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Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Titel: Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)
Autoren: Julika Szabó
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machen.“
    R A B E N M U T T E R.
    Der Klang dieses bösen Wortes erzeugt ein lautes Echo in meinen Ohren, während ich das Schlimmste vermute. Du armer Zwerg ohne Namen, der Du mich ständig müde machst und speien lässt, vermutlich wurdest Du nach einem fetten, italienischen Essen mit Aperitif, lecker Wein, 3 Gängen plus Tiramisu und Käse plus Kaffee und natürlich den Grappa nicht zu vergessen, gezeugt.
    Wie kann ich das jemals gutmachen.
    Hektisch verabschiede ich mich bei Bettina. Muss schnell nach Hause und mich um die fetale Harmonie kümmern. Und noch ein bisschen im Internet surfen. Trotz Schwangerschaft. Schnell mal vorbeischauen bei
    www.wi e-wird-man-gute-Eltern.de bei www.retten-was-noch-zu-retten-ist.de oder bei www.ein-glückliches-Kind-werden-trotz-Rabenmutter-und-Empfängnistrauma.de.

 
Alles PEKIP oder was ?
     
    „Sie dürfen hier noch nicht rein!
    Sie haben doch Ihr Nachweisheft noch gar nicht voll. Hier steht es schwarz auf weiß, 3 x unentschuldigt gefehlt bei der Schwangerschaftsgymnastik. Ihr Mann war fast nie da  und wenn, dann immer zu spät. Und diese Woche haben Sie schon 10 Tassen Kaffee getrunken statt der geforderten 27 Tassen Himbeerblättertee. Ihr Muttermund ist noch gar nicht bereit für eine Geburt“
    Knallhart weist mich die Zwei-Zentner-Hebamme bereits an der  Pforte zum Kreißsaal ab,
    „Aber meine Wehen kommen doch schon alle vier Minuten.“ versuche ich einzuwenden, als es mich erneut erwischt. Schmerzgekrümmt sinke ich zu Boden.
    „Vergessen Sie`s. Sehen Sie diese Schlange hier? Hebamme Hart-und-Unerbittlich deutet auf eine Reihe von etwa 50 Frauen, die alle brav, die eine oder andere zwar etwas blass, vor der Kreißsaaltür auf Einlass warten.
    „Die sind noch alle vor Ihnen dran. Alles vorbildliche zukünftige Mütter mit einem vollständigen Nachweisheft, einem ordentlich gepackten Klinikkoffer und der Anmeldebestätigung für`s PEKiP. Ohne die läuft hier nämlich gar nichts. Und mit etwas Glück dürfen drei oder vier von diesen Frauen heute hier entbinden. Rabenmütter wie Sie können wir hier nicht gebrauchen.
    Anmeldung zum PEKiP ? Während ich sekundenlang darüber nachdenke, was das schon wieder bedeuten soll,  zerreißt mich die nächste Wehe schier in 10.000 Stücke. Und mit meinem Schrei zersplittert das Guckfenster vor der Entbindungsstation in mindestens genau so viele Teile.
    „Also gut“. Auch Hebamme Olga scheint ein Herz zu haben.
    „20-mal das Treppenhaus rauf und runter und in der Zwischenzeit schau ich mal nach, ob wir noch ein Plätzchen für Sie frei haben.“
    „Aber das Krankenhaus hat doch mindestens 25 Stockwerke“, wimmerte ich kläglich, doch Olga bleibt unerbittlich.
    „28 um genau zu sein. Vor heute Abend will ich Sie hier nicht wieder sehen.“
    Olga dreht sich um und murmelt vor sich hin: „Tse, tse, tse, immer diese Erstgebärenden, die meinen, man könnte das Kinderkriegen so zwischen Tür und Angel erledigen.
    Wer ist die Nächste bitte?“
    Zwischenzeitlich erklimme ich die fünfte Etage, als die Presswehen einsetzen. Im siebten Stock ist bereits das Köpfchen zu sehen. Im elften Stockwerk bitte ich einen vorbei eilenden Besucher die Nabelschnur zu durchtrennen und nehme mein Baby erschöpft aber freudestrahlend in Empfang.
    Schweißgebadet wache ich auf und befühle meinen Bauch. Noch ziemlich flach trotz von der Vierkäsesortenpizza, die ich gestern Abend vertilgt habe. Und ein Baby ist auch nirgendwo zu sehen oder zu hören. Kein Wunder, bin ich doch erst in der 9. Schwangerschaftswoche. Alles nur ein Traum. Vergessen und vorbei.
    Doch halt, eine Sache macht mich stutzig. Wovon hatte die Hebamme gesprochen? Anmeldebestätigung für´s PEKiP ?
    Keine Ahnung, was das bedeuten soll.
    Kurzerhand rufe ich Kathi an, die einzige Vorzeigemutter, genaugenommen, die einzige Mutter in meinem engeren Freundeskreis.
    Da die Spatzen meine in 7 Monaten stattfindende Niederkunft bereits von den Dächern tirilieren, gratuliert sie mir nicht ohne einen spöttischen Unterton.
    „Na, alte Kinderhasserin, hast Du Dich doch noch bekehren lassen oder handelt es sich um einen Verkehrsunfall?“
    Ich komme kaum dazu, dies zu dementieren, da sie fortfährt.
    „Du entschuldige, ich hab jetzt aber leider keine Zeit zu Quatschen, ich muss mit Anna-Lene zum PEKiP und wir sind schon verdammt spät dran.“
    PEKiP, schon wieder PEKiP.
    „Genau deswegen rufe ich Dich an. Könntest Du mir wohl kurz erklären, was PEKiP ist und wozu man es
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