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Ausgefressen

Ausgefressen

Titel: Ausgefressen
Autoren: Moritz Matthies
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mir.«
    »Können wir trotzdem erfahren, wie der Plan lautet?«, fragt sie drohend.
    Von Sieversdorf wendet sich verärgert Phil zu. »Es sieht fast so aus, als hätten Sie ein persönliches Interesse daran, meine Tochter zu überführen.«
    »Sagen wir, ich fühle mich in meiner Berufsehre gekränkt«, erwidert Phil.
    »Selbst wenn es gelänge, Constanze aus der Reserve zu locken, gäbe es immer noch den Haken, dass man dieses Gespräch aufzeichnen müsste, um einen Beweis in Händen zu halten.
    »Und wo genau ist da der Haken?«, fragt Phil.
    »Ich bin darauf bedacht, dass Unternehmensgeheimnisse auch geheim bleiben. Meine Villa wird regelmäßig auf Abhörgeräte untersucht. Außerdem gibt es Wachen, die jeden Besucher kontrollieren. Und die Alarmanlage ist erst vor einigen Monaten auf den neuesten Stand gebracht worden. Da kommt keine Maus ungesehen rein oder raus.«
    »Aber vielleicht ein paar clevere Erdmännchen«, sagt Phil.
    »Das ist ein Witz«, erwidert Hanno von Sieversdorf, dreht seinen Kopf ein wenig zur Seite und betrachtet mich skeptisch. »Das müssten schon Erdmännchen sein, die Abhörtechnik bedienen können.«
    Phil nickt bedächtig. »Ganz genau.«

Kapitel 19
    Rufus steht am Westeingang und kontrolliert mit Hilfe seiner neuen persönlichen Assistentin Natalie den Warenstrom.
    »Rufus, kann ich dich mal kurz sprechen?«
    Er bedeutet seiner Schnecke, dass sie einen Moment alleine weitermachen soll, und gesellt sich zu mir. »Was gibt’s, Ray?«
    Ich sehe ihn vorwurfsvoll an. »Ich habe gehört, du hast ein Verhältnis mit deiner Assistentin. Ich wollte dir nur sagen, dass ich es peinlich und entwürdigend finde, wie schamlos du deine Rolle als Vorgesetzter ausnutzt.«
    »Aber wir haben doch schon vorher …«, beginnt Rufus verdattert, unterbricht sich dann aber. »Du verarschst mich, Ray.«
    »Rufus, du bist ein enorm intelligentes Erdmännchen.«
    »Leck mich, Ray!«
    »Kann das nicht deine persönliche Assistentin machen?«
    »Hör jetzt sofort auf!« Er sieht aus, als würde er mir gerne eine runterhauen. Selbst meinen pazifistischen Bruder kann die Liebe also zur Weißglut bringen. Was für eine Urkraft!
    Ich muss grinsen. »Entspann dich, Rufus. Ich mag Natalie. Wirklich. Und ich wünsche euch alles Glück der Welt, speziell alles Glück der Unterwelt.«
    »Echt?« Rufus ist baff.
    »Echt«, bestätige ich. »Aber foppen werd ich euch in Zukunft trotzdem.«
    »Rufus? Kannst du bitte mal kommen?«, piepst Natalie.
    Er nickt mir zu. »Wir sehen uns.«
    Ich nicke ebenfalls. »Wenn was ist, ich liege in der Sonne.«
    Rufus hebt eine Pfote. »Alles klar, Bruder.«
    Er trabt zurück auf seinen Posten. Eigentlich beneide ich die beiden sogar ein bisschen. Allerdings auch wieder nicht, wenn ich bedenke, wie sie sich abrackern.
    Seit dem frühen Morgen sind der dritte und vierte Wurf damit beschäftigt, technisches Gerät in den Bau zu schleppen. Phil hat letzte Nacht mehrere große Einkaufstüten mit Elektronikkram im Gebüsch hinter unserem Gehege deponiert. Die anderen Clanmitglieder erweitern gerade den Nordtrakt, damit Rufus dort einen Serverraum einrichten kann. Gestern und in der letzten Nacht hat der Clan einen Tunnel zu einem städtischen Stromverteilerkasten gegraben. Jetzt sind wir nicht mehr von dem einen Kabel abhängig, das obendrein quer durchs Gehege der Fenneks verlegt ist, die dafür ständig Gefälligkeiten verlangen. Wir verfügen nun über »unbegrenzte Energieressourcen«, wie Rufus es ausgedrückt hat. Er träumt schon von beleuchteten Gängen mit Bewegungsmeldern und einer Fußbodenheizung für das gesamte Gehege. Rocky will es sich überlegen.
    »Du gräbst nicht mit?«, reißt Phil mich aus meinen Gedanken.
    »Bin im Einsatzteam. Ich muss mich schonen.«
    Phil zieht ein mehrfach gefaltetes Blatt Papier aus seiner Tasche und reicht es mir. »Hatte ich noch vergessen. Das sind die Informationen, die du haben wolltest.«
    »Du hast wirklich daran gedacht? Danke!« Ich nehme das Blatt an mich und klemme es unter den Vorderlauf. »Ich glaube, ich weiß, was drinsteht. Ich brauche eigentlich nur den Namen. Und den Geburtsort vielleicht. Den Rest kann ich mir denken.«
    Phil nickt. »Strunk. Heinz Strunk aus Gelsenkirchen.«
    Wenn es nicht so traurig wäre, müsste ich darüber lachen.
     
    Elsa hockt allein in der hintersten Ecke ihres Käfigs und blickt melancholisch ins Halbdunkel. Vielleicht ist es besser, sie jetzt nicht zu stören, denke ich und will mich zurückziehen,
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