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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen
Autoren: P. C. Cast
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werden.
    Drei männliche Statuen standen auf einem Tisch. Sie waren alle ungefähr sechzig Zentimeter hoch. Ich hielt inne und schenkte ihnen die respektvolle, angemessene Aufmerksamkeit, die sie zu verdienen schienen. Während ich die Identifikationen und Losschilder las, versuchte ich, keine Stielaugen zu machen. Objekt Nr. 17, Statuette von Zeus, den Blitz zum Abwurf bereit (sehr aktig, sogar nackig und sehr – bereit ).
    „Sorry, Süßer, ich kann dich leider nicht mit nach Hause nehmen – zu sexy.“ Ich zwickte seinen Blitz.
    Objekt Nr. 18, Statuette eines hellenischen Herrschers, vielleicht Demetrios I. von Syrien . Demetrios war ein großer, muskulöser, nackter Mann. Sehr groß.
    „Oh, Baby, ich wünschte, du wärst Galatea und ich dein entzückter Bildhauer.“ Ich tätschelte seine Wangen und kicherte, wobei ich mich umschaute, ob mich auch niemand beobachtete.
    Objekt Nr. 19, Statuette eines etruskischen Kriegers . Zu dünn für meinen Geschmack – an dieser Statur traten nur zwei Dinge hervor: seine Waffe und seine Waffe .
    „Bye-bye, Jungs. Es ist so … hart, euch zu verlassen.“ Ich gluckste über mein Wortspiel und ging zum nächsten Tisch, auf dem ein halbes Dutzend Urnen und Amphoren standen. Mein Blick schweifte über die geschmackvoll gestalteten Tongefäße …
    Plötzlich schien die Erde aufzuhören, sich zu drehen. Jäh und ohne Vorwarnung stand die Zeit still. Das laue Lüftchen und die Geräusche erstarben. Ich spürte die Hitze nicht mehr. Mein Atem stockte. Mein Blickfeld verengte sich, bis meine ganze Aufmerksamkeit nur noch auf eine Vase gerichtet war.
    „Oh, Entschuldigung. Ich wollte Sie nicht anrempeln.“
    Luft brauste in meine Lunge, und die Erde setzte sich mit einem Ruck wieder in Bewegung, als ein freundlicher Mann meinen Ellenbogen ergriff, um mich zu stützen.
    „Ist schon okay.“ Ich atmete tief durch und versuchte zu lächeln.
    „Ich habe wohl nicht aufgepasst, wo ich langgehe. Hab Sie beinah umgerannt.“
    „Geht schon, wirklich. Nichts passiert.“
    Er sah mich an, als wäre er nicht ganz überzeugt, aber dann nickte er und ging weiter.
    Ich strich mit zitternden Fingern durch mein Haar. Was geschah hier? Was war los? Ich hatte mir die Gefäße angeschaut und …
    Ich konzentrierte mich wieder auf den Tisch mit den Keramiken, und sofort wurde mein Blick wie magisch von der zuhinterst stehenden Vase angezogen. Ich setzte einen Fuß vor den anderen, bevor ich mir dessen richtig bewusst war. Fast ohne es zu wollen, streckte ich bebend die Hände aus, um den Aufkleber zu berühren, auf dem die Auktionsnummer zu lesen war. Darauf stand: Objekt Nr. 25, Reproduktion, keltische Urne, Original ist auf einem schottischen Friedhof gefunden worden, farbige Darstellung verweist auf Bittgesuche an die Hohepriesterin von Epona, keltische Göttin .
    Mit einem Mal sah ich nur noch verschwommen, und mir brannten die Augen, als ich die Urne näher betrachtete. Ich bemühte mich, zu ignorieren, wie seltsam ich mich fühlte, blinzelte ein paarmal, um wieder klar zu sehen, und schaute sie mir genauer an.
    Das Gefäß war fast einen halben Meter hoch, und die Form erinnerte an einen Lampenfuß. An einer Seite befand sich ein bogenförmiger Griff. Die Öffnung verzierte ein fein gestalteter, gezahnter Rand. Weder die Form noch die Größe des Gefäßes hatte diese unwiderstehliche Wirkung auf mich, es war die Malerei, die sich einmal um die gesamte Keramik zog. Der Hintergrund war schwarz, wodurch die dargestellte Szene mit goldenen und cremefarbenen Akzenten sehr plastisch wirkte. Eine Frau lag auf einer Art Chaiselongue. Sie wandte dem Betrachter den Rücken zu, sodass man nur ihre Hüfte sah, den ausgestreckten Arm, mit dem sie hoheitsvoll auf die Bittsteller zu ihren Füßen deutete, und ihr langes Haar, das ihr wallend auf den Rücken fiel.
    „Sieht aus wie mein Haar.“ Mir war nicht bewusst gewesen, dass ich das laut aussprach, bis ich die Worte hörte. Ihr Haar war wirklich wie meins, nur länger. Das gleiche Rotblond, die gleichen weichen Locken, die sich nie so frisieren ließen, wie man es wollte. Unwillkürlich streckte ich einen Finger aus und berührte wie in Trance die Vase.
    „Oh!“ Sie war heiß! Schnell zog ich die Hand zurück.
    „Ich wusste nicht, dass Sie sich für Keramik interessieren.“ Mr. Geheimratsecke stand neben mir und blinzelte mich an. „Zufällig kenne ich mich mit altamerikanischer Keramik sehr gut aus.“ Er befeuchtete sich die Lippen.
    „Tja,
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