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Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls

Titel: Aus Eifersucht kann Liebe werden: Die Heilung eines ungeliebten Gefühls
Autoren: Wolfgang Krüger
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der Liebe entsteht dann die Eigenliebe. Wir denken nur noch an uns, an unsere Interessen, und das ist der Boden für die selbstbezogene Eifersucht. Zu Recht meinte der französische Moralist La Rochefoucauld, in der Eifersucht würde mehr Eigenliebe als Liebe stecken.
    Geht es nicht tatsächlich bei der Eifersucht häufig mehr um die eigene Person, weniger um den Partner? Besonders deutlich wird dies, wenn man der gehörnte Ehemann ist. Dann hat man oftmals nicht nur seine Frau verloren, sondern auch seine Ehre. Typisch ist dann die Frage des Mannes: »Wie stehe ich jetzt da …?« Das kann man durchaus verstehen. Doch die Tragik besteht darin, dass man zwar die Untreue der Partnerin beklagt, sich selbst aber nicht liebend verhält. Denn nach Liebe sieht die Eifersucht tatsächlich oftmals nicht aus. Vielmehrliegt der Eifersucht meist ein großes Verlangen nach Liebe zugrunde und die Angst, dass diese verlorengehen könnte. Es ist eher ein ängstliches Gefühl, man ist auf sich bezogen, man sieht mehr die eigenen Lebensumstände, weniger die des Partners. Und so kann man den Eindruck bekommen: Wer eifersüchtig ist, stellt zwar große Ansprüche an den anderen. Er will geliebt werden, liebt aber selbst zu wenig.
    Doch was würde es bedeuten: zu lieben? Ich habe hundert Menschen befragt und bekam zu hören:
Liebe ist, einen Menschen zu vermissen, sobald er zur Tür raus ist.
Wahre Liebe ist es, wenn du dir eben diese Frage nicht mehr stellst. Dann weißt du, was Liebe ist.
Wenn man weiß, dass man mit ihm alt werden möchte.
    Nun mögen Sie einwenden, dass mit solchen Beschreibungen der Liebe nur die innere Befindlichkeit erfasst wird. Deshalb stelle ich nochmals die Frage: Was ist die Liebe? Antoine de Saint-Exupéry meinte einmal, die wirkliche Liebe würde beginnen, wenn keine Gegengabe mehr erwartet wird. Doch ist dies wirklich so? Ich denke, dass wir in der Liebe immer etwas ersehnen, erhoffen, erwarten. Vielleicht nicht immer kurzfristig, immer aber langfristig. Das wurde in den vergangenen Jahrzehnten mitunter verleugnet. Man tat so, als wäre man vollständig für sich verantwortlich, als dürfe man vom anderen nichts erwarten. Der berühmte Spruch des Gestalttherapeuten Fritz Perls lautete vor 40 Jahren:

    »Ich tu, was ich tu; und du tust, was du tust.
    Ich bin nicht auf dieser Welt, um nach deinen Erwartungen zu leben, und du bist nicht auf dieser Welt, um nach den meinen zu leben.
    du bist du, und ich bin ich,
    und wenn wir uns zufällig finden, – wunderbar.
    Wenn nicht, kann man auch nichts machen.«
    Der Spruch von Perls war die Aufforderung, das eigene Leben zu gestalten, nicht zu schnell mit dem Partner zu verschmelzen. Das war nicht falsch. Aber trotzdem war diese Sichtweise übertrieben. Denn eine Partnerschaft ist immer eine gemeinsame Aufgabe, sie ist ein Team. Und jeder muss bei einem solchen Lebensprojekt »Liebe« mitwirken. Letztlich ist die Liebe ein Brückenschlag, es ist eine Kooperation und der Partner muss bereit sein, bei diesem Näheprojekt mitzuwirken.
Die Belastungsproben einer Beziehung
    Dazu ist es wichtig, dass uns der Partner einigermaßen gut kennt. Er muss in der Lage sein, auf unsere Nähebemühungen einzugehen. Und wir müssen davon überzeugt sein, dass es der Partner gut mit uns meint. Doch gerade dies Gefühl kann in einer Beziehung immer wieder verlorengehen. Denn es gibt verschiedene Belastungen durch den Alltag, insbesondere durch Kinder, durch den Ärger hinsichtlich der Verteilung der Aufgaben im Haushalt oder durch Krankheiten. Nur wenn ein Paar diese Belastungsproben halbwegs gut bewältigt, kann es immer besser zusammenwachsen. Kinder sind dann langfristig ein wichtiger Bindungsfaktor. Und Liebesbeziehungen wachsen auch zusammen, wenn man die Arbeiten im Haushalt und Garten als gemeinsame Teamaufgabe begreift. Selbst schwere Erkrankungen können dazu führen, dass ein Paar zusammenwächst. Man kommt sich viel näher als sonst und man begreift, dass das Leben endlich ist. Frühere Differenzen verblassen, weil man gemeinsam begreift, was wesentlich ist.
Die eigene Kindheit begreifen
    Doch oft sind wir nicht in der Lage, die Belastungsproben gut zu bewältigen. Jeder hat durch seine Kindheit seelische »Sollbruchstellen«, an denen die Beziehung scheitern kann. Wirsind dann zu empfindlich, haben zu hohe Ansprüche an die Liebe, sind zu schnell gereizt. Deshalb kann an solchen Bruchstellen die Liebe scheitern. Insofern ist es wichtig, dass wir uns drei Fragen
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