat sich nach der Geschichte mit der Tabakpackung wohl ein wenig entspannt und verzichtet diesmal darauf, mit der Waffe herumzufuchteln. Daher rechne ich mir eine etwas größere Chance aus, als ich den Zementbrocken gegen seinen Schädel schleudere. Er prallt nicht ab, sondern fällt fast senkrecht herunter, als sein Kopf nach hinten geschleudert wird. Anstatt auf mich zu schießen, lässt er die Waffe fallen und geht unmittelbar darauf selbst zu Boden. Ich muss mir nicht mal die Mühe machen, nach der Pistole zu greifen. Sieht nicht so aus, als würde er sich die nächste Zeit großartig dafür interessieren. Und sollte Chubby etwas Unüberlegtes versuchen, hätte ich bestimmt eine Minute lang Zeit, mir die Waffe zu holen, bevor er es schaffte, sich überhaupt nur vorzubeugen.
    Ich blase eine Rauchwolke in seine Richtung.
    – Tut mir leid, Chubby. Ich weiß, er ist dein Lover und so, aber die Knarre hat mich einfach irritiert.
    Ich drücke die Zigarette aus, ziehe den Tabak hervor und drehe mir die nächste.
    – Um nochmal auf die Personen zurückzukommen, deren Namen du mir nicht nennen willst – wie heißen sie gleich noch?
    Er räuspert sich und schüttelt den Kopf.
    – Er hat lediglich meine Befehle befolgt, Joe.
    – Du hättest es eigentlich besser wissen sollen.
    Er nickt.
    – Ja. Ja, wahrscheinlich hast du Recht.
    Ich zünde mir die Zigarette an.
    – Früher sind wir auch ohne Knarren gut miteinander ausgekommen, Chubby.
    Er sieht sich eine Weile lang im Müll und Unrat des Verschlags nach einer Sitzgelegenheit um, aber da alles ziemlich baufällig und instabil wirkt, entscheidet er sich stehen zu bleiben.
    – Auch da pflichte ich dir bei. Andererseits warst du früher immer bis zu einem gewissen Grad berechenbar. Wie bereits angedeutet, scheinen mir deine Handlungen und Absichten inzwischen von Willkür diktiert. Außerdem leben wir in gefährlichen Zeiten. Woher hätte ich also wissen sollen, in welchem Zustand ich dich vorfinden würde?
    Er deutet mit den Fingern durch den
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