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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Autoren: Frieda Lamberti
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kommt, fühlt sich Schnuffelhund Bruno aufgefordert, dagegen zu pieseln. Ich mache dem Schauspiel ein Ende und bringe ihn zurück ins Haus. Schon als ich die Haustür aufschließe, kriecht mir eine strenge Wolke Mottenkugelduft in die Nase. Steffen sitzt mit seinen Kollegen am Esstisch.
   »Lasst euch von mir nicht stören.« Nach einem Lächeln in die Runde will ich mich in das Oberschoss verdrücken, aber Bärbel rückt bereits ihren Stuhl zur Seite.
   »Du störst doch nicht.« Verwundert denke ich darüber nach, warum die blöde Bärbel mich duzt. Ich bin mir sicher, beim Grillfest im letzten Sommer noch per Sie mit ihr gewesen zu sein.
   »Wir haben auf dich gewartet.« Steffen zieht mich an den Tisch und bittet, mich für einen Moment dazu zu setzen. Christian präsentiert die ersten Entwürfe, die ich mir unbedingt ansehen soll. Ich sehe die Freude in seinen Augen und gebe nicht die Spielverderberin. Kurt erklärt mir die Unterlagen und sieht mich erwartungsvoll an.
   »Wow, wirklich beeindruckend.« Ich habe einfache Schwarzweiß Grundriss Zeichnungen erwartet. Aber was ich vorfinde, sind professionelle 3D Planungen in Farbe, die jedes Zimmer, vom Empfang bis in die verschiedenen Behandlungsräume hinein in fotorealistischer Art darstellen.
   »Christian ist nicht nur staatlich geprüfter Heilpraktiker, sondern auch Innenarchitekt und ausgebildeter CAD Designer.« Den Idioten nehme ich im Fall Christian sofort zurück. Steffen erklärt gerade ausführlich die genaue Aufteilung der Räume, als Bärbel vorschlägt, einen Tee zuzubereiten.
   »Lass mal, ich mach das gleich selber.« Aber Bärbel ist schon auf dem Weg in die Küche.
   »Bleib ruhig sitzen, ich kenne mich ja hier aus.« Na so was! Wieso kennt sich die doofe Bärbel in meiner Küche aus? Das ist der letzte Tee, den du hier kochst, du alter Stinkmolch, denke ich.
   »Du sagst ja gar nichts. Gefällt es dir nicht?«
   »Doch Steffen, es gefällt mir sogar sehr. Ich bin wirklich beeindruckt. Bitte nicht böse sein, aber ich habe auch noch Arbeit, die sich nicht von allein macht.« Ich stehe auf, gehe zum Sofa, stelle mein Notebook auf den flachen Couchtisch und nehme meine Notizen aus der Handtasche. Ein Auge auf den Monitor gerichtet, hämmere ich meine Aufzeichnungen in den Computer. Mit dem anderen Auge nehme ich die blöde Bärbel ins Visier. Kurt blickt mehrfach zu mir herüber.
   »In dieser Sitzposition machst du dir den Rücken kaputt.« Der staatlich geprüfte Heilpraktiker Nummer Zwei kennt sich aus.
   »Wir stören jetzt auch nicht länger. Lasst uns jetzt mal aufbrechen.« Ich freue mich über sein Feingespür und erkenne daraufhin auch Kurt den Idiotenstatus ab.

Nach dem Abendessen lege ich mich neben Steffen gemütlich auf die Couch. Wir sehen fern, aber er ist nicht bei der Sache.
   »Fünfzigtausend!«, stöhnt er.
   »Du meinst es wirklich ernst mit dem Gesundheitshaus? Dann sollten wir im neuen Jahr mit der Bank sprechen. Wir könnten eine Hypothek auf das Haus aufnehmen.« Vorsichtig rückt er näher und gibt mir mit geschlossenen Augen einen kurzen Küschi auf die Wange. Mehr als diesen Bruderkuss kann ich ihm trotz aufreizender Liegeposition nicht entlocken. Die Frage, die mich seit dem Mittag beschäftigt, stelle ich ganz beiläufig.
   »Ist Bärbel eigentlich verheiratet?«
   »Bist du etwa eifersüchtig?«
   »Habe ich Grund?«
   »Nein, verheiratet ist sie nicht. Ich glaub geschieden, auf jeden Fall ist sie Single und ich fürchte, sie ist auch ein wenig verknallt in mich. Aber du brauchst dir keine Gedanken zu machen. Ich finde sie nur nett.« Der Spielfilm läuft gerade seit 10 Minuten, als das Telefon klingelt. Da Steffen keine Anstalten macht, sich zu erheben, gehe ich ran. Ich wundere mich über den späten Anruf meiner Mutter und ahne nichts Gutes. Ellen druckst herum.
   »Lars ist vor einer Stunde ins Krankenhaus gebracht worden. Ich fürchte, es geht mit ihm zu Ende.« Ich seufze laut. Ich weiß, dass mein Schwager unheilbar an Krebs erkrankt ist. Das war auch der Grund dafür, dass Sophie sich eine berufliche Auszeit genommen hat. Aber dass es so schnell geht, damit hat niemand in der Familie gerechnet.
   »Wenn du ihn noch einmal sehen möchtest, solltest du dich beeilen. Sophie hat mir erzählt, dass dein Familienessen nicht stattfindet. Vielleicht nutzt du die Gelegenheit und kommst stattdessen zu uns. Deine Schwester kann deine
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