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Aus der Hölle zurück

Aus der Hölle zurück

Titel: Aus der Hölle zurück
Autoren: Tadeusz Sobolewicz
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Besuchern aus beiden deutschen Staaten erworben, findet aber keinen Vertrieb, weder in der DDR noch in der BRD .
    Dabei verdient vor allem der letzte Teil des Werkes als historisches Zeugnis in Deutschland größte Aufmerksamkeit, weil dort ausführlich über ein Lager berichtet wird, das mit Recht das »vergessene« genannt wurde, das KZ Flossenbürg. Dieses entstand ab April 1938 als erstes Lager der »neuen Generation«, wozu später Lager wie Mauthausen oder Neuengamme zählten. In ihnen sollte die Ausschaltung aller zu Gegnern des nationalsozialistischen Staates und zur Bedrohung der arischen Rasse Erklärten ökonomisch organisiert geschehen – »Vernichtung durch Arbeit«. In den reichen Granitvorkommen an der Grenze zur tschechischen Republik, östlich der Kreisstadt Weiden in der Oberpfalz im nördlichen Bayern, entdeckten die Planer der SS den geeigneten Ort zum Aufbau einer unabhängigen Wirtschaft, deren Erlöse direkt in die Kassen der SS fließen sollten, um so auch ökonomisch ein Stück Autarkie im NS -Staat zu erlangen. Und in der Tat erwies sich dieses Kalkül als richtig. Mit der Gründung einer GmbH, der Deutsche Erd-Steine-Werke ( DEST ), und der Einrichtung einer eigenen Abteilung in der SS -Hauptverwaltung in Sachsenhausen, dem Wirtschafts-Verwaltungs-Hauptamt ( WVHA ), gelang auf der Grundlage einer fast nichts kostenden Ausbeutung der Gefangenen der allmähliche Aufbau eines Wirtschaftsimperiums der SS . Schon 1942 gehörten die Steinbrüche von Flossenbürg, in denen für die Führerbauten und die Autobahnen Werksteine produziert wurden, zu einem der lukrativsten Unternehmen. Als ab diesem Jahr die SS begann, mit ihren Gefangenen in Flossenbürg, oder in eigens errichteten Außenlagern wie in Mülsen, für die großen Rüstungskonzerne wie Messerschmitt zu produzieren, stiegen die monatlichen Überweisungen an die Kasse der SS allein für Flossenbürg bis auf über 2  Millionen RM im Monat an. Mit mehr als 100 Außenlagern in Bayern, Sachsen und der besetzten tschechischen Republik wird Flossenbürg schließlich zum viertgrößten Lager im Reichsgebiet ausgebaut. In diesem Lager gibt es keine Gaskammern; spezielle Tötungseinrichtungen erübrigen sich, denn allein durch gnadenlose Auspressung des letzten Rests von Arbeitskraft geht ein Drittel der mehr als 100 000 Gefangenen in den Arbeitskommandos des Stammlagers und in den Außenlagern sowie auf den Todesmärschen zugrunde. Nur wenige überleben nach 1942 / 43 die ersten Monate, jemand wie Tadeusz Sobolewicz, der über ein Jahr dort bleibt, ist die Ausnahme. Er empfindet im nachhinein das Lager im ewig kalten Waldgebirge Nordbayerns als das schlimmste. Wegen der unbeschreiblichen Bedingungen, des häufigen Austauschs der Arbeitssklaven und der willfährigen Kapos, meist ehemaligen deutschen Gefängnisinsassen, kann nur rudimentär Widerstand geleistet werden. Oft erschöpft sich dieser in der Sabotage der Rüstungsproduktion und der gegenseitigen Hilfe für den jeweils Schwächsten. Weil die Möglichkeiten der Konspiration so sehr begrenzt sind, werden sogar Gruppen politischer Gefangener aus den anderen Lagern, die geheimer Aktionen verdächtigt werden, nach Flossenbürg abgeschoben, wo man sie besser unter Kontrolle glaubt. Für sogenannte »Ehren- oder Sonderhäftlinge«, etwa den vormaligen österreichischen Bundeskanzler Schuschnigg, wird Flossenbürg als Haftlager ausgewählt. Gegen Kriegsende wird das KZ in der Oberpfalz zu einer der meistbenützten Hinrichtungsstätten, so Anfang April 1945 für einen Teil des militärischen Widerstands gegen Hitler um Admiral Canaris.
    Nach der Befreiung kann sich kein schlagkräftiges Internationales Komitee gründen, wie etwa das von Dachau, das den Aufbau der dortigen Gedenkstätte durchsetzt. Obwohl die überwiegende Mehrzahl der Gefangenen aus Osteuropa und der Sowjetunion kommt, wird dort dieses Lager kaum beachtet, weil es für die eigene Legitimation ungeeignet scheint, und ebenso wie im Westen schnell vergessen. Schließlich wird nach der Umbettung tausender Toter von den einzelnen Bestattungsorten entlang der Evakuierungsmärsche in einen Randbereich des ehemaligen Lagers die so geschaffene »Grab- und Gedenkstätte Flossenbürg« von der für das KZ zuständigen »Bayerischen Schlösser- und Seenverwaltung« zu einer Parkanlage umgestaltet, in der von der Grausamkeit der »Vernichtung durch Arbeit« selbst ehemalige Häftlinge nichts mehr zu entdecken vermögen: Anstelle der
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