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Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Ausgeflittert (Gesamtausgabe)

Titel: Ausgeflittert (Gesamtausgabe)
Autoren: Frieda Lamberti
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Die anderen dreißig Prozent investiert sie in die Erfüllung ihrer sexuellen Wünsche. Auf keinen Fall will sie wieder eine feste Beziehung eingehen. In Sachen Blind Dates ist sie eine Expertin und seit der Trennung verreist sie vorzugsweise nach Tunesien, was ihren Wunsch nach Perfektion der französischen Sprache erklärt. Dort verbringt sie die Zeit mit einem Loverboy, der ihr für ein Trinkgeld die nötige Entspannung verschafft.
   »Mit den Brückentagen zwischen Weihnachten und Neujahr komme ich auf zwei Wochen wohlverdienten Liebesurlaub. Karim erwartet mich schon sehnsüchtig.«
   »Das wäre nun gar nichts für mich.« Aber mehr Entspannung wünsche ich mir auch. »Wir feiern eher klassisch. Ich freue mich schon wie Bolle auf das Fest. Endlich wird wieder Trubel im Haus sein. Wenn die ganze Familie kommt, sitzen vier Generationen am Tisch. Ich habe schon meterlange Einkaufslisten geschrieben, das Haus geschmückt und kann es kaum erwarten, endlich mit dem Kochen zu beginnen.« Ich ernte nur ein verständnisloses Kopfschütteln von meiner Freundin. Nach zwei Stunden löst sich die Gruppe auf.
   »Bleib doch noch einen Moment.« Ich lege meinen Mantel wieder zurück auf den Stuhl. »Ich habe noch ein Geschenk für dich.« Wir warten geduldig bis sich alle verabschieden und wir allein am Tisch sitzen. Gespannt wickel ich mein Paket aus. Unter vielen kleinen Styroporchips kommt ein riesiger, fleischfarbiger Gummi Penis zum Vorschein.
   »Bist du irre?«
   »Du kannst ihn tauschen, wenn dir die Größe nicht zusagt. Er ist noch original verschweißt.« Silvia redet über den Freudenspender so selbstverständlich, als wenn sie einen Wollpullover verschenkt hätte.
   »Du hast mir tatsächlich einen Dildo gekauft, eine Brummgurke, einen Elektrolurch?« Ich muss so laut lachen und johlen, dass sich die Kellnerin aufgefordert fühlt, zum Tisch zu kommen. Noch bevor die Bedienung den Grund meiner Albernheit sehen kann, verstecke ich den Giganten in meiner Handtasche. »Ja, wir möchten zahlen«, sage ich und kann mein Lachen kaum unterdrücken. »Du bist total beknackt«, gackere ich noch auf der Straße, als sich meine Freundin mit Küsschen von mir verabschiedet und ich in die Firma fahre.
 
    »Frau Simon, Ihre Schwiegermutter auf Leitung eins. Soll ich durchstellen?«, ruft Maike durch die verschlossene Labor Tür. Ich bin gerade dabei, einen Ansatz für ein neues Anti Falten Mittel zu mischen und kann die Arbeit unmöglich unterbrechen.
   »Jetzt bitte nicht. Sagen Sie ihr doch, ich melde mich gleich zurück.« Zehn Minuten später fülle ich eine goldgelbe Emulsion in einen Cremetiegel, beschrifte das Glas mit einem Code aus Datum, Buchstaben und Zahlen und stelle das Muster in den Inkubator. Ich streife meine engen Latexhandschuhe ab, hänge den weißen Kittel auf den Bügel und verschwinde aus dem sterilen Laborraum. Eigentlich bin ich unendlich dankbar, dass unsere studentische Aushilfe nicht nur in den Semesterferien, sondern auch zwischen ihren Vorlesungen den Telefondienst übernimmt. Seitdem sich meine Geschäftspartnerin Sophie überraschend eine Auszeit nahm, weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht. Sophie Wagenstädter ist nicht nur die gleichberechtigte Gesellschafterin der SoMa Kosmetik GmbH, sondern auch meine ältere und einzige Schwester. Wir beide gründeten das Unternehmen vor zwanzig Jahren und genießen in der Beauty Branche einen hervorragenden Ruf.
   »Ist noch Kaffee da?«, frage ich auf dem Weg in mein Büro. Maike ist damit beschäftigt, den Empfang zahlreicher Pakete und Päckchen zu quittieren. Statt mir zu antworten, flirtete die junge Studentin lieber ungeniert mit dem knackigen Kurierfahrer weiter. Mit energischen Schritten gehe ich selbst in die Pantry und setze eine Kanne auf. Geduldig auf Antworten zu warten, liegt nicht in meinem Naturelle. Mit einem leisen Stöhnen lasse ich mich in meinen Chefsessel fallen und greife zum Telefon.
   »Hallo Hanna, du hast angerufen?«
   »Oh gut, dass du dich meldest. Kommst du nach Feierabend vorbei? Steffen ist auch schon da. Hör mal, Karl und ich wollen euch beiden dringend etwas erzählen.«
   »Na, du machst es ja spannend. Ich habe noch eine Weile zu tun. Aber ich beeile mich.«
   »Fahr schön vorsichtig, die haben wieder Glatteis angesagt.«  Ich mag meine Schwiegermutter. Das Verhältnis zu ihr war stets viel enger, als das zu meiner eigenen Mutter. Mutter Ellen war in zweiter Ehe mit
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