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Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)

Titel: Aus dem Tagebuch einer Rabenmutter (German Edition)
Autoren: Julika Szabó
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Natürlich top secret. Und deshalb soll ich einen Termin für sie ausmachen. Auf einen anderen Namen, sonst kriegt die Presse Wind davon. Aber daraus wird ja nun nichts, wo Sie doch so lange Wartezeiten haben. Vielleicht wäre der Dieter sogar zur Untersuchung mitgekommen“.
    Offensichtlich habe ich mein telefonisches Gegenüber richtig eingeschätzt. Wie durch ein Wunder findet sich am nächsten Abend doch noch eine kleine Lücke im Terminkalender von Herrn Doppeldoktor.
    Als ich am nächsten Abend die Praxis von Dr. Dr. Wetzel betrete, empfängt mich nichts als Dunkelheit. Tiefe, raben- und kaffeeschwarze Nacht. Nur der Hauch eines Windspiels und das Plätschern eines kleinen Zimmerspringbrunnens, welches mir sofort auf die Blase schlägt. Nach Arztpraxis sieht es mir hier nicht aus, ich scheine offensichtlich die Tür verwechselt zu haben. Gerade als ich kehrt machen will, entdecke ich ein feenartiges Wesen, welches geduckt vor einem Notebook hockt und nahezu lautlos mit den Fingern über die Tastatur huscht.
    „Stromausfall?“ mutmaße ich.
    „Gut, dass ich nicht im Fahrstuhl stecken geblieben bin.“
    „Keineswegs“, mustert mich die in ein schwarzwallendes Kleid gehüllte Empfangsdame mit strengem Blick.
    „Nein, nein, der Meister verträgt kein Licht. Sie haben einen Termin?“
    Ohne meine Antwort abzuwarten, rauscht sie hinfort, um mich dann nach einigen Minuten in eins Sprechzimmer zu führen.
    „So, der Meister wird Sie gleich empfangen“
    Und das tut er dann auch standesgemäß mit einer schrägen Sonnenbrille und klaren Kommandos.
    „Setzen!“
    „Bauch frei, aber zackig!“
    Der Meister ist offensichtlich kein Mann der vielen Worte.
    Mindestens 25 Minuten fährt er mit dem Greifarm seines Ultraschallgeräts, welches aussieht, als stamme es direkt von Bord des Raumschiffs Enterprise, brummend über meine Bauchkugel.
    „Und warum stehlen Sie mir meine Zeit? schnauzt er mich an.
    „Wenn Sie heute Abend nicht gekommen wären, könnte ich jetzt schon wieder im Flieger nach Madeira sitzen. Bin nämlich zum Mitternachtsgolfen verabredet.
    „Was ist denn nun, was ist es genau?“ frage ich nervös. Dieser Typ macht mich völlig fertig.
    „Sie kriegen ein Kind. Das Kind hat einen Schniedel. Das ist. Punkt. Und sonst nichts.“   
    Nichts. Aber es ist wichtig, dass man alles frühzeitig abklärt.
    Dankbar und um den Jahresbeitrag des Golfclubs Düsseldorfs erleichtert, verabschiede ich mich  von Dr. Dr. Maulwurf-Wetzel.
    Jetzt fühle ich mich wirklich besser.
    Denn nur das Beste ist gut genug für mein Kind.

Namen
    „Das Kind braucht einen Namen“, nervt meine Schwiegermutter an der sonntäglichen Kaffeetafel.
    „Das Kind ist ein Fötus“, wage ich, sie zu berichtigen. „Davon abgesehen hat das Kind einen Namen. Paul.“
    „Paul ist doch kein Name für ein Baby. Paul heißen alte Männer, so wie meiner“, spricht die Mutter meines mir Angetrauten und nimmt dies zum Anlass, den Vater meines mir Angetrauten, der schon wieder vor sich hindöst, in die Rippen zu stoßen.
    „Mutter, dein Mann heißt Gerd. Davon abgesehen wird Paul irgendwann auch ein alter Mann sein. Gib` mir lieber noch ´ne Tasse Kaffee“, spricht mein Liebster.
    Gott sei´s getrommelt, wenigstens in der Namensfrage für unser Baby sind wir uns einig.
    „Und wenn es doch ein Mädchen wird?“
    Meine Schwiegermutter bleibt hartnäckig.
    „Dann eben Fritz“, antworte ich bockig und erkläre das Thema für beendet.
    „Die Kleine unserer Nachbarin heißt Généviève, das ist doch mal ein schöner Name für ein Mädchen“, fährt die zukünftige Oma unbeirrt fort.
    „Genau. Généviève Koslowski. Das passt wie Arsch auf Eimer. Gibt`s noch ein Stück Torte?“
    Der zukünftige Kindesvater wird mir immer sympathischer.
    „Du hattest schon drei. Du siehst schon fast so schwanger aus wie deine Frau.“
    „Genau Jan-Ullrich, ich finde, Du hast ziemlich zugenommen seit der Hochzeit.“
    Typisch, sobald es was zu kritisieren gibt, ist Ann-Kathrin, Tochter von Schwiegermutter und somit Schwester von Ehemann Nummer 1 dabei.
    „Wer heiratet?“ Tante Hetti hat mal wieder ihr Hörgerät abgeschaltet.
    „Niemand Hetti. Nur Mutti findet, dass Jan-Ullrich immer dicker wird.“
    „Jan Ulrich ? Ist das nicht dieser Skilangläufer?“
    „Lass gut sein, Hetti. Willst Du noch ein Likörchen?“ Schwiegervater-Opa Gerd gießt Hetti noch ein Eierlikörchen ein, was er als Anlass nimmt, sich selbst noch einen Klaren zu erlauben. Nur
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