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Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt

Titel: Ausgebrannt - Eschbach, A: Ausgebrannt - Ausgebrannt
Autoren: Andreas Eschbach
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Gesicht strahlend.
    »Ich hab’s getan! Ich hab’s so eingerichtet, dass ich ihr wie zufällig im Flur begegne, und dann habe ich ihr ein Kompliment gemacht.«
    Markus musste grinsen. »Und? Wie hat sie reagiert?«
    »Ich weiß nicht«, meinte Silvio schulterzuckend. »Sie war ein bisschen irritiert, glaube ich. Komisch eigentlich; ich hätte gewettet, sie kann sich gar nicht retten vor Verehrern.«
    »Sei doch froh, wenn es nicht so ist.«
    Silvio nickte strahlend, trommelte mit beiden Händen einen kleinen Wirbel auf der Tischkante und meinte dann: »Okay. Zurück an die Arbeit. Obwohl ich nicht weiß, ob ich heute irgendwas zu Stande bringe.«
    Zwei Stunden später bekam Markus mit, dass sich ein bulliger Mann in einer grauen Uniform, den er noch nie im Haus gesehen hatte, zu Silvio Damiano durchfragte. Mister Murray wolle ihn sprechen, sagte er. Und nein, er brauche keine Projektunterlagen mitzunehmen.
    Eine halbe Stunde später kehrten die beiden zurück, Silvio kreidebleich und mit einem von Entsetzen gezeichneten Gesicht, der Mann in der grauen Uniform einen Schritt hinter ihm, als habe er den Auftrag, den Italiener aufzufangen, sollte er in Ohnmacht fallen.
    »Um Himmels willen, was ist los?«, fragte Markus, fest davon überzeugt, dass jemand gestorben sein musste, der Silvio sehr nahe gestanden hatte.
    »Sexuelle Belästigung«, stieß Silvio hervor.
    »Was?«
    »Sie hat sich beschwert. Murray sagt, ich hätte sie sexuell belästigt. Mit einem Kompliment! Ich versteh das nicht.«
    Markus sah, wie das Gesicht des Mannes in der grauen Uniform unverkennbare Züge von Ungeduld annahm. »Und jetzt?«, fragte er, auf einmal erfüllt von der Vorahnung, dass das noch nicht das Schlimmste war.
    »Ich bin draußen«, fuhr Silvio tonlos fort. »Ich soll meinen Schreibtisch aufräumen, meine Sachen im Hotel packen, und dann fährt der da mich zum Flughafen. Die Maschine nach Rom heute Abend ist schon gebucht.«
    Markus war, als schnüre ihm etwas die Kehle zu. »Ist nicht wahr.«
    »Mister Damiano«, ließ sich der Mann in der Uniform vernehmen. Sicherheitsdienst stand auf dem Abzeichen am Ärmel, das sah Markus erst jetzt. »Ich muss Sie bitten, sich nicht länger aufzuhalten.«
    Silvio nickte, warf Markus einen letzten Blick zu. »Ich hoffe bloß, das ist wirklich nur ein böser Traum.«
    Sie versammelten sich alle am Fenster und sahen zu, wie Silvio unten auf dem Parkplatz in den Wagen stieg, der so grau war wie die Uniform der Sicherheitsleute. Nun waren es schon zwei, die ihn begleiteten. Er trug einen Karton in Händen, der beinahe leer war. Manche winkten ihm zu, aber Silvio bemerkte es nicht, sah nicht einmal nach oben. Die Türen schlossen sich, der Auspuff würgte eine dicke Abgaswolke heraus, dann rollte der Wagen davon.
    Gegenwart
    D ie Schwester weckte ihn. Diesmal brachte sie kein Frühstück, sondern bestand darauf, dass er sich aufsetzte. Dann, als er sich endlich mit viel Mühe aufgerichtet hatte, wollte sie, dass er ganz aufstand und mit ihr zum Waschbecken ging.
    »Warum denn?«, wehrte er sich.
    »Sie müssen sich waschen. Und rasieren.«
    »Warum?«
    »Sie bekommen Besuch.«
    Er blinzelte. »Besuch?«
    Sein Gehirn fühlte sich an, als sei es in Styropor eingepackt und als klebe irgendwo ein Hinweis: »Zur Inbetriebnahme Schalter umlegen.«
    Also gut. Er stand auf, schaffte es auf erschreckend wackligen Beinen zum Waschtisch. Die Schwester stützte ihn, was zweifellos gut war. In dem Gesicht im Spiegel erkannte er sich nur mit Mühe. Ein ungepflegter Bart verunzierte die untere Hälfte davon, und eine breite Narbe, die über dem Ohr begann und sich über eine Augenbraue bis auf die Stirn fortsetzte, die obere.
    Ach ja, richtig. Der Unfall. Die Bilder waren noch da.
    »Nicht gerade das, was man als Schwarm aller Mädchen bezeichnen würde, was?«, murmelte er seinem Spiegelbild zu.
    Die Krankenschwester schob ihm einen eigenartig geformten Stuhl unter; eine Art Barhocker mit Sicherheitsgurt. »Das wird man später wegmachen«, versprach sie. »Das ist nicht so schlimm, wie es aussieht. Kommen Sie, hier, waschen Sie sich.« Sie drehte das Wasser auf und reichte ihm einen Waschlappen und ein Stück Seife.
    Er nahm beides und wunderte sich darüber, wie ermüdend das alles war. Er hätte sich auf der Stelle wieder hinlegen und noch ein halbes Jahr schlafen können.

Kapitel 4
    Vergangenheit
    D ie Einweihungsparty war ein voller Erfolg. Sie hatten auf die Einladungen ein Foto gedruckt, das die Aussicht
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