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Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Titel: Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)
Autoren: Julika Szabó
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Und ich kümmere mich dann erst mal um den kleinen Mann hier.“
    Recht hat sie. Dankbar drücke ich meiner lieben Mutti das liebe kleine Paulchen in die Arme.
    „Autsch, mein Tennisarm. Ist der schwer. Ich glaube, ich kann ihn gar nicht halten. Vati, hilfst Du mir mal? Du hast doch mehr Kraft in den Armen. Ich helfe der armen Katja dann beim Kaffee kochen. Aber Kind, Du siehst wirklich blass aus. Liegt bestimmt an dem ständigen Stillen. Musst Du denn immer jedes neumodische Zeugs mitmachen? Dich und Deinen Bruder habe ich auch ohne so einen Unsinn groß gekriegt. Es gibt doch so prima Flaschenmilch. Meinst Du denn, dass das mit dem Stillen wirklich sein muss?“
    Ich erspare mir, den Redefluss mit einem Vortrag über die Vorzüge des Stillens zu unterbrechen. Paulchen, der es überhaupt nicht mag, wie ein Wanderpokal umhergereicht zu werden, stimmt derweil in den Armen seines Opas ein ohrenbetäubendes Geschrei an.
    „Ja, was hat er denn? Also, ihr habt früher nicht so geschrieen.“
    „Wir haben übrigens auch leckeren Kuchen mitgebracht. Deine Lieblingstorte. Zitronencreme.“
    Ich verkneife mir die Bemerkung, dass ich so etwas während der Stillzeit nicht essen darf. Sie meinen es ja nur gut mit mir.
    Paulchen weigert sich endgültig, auf dem Arm seines Opas zu bleiben, mit der Folge, dass ich ihn wieder nehme. Doch wie kann ich es schaffen, endlich einmal unter die Dusche zu kommen.
    Vielleicht kann ihn seine Oma ja wickeln und ich könnte in der Zwischenzeit. Doch ich komme nicht dazu, einen derartigen Vorschlag zu unterbreiten.
    „Kind, sei nicht so ungemütlich, setz Dich doch erst mal und iss ein Stück Kuchen. Und bring mir und Deinem Vater noch eine Tasse Kaffee mit, der schmeckt wirklich gut.“
    „Aber sicher doch, zu Euren Diensten. Doch es wäre nett, wenn ihr mir gleich auch mal helfen könntet. Seid ihr nicht überhaupt hier, um einer verzweifelten Wöchnerin zur Seite zu stehen?“
    So, immer raus damit. Das muss einmal klar gesagt werden. 
    „Aber sicher mein Engel, wir sind doch immer für Dich da. Nur heute sind wir ein bisschen auf dem Sprung. Hat Vati Dir etwa nicht Bescheid gesagt? Vati, wie konntest Du nur.“
    Vati zieht reumütig seinen Kopf ein.
    „Heute ist doch das Frühjahrsfest in der GFFK, der Gesellschaft der Freunde der französischen Küche. Das hatte ich völlig vergessen. Aber keine Angst, wir kommen bald wieder, um Dich und den Kleinen zu besuchen. Ruf uns einfach an. Jederzeit.“
    Aus der Traum von der heißen Dusche. Zerplatzt wie eine Seifenblase. Frustriert begleite ich meine Eltern zur Tür.
    „Ach und Kindchen, nimm es mir nicht übel, wenn ich das so direkt  sage“, flüstert mir meine Mutter zum Abschied zu.
    „Das nächste Mal, wenn wir kommen, könntest Du schon ein bisschen aufräumen. Nicht, dass mich das stören würde, aber was sollen denn die Nachbarn denken.“

Die harmonische Stillbeziehung
    „Ich heiße Anna und ich habe zugefüttert.“
    Betretenes Schweigen macht sich breit. Alle starren die zarte Blondine an, die heute das erste Mal an unserem wöchentlichen Treffen der anonymen Stilloholiker teilnimmt.
    Und schon treten ihr die Tränen in die Augen
    „Ich hab’ es nicht gewollt. Ich war fest entschlossen, Luka mindestens 6 Monate voll zu stillen, doch dann ist es einfach passiert. Am vergangenen Wochenende. Mein Mann war auf Geschäftsreise und ich war die ganze Zeit allein mit dem Kleinen. Er hatte schon die ganze Nacht durchgeschrien. Ich konnte kein Auge zumachen und dann……… “
    Anna bricht in lautes Schluchzen aus.
    „Lass es raus. Erzähl uns, was Du getan hast, Anna. Erzähl es uns.“
    „Ja Anna, erzähl es uns“, rufen wir alle im Chor.
    „Den ganzen Vormittag schrie Luka weiter. Ich war vollkommen mit den Nerven runter, ich hab es einfach nicht mehr ausgehalten und dann bin ich runter in den Drogeriemarkt. Und habe es einfach getan. Ich habe eine Packung Trockenmilch gekauft und sofort eine große Flasche angerührt. Und das Schlimmste ist, Luka hat die ganze Flasche restlos geleert, bis auf den letzten Tropfen. Und dann hat er geschlafen. Vier Stunden am Stück. Das erste Mal seit seiner Geburt vor drei Monaten.“
    „Und wie fühlst Du dich jetzt Anna?“
    „Hundsmiserabel. Und jedes Mal, wenn ich ihn stille, muss ich an sein gieriges Gesicht denken, als er die Flasche bekommen hat. Er wollte gar nicht mehr aufhören zu trinken. Und meine Milch reicht ihm nicht mehr.“
    Anna bricht weinend zusammen. Unsere
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