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Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)

Titel: Aus reiner Mordlust: Der Serienmordexperte über Thrill-Killer (German Edition)
Autoren: Stephan Harbort
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Geräusch überlagert wird, das entsteht, wenn ein Specht seinen Schnabel beharrlich gegen Holz schlägt. Die mächtigen Buchen sind bis zu 240 Jahre alt und überragen mit ihren 40 Meter hohen Kronen die farbenfrohe und friedfertig anmutende Landschaft.
    Ernst Brunger liebt diese Idylle; das ist einer der Gründe, warum der 52-Jährige von Beruf Förster geworden ist. Vor zwei Tagen ist der Orkan »Lilly« über sein Revier hinweggefegt und hat große Schäden hinterlassen, die es nun so schnell wie möglich zu begutachten und zu beseitigen gilt. Denn auch der neu angelegte Wanderweg »MA« hat unter dem Sturm gelitten, besonders an den neuralgischen Abschnitten in den verschiedenen Waldgebieten der Region. Und weil die Wanderstrecke in der kommenden Woche vorgestellt und mit einer großen Tour am 1. Mai eingeweiht werden soll, besteht Handlungsbedarf.
    Als Ernst Brunger sich dem nächsten Waldgebiet nähert und ein Wiesengelände überquert, verschafft er sich zunächst einen Überblick. Plötzlich fällt ihm nur einige Meter entfernt am Wegrand etwas auf, das wie eine kleine ausgetrocknete Pfütze aussieht, allerdings von rötlich brauner Farbe ist. Er macht zwei Schritte nach vorn. Der Mann ist von Berufs wegen mit Blutlachen vertraut, und auch das, was da vor ihm auf dem Boden deutlich zu erkennen ist, kann eigentlich nichts anderes sein. Und zu dieser Annahme scheint eine Schleifspur zu passen, die einen Steinwurf entfernt in den Wald hineinführt. Ernst Brunger denkt spontan an die Tat eines Wilderers, folgt der Spur und stößt einige Herzschläge später auf ein Dornengebüsch, unter dem eine Gestalt zu liegen scheint, länglich ausgestreckt, teilweise verdeckt von Ästen und Gestrüpp. Das kann eigentlich kein Tier sein, was da vor ihm liegt, schlussfolgert Ernst Brunger. »Hallo?« Nichts regt sich. Keine Antwort. Ernst Brunger hört die Vogelgesänge jetzt nicht mehr. Totenstille. »Hallo?«
    Vorsichtig nähert er sich dem Busch und erstarrt förmlich, als ihm vollends bewusst wird, was er da entdeckt hat – vor ihm werden Teile eines menschlichen Körpers sichtbar: ein ausgestreckter Arm, ein beschuhter Fuß. Dazu steigt ihm ein unangenehm strenger Fäulnisgeruch in die Nase. Ernst Brunger versteht nichts von sicheren und unsicheren Todeszeichen, aber auch ihm leuchtet ein, dass hier jede Hilfe zu spät kommt. Ein Fall für die Kripo.

    Nachdem die Spezialisten der Mordkommission eintrafen und den Leichnam untersucht haben, besteht kein Zweifel mehr, dass Ernst Brunger mit seiner Einschätzung richtiglag: Die Vielzahl von äußeren Verletzungen kann sich das Opfer unmöglich selbst beigebracht haben. Überhaupt muss der Mann längere Zeit extremer Gewalt ausgesetzt gewesen sein, denn sein Körper war mit Wunden übersät, die wahrscheinlich von einem spitzen und scharfkantigen Gegenstand verursacht wurden, möglicherweise einem Messer. Näheres soll die gerichtsmedizinische Untersuchung erbringen.
    Ganz in der Nähe des Leichnams entdecken die Ermittler Reifenspuren. Aus der Beschaffenheit und der Lage der Spuren zueinander schlussfolgern die Kriminalisten, dass hier mit einem Fahrzeug hin und her gefahren und mehrfach gewendet worden sein dürfte. Möglicherweise transportierte der Täter das Opfer mit seinem Pkw zum Fundort. Warum aber der Wagen gleich mehrmals vor- und zurückfuhr, bleibt vorerst unklar.
    Vom oberen Rand des Wiesengeländes führt ein asphaltierter Wirtschaftsweg zur nächsten Straße. Entlang dieser Strecke entdecken die Fahnder zahlreiche Blutspritzer – mit großer Wahrscheinlichkeit von einem Fahrzeug abgetropft bzw. weggeschleudert –, das mit hoher Geschwindigkeit in Richtung der Straße gefahren worden ist. Ebendieses Fahrzeug muss mit dem Blut erheblich kontaminiert gewesen sein, weil die entsprechenden Spuren noch 387 Meter vom Leichenfundort entfernt vorhanden sind. Aus dem Spurenbild insgesamt folgt: Täter und Opfer müssen mit einem Pkw zum Tatort gefahren und der später Getötete muss zu diesem Zeitpunkt bereits erheblich verletzt gewesen sein.

    Noch am selben Tag wird die Leiche obduziert. Der Körper des Toten ist übersät mit teilweise tiefreichenden Stichwunden. Mit großer Wucht muss der Täter aus verschiedenen Richtungen zugestochen haben. Augen und Hals wurden mehrfach durchbohrt, andere Stichverletzungen hat der Täter hinter den Ohren gesetzt, sie führen in den Schädel hinein. Dort, wo einmal der Mund gewesen ist, befindet sich nur noch eine
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