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Ausersehen

Ausersehen

Titel: Ausersehen
Autoren: P. C. Cast
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busige, hüftige, beinige Typ. Und in Gegenwart von kleinen Männern fühle ich mich lächerlich. Ich stelle mir immer vor, dass ich sie sehr wahrscheinlich leicht überwältigen könnte, das nimmt mir sofort jegliches Interesse an allen weiteren Möglichkeiten. Gebt mir einen Mann in der Größe von John Wayne, und ich schmelze dahin wie ein Eis am Stil in einem warmen Mund. Unglücklicherweise ist mein Liebesleben genauso tot wie der gute John.
    Der überwiegende Teil der zu versteigernden Objekte befand sich hinter dem Haus in dem einst vermutlich hinreißend gestalteten Garten. Das Zentrum des Ganzen bildete ein abbröckelnder Springbrunnen, verziert mit einer Nymphe. Die einzelnen Auktionsobjekte, Lose genannt, waren in einem groben Halbkreis um den Springbrunnen angeordnet – der offene Teil des Kreises zeigte in Richtung einiger Landmaschinen. Billy Joe Bobs und Bubba Bo Bobs, wie die Leute in Oklahoma auf dem Land so heißen, standen aufgeregt in Gruppen um die Maschinen herum. Der Wind trug die bekannte Oklahoma-Melodie, bestehend aus „Jupps“ und „Yeahs“, herüber. Einer der Männer hatte einen echten Strohhalm in einer Lücke zwischen seinen Vorderzähnen stecken. Wirklich, ich schwöre es!
    Weitere Versteigerungsobjekte waren zu Gruppen zusammengefasst. Bei näherer Betrachtung wurde offensichtlich, dass jemand sehr viel Sorgfalt darauf verwandt hatte, sie thematisch zu ordnen. Auf der einen Seite standen vom Stil her ähnliche Möbel beieinander (Schlafzimmer, Essecken, kunstvoll verzierte Stühle etc.), weiter hinten drängten sich Tische mit Lampen, Beschlägen, Kristall und Glasobjekten. (Ich bemerkte, dass Mr. Geheimratsecke zielstrebig diesen Tisch ansteuerte.) Kartons voller Schnickschnack und versehen mit der jeweiligen Losnummer waren so angeordnet, dass man sie bequem durchsuchen konnte, ohne den anderen Besuchern in die Quere zu kommen; Gemälde und Bilder standen kunstvoll auf Klapptischen und Staffeleien.
    Mich zog es in die Ecke mit der Kunst. Auf dem Weg dahin konnte ich es mir nicht verkneifen, einen begehrlichen Blick auf die Möbel zu werfen; aber dieser eine Blick reichte leider auch schon, und ich war mir ziemlich sicher, dass das Gehalt einer Lehrerin nicht für Einkäufe in diesem Bereich ausreichte.
    An den ausgestellten Gemälden angekommen, fiel mir auf, dass der zukünftige Exbesitzer in seinem Geschmack sehr konsequent war. Alle Bilder auf den Staffeleien hatten das gleiche Thema – Mythologie. Ich schlenderte von Wasserfarbe zu Acryl und von da zu Öl. Alles war vertreten, von der Geburt der Venus bis zu einer großartigen Lithographie von Wotans Abschied von Brunhilde.
    „Ach du meine Güte, das ist ja zum Schreien!“ Ich konnte nicht anders, ich musste die neben mir stehende Flohmarktkönigin anstupsen und auf ein Bild aufmerksam machen. Ein wundervoller Farbdruck zeigte einen riesigen, feurigen Drachen, der eine brüllende Flamme auf eine blonde Kriegerin auf einem weißen Pferd spie. Sie hatte ihr Schwert gezückt und wehrte die Flamme mit einem Schild ab. Ich konnte den Namen des Künstlers nicht entziffern, aber der Titel unten auf dem Bild lautete: Waldfeuer austreten .
    „Das muss ich einfach haben“, sagte ich kichernd.
    „Na ja, es ist irgendwie seltsam“, beendete die Flohmarktkönigin in nasalem Ton mein Lächeln.
    „Ja, aber der Ausdruck ‚seltsam‘ gefällt mir nicht. Ich bezeichne es lieber als nicht gewöhnlich.“ Sie bedachte mich mit einem mitleidigen Blick und ging in Richtung Haushaltswaren davon. Ich seufzte und klappte mein kleines Notizbuch auf. „Objekt Nr. 12 – Drachendruck“, schrieb ich mir auf. Ein genauerer Blick auf den Rahmen, und ich fragte mich, ob ich überhaupt eine Chance hatte, es zu ersteigern, aber vielleicht hielten es ja alle für „irgendwie seltsam“, und ich würde die einzige Bieterin sein.
    Es gab noch mehr interessante Bilder, doch ich hatte mich bereits entschieden, meine finanzielle Energie auf diesen einen Druck zu fokussieren. Vielleicht noch auf eine kleine Urne oder eine Skulptur oder irgendeinen anderen „seltsamen“ Kleinkram.
    Hinter den Gemälden war Kunsthandwerk ausgebreitet. Einzelstücke standen auf Tischen, dazu Kartons mit diesem und jenem Kram. Wieder schien es jeweils ein Thema zu geben, nach dem die Stücke zusammengestellt waren. Die Skulpturen waren Miniaturausgaben von Statuen, die sehr römisch oder griechisch aussahen und sehr, nun ja, nackt waren.
    Das würde ein Spaß
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