Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story

Titel: Aus Notwehr! - Aus Notwehr! - For a House Made of Stone. Gina's Story
Autoren: Gina French
Vom Netzwerk:
unangekündigten Auftauchen offensichtlich verblüfft und rief ihren Mann; sie bat mich ins Haus, wo ich mich setzen sollte. Ihr Mann kam von oben herunter; er sah aus, als hätte er gerade geduscht und sich für den Tag angekleidet. Sie schienen beide schockiert, weil ich so winzig war, und unsicher, was sie mit mir anfangen sollten, da ich ja nun bei ihnen im Haus saß.
    »Du möchtest also als Hausmädchen arbeiten?«, fragte die Frau, wie um sich zu vergewissern.

    »Ja, bitte«, antwortete ich so höflich, wie ich nur konnte.
    »Aber du bist doch noch ein Kind«, sagte der Mann.
    »Das mag schon sein«, stimmte ich zu, »aber ich will mein Bestes geben und hart arbeiten. Ich helfe zu Hause meiner Mutter ja auch immer.«
    Das in dem Moment vorherrschende Gefühl war überwältigende Müdigkeit, denn ich war während der Fahrt die meiste Zeit wach gewesen und wegen der Reisevorbereitungen am vorherigen Tag auch. Tagelang hatte meine innere Aufregung ständig zugenommen, und jetzt, da ich an Ort und Stelle war, empfand ich das dringende Bedürfnis, mich hinzulegen und die Augen zuzumachen. Sie mussten gesehen haben, wie schwer meine Augenlider waren und wie sehr ich mich bemühte, die Augen offen zu halten. Offensichtlich fanden sie sich mit der Tatsache ab, dass sie nun für mich verantwortlich waren - ob ihnen das nun passte oder nicht -, und sie brachten mich in das Zimmer, das ich mit ihren Töchtern teilen sollte; dort fiel ich fast augenblicklich in Tiefschlaf - und träumte heftig.
    Kurz bevor ich ins Vergessen sank, hörte ich noch, wie das Ehepaar sich vor dem Zimmer unterhielt.
    »Sie ist doch noch ein Kind«, sagte der Mann.
    »Wir können ihr ja zumindest eine Chance geben«, schlug seine Frau vor. »Nach Hause können wir sie ja wohl kaum wieder schicken. Vielleicht lernt sie ja schnell. Ich brauche jedenfalls jemanden, der mir im Haus zur Hand geht.«
    Ich verschlief den ganzen ersten Tag, und als ich aufwachte, machte ich mir Sorgen, dass sie mich für faul halten und hinauswerfen könnten, bevor ich überhaupt angefangen hatte. Aber die Dame des Hauses schien sehr erfreut, mich zu sehen, als ich nervös blinzelnd aus meinem
Zimmer auftauchte. Sie zeigte mir, was ich für sie zu tun hatte, falls ich blieb. Zu meinen Pflichten gehörte zu putzen und zu waschen, aber ich sollte auch für die Familie kochen. Ich hatte meiner Mutter und meinen Schwestern zu Hause bei der Zubereitung des Essens ein bisschen geholfen, aber immer bei ganz einfachen Gerichten. Nun musste ich lernen, wie man ordentlich sauber machte, Fisch zubereitete und wirklich leckere Mahlzeiten kochte. Wenn das Essen dann fertig war, durfte ich mich zu ihnen setzen und mit allen essen.
    Meine Arbeitgeber besaßen ein Fischgeschäft, das ihnen offensichtlich ein angenehmes Leben ermöglichte, obwohl sie keine anderen Bediensteten hatten außer mir. Sie hatten zwei Söhne und zwei Töchter, alle älter als ich, und sie alle hießen mich gern bei sich zu Hause willkommen.
    Ich arbeitete, so hart ich nur konnte, und lernte schnell alle notwendigen Fertigkeiten, da ich die Familie ja zufrieden stellen wollte. Sie waren ihrerseits sehr nett zu mir und behandelten mich fast wie ein Familienmitglied. Gleichzeitig fand ich es aufregend, in einer so großen Stadt zu sein, auch wenn ich mich nie weit über die Stra ßen rund um das Haus hinauswagte. Ich hatte Angst, dass ich mich, wenn ich mich weiter entfernte, in dem Gassengewirr verirren und nie mehr zurückfinden würde. Vom Bus aus hatte ich gesehen, dass viele Viertel gleich aussahen. Von meinem Lohn kaufte ich mir zum ersten Mal schöne Kleider und schickte meiner Mama Geld nach Hause. Ich fühlte mich wie eine Erwachsene und war stolz auf mich, als ich den Umschlag zur Post trug. Ich hatte ihnen das Leben nicht nur erleichtert, weil sie nun einen weniger durchfüttern mussten, sondern konnte auch etwas zu den Ersparnissen meiner Mutter beitragen.

    Der älteste Sohn der Familie - er muss so etwa fünfundzwanzig gewesen sein - war immer sehr nett. Eines Tages hörte ich, wie er im Badezimmer nach mir rief.
    »Gina!«
    »Ja, Kuya «, antwortete ich und benutzte respektvoll die Anrede »großer Bruder«.
    »Bring mir einen Waschlappen, ja?«
    »Selbstverständlich, Kuya «, sagte ich.
    Als ich in das Badezimmer trat, stand er unter der Dusche - völlig nackt. Es hätte mir klar sein sollen, wo er war, denn ich hatte ja von draußen gehört, dass das Wasser lief, aber ich war noch so jung und
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher