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Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen

Titel: Aus der Dunkelkammer des Bösen - Benecke, M: Aus der Dunkelkammer des Bösen
Autoren: Lydia Mark;Benecke Benecke
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Stirnrunzeln, das aus einer ganz anderen Welt kommt. »Hast du dir wirklich nie Gedanken darüber gemacht, dass Psychologen solche Täter begutachten und beschreiben? Und dass dafür dieselben Regeln gelten, die auch ein Naturwissenschaftler anwendet: Vorhersagbarkeit und Nachprüfbarkeit?«
    Nein, hatte ich nicht. Wer Sperma, Blut, Drogen und Insekten einsammelt und ordentlich beschriftet, macht sich eben keine Gedanken um vermurkste Lebensläufe. Das sollte sich ändern.
    Wir durchforsteten fortan Zeitungen, Artikel und meine eigenen Fälle nach den »missing links«, also den seelischen Beschreibungen der Täter. Das machte so viel Spaß, dass ich sogar einige meiner Vorträge entsprechend umbaute. Ergebnis war, dass wir ganz neue Nachfragen aus dem Publikum erhielten – von Opfern, Tätern, Angehörigen und Informanten. Es war überwältigend. Die Vorgänge, wie sie in der modernen forensischen Seelenkunde erforscht werden, waren großteils unbekannt. Nicht nur mir, sondern auch den meisten Zuschauern.
    Deshalb haben wir einige der spannendsten Fälle hier aufgeschrieben. Die psychologischen Teile des Buches stammen von Lydia, das Übrige von mir. Dass der Stil dabei ein wenig wechselt, ist gewollt. Genau so reden wir mit den Klienten – jeder ein bisschen anders und mit verschiedenen Schwerpunkten und Sichtweisen, aber dennoch als Team, das hinterher alles zu einem hoffentlich stimmigen Gesamtbild zusammenfügt. Deswegen haben wir auch kleine Zusatztexte eingebaut, in denen Sie neben Gesprächen mit einigen unserer Informanten auch am Wegesrand unserer Forschungen liegende Blüten und Kräuter finden.
    Dieses Buch war übrigens eine Höllenarbeit, für die wir vieles hintenanstellten. Bücher scheiben ist keine romantische Tändelei für nette Abendstunden … erst recht nicht, wenn es um vermurkste Verbrechen und noch vermurkstere Verbrecher geht. Es hatte aber zwei hübsche Vorteile. Erstens ärgere ich mich nicht mehr über Taten, die meiner Meinung nach eigentlich nie hätten passieren dürfen, denn in den meisten Fällen habe ich jetzt verstanden, warum es so kam, wie es kam. Schön war diese Einsicht nicht. Aber, wie der Kölner sagt: »Et is, wie et is.« Zudem: Was man versteht, lässt sich vielleicht auch ändern. Das gilt auch für Erkeimendes in der Dunkelkammer des Bösen.
    Zweitens geht unsere kriminalistische Buchserie nun also doch mit einem neuen Blickwinkel weiter, den Sie so garantiert nirgendwo aufbereitet finden. Wir schließen Türen auf, von denen selbst ich nichts geahnt hätte, wenn mich meine Frau nicht zu psychologischen Kongressen und schmutzigen Gerichtsverhandlungen geschleppt sowie allerhand neue Forschungsarbeiten ausgegraben hätte, die Sigmund Freud prähistorisch aussehen lassen.
    Außerdem muss ich unserem stets neugierigen Publikum bei öffentlichen Veranstaltungen danken. Ihre Nachfragen sind es, die uns immer wieder darüber nachdenken lassen, ob ein Fall wirklich so abgelaufen sein kann, wie es »alle« meinen. Ergebnis davon ist beispielsweise der Baukasten für Straftäterseelen, den Lydia Ihnen hier vorstellt.
    So entstand eine Sammlung von Kriminalfällen, die wir nicht nur spannend finden, sondern die teils nicht nur das Leben der Betroffenen, sondern auch das unsere verändert haben. Wer sich eher für technische Einzelheiten der Fälle interessiert, surft einfach die kostenlose und werbefreie Webseite »benecke.com« an, wo auch Spezialartikel ohne Registrierung und Schnickschnack gratis aufrufbar sind. Muss aber nicht sein – Sie halten ja das deutlich unterhaltsamere Buch in Händen.
    Also: Viel Spaß beim Lesen.
    Mark Benecke
    Köln, im Mai 2011

Es war unglaublich kalt. So kalt, dass mir zum ersten Mal im Leben der Schädelknochen einzufrieren drohte, mir die Ohren fast abfielen und ich mir nichts dringender herbeisehnte als eine winddichte Mütze mit möglichst großen Schlappohren. Egal, wie doof die aussehen würde.
    Wir standen am Roten Platz, am Hintereingang des Kreml. Ein sehr netter, aber etwas zauseliger Mann in hellblauer Polyesterfluffjacke – von unserem »Fixer« (von engl. »to fix«: etwas richten) zweifellos großzügig bestochen – begrüßte uns und führte uns in die Kellerräume. Ich staunte: Alles, wirklich jede Ecke und jeder Winkel, stand voller Lenin-Nippes. Große und kleine Büsten – teils verhüllt, damit der Staub der Zeit sie nicht zerfressen möge, teils aber auch wie soeben erst aufgestellt – duckten sich in gedeckten
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