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Aurora

Aurora

Titel: Aurora
Autoren: Alastair Reynolds
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uns
    vielleicht etwas darüber erzählen.« Er steuerte den Anzug näher an den schwebenden Felsblock heran und markierte
    ihn mit einem Klebeetikett, ein Hinweis für die Spurensicherung, ihn mitzunehmen.
    Dann strebten sie der Eintrittswunde zu, bis sie dicht vor dem Rand des Risses schwebten. Hier war die luftdichte
    Verkleidung schwarz verfärbt und blätterte ab, darunter kam geschmolzenes, deformiertes Gestein zum Vorschein,

    das einmal die Außenhülle der Blase gebildet hatte. Der Strahl hatte den Fels zum Kochen und zum Schmelzen gebracht, und beim Erstarren waren organische Formen ent-
    standen, die erschreckend an Teile der Skulptur erinnerten und unter den Helmscheinwerfern glänzten wie schwarzes
    Glas. Hinter der zehn Meter breiten Öffnung funkelten die Sterne. Irgendwo da draußen, überlegte Dreyfus, trieb alles, was vom Biom des Habitats noch übrig war, durch das All davon.
    Er steuerte seinen Anzug in die Öffnung, schwebte bis
    zur Mitte der durchtrennten Außenschicht und hielt neben einem glitzernden Objekt an, das in den erstarrten Felsen eingebettet war. Es war ein Metallstück, wahrscheinlich ein Stück Verkleidung, das sich gelöst hatte und stecken geblieben war, als das Gestein wieder aushärtete. Dreyfus löste ein Messer von seinem Gürtel und schnitt eine handteller-große Probe ab. Nicht weit davon entdeckte er ein zweites blankes Ding und gleich darauf ein drittes. Eine Minute später hatte er drei verschiedene Muster genommen und
    verstaute sie in der Bauchtasche des Raumanzugs.
    »Haben Sie was?«, fragte Sparver.
    »Ich denke schon. Wenn es ein Antriebsstrahl war, muss
    das Metall eine Menge subatomarer Teilchen aufgesogen
    haben. Außerdem müssten sich Spallationsreste, schwere
    Isotope und Fragmentationsprodukte finden. Die Spurensicherung kann feststellen, ob die Signaturen zu einem Synthetiker-Triebwerk passen.«
    Jetzt war es heraus, er hatte es ausgesprochen.
    »0. k., aber was immer die Spurensicherung dazu sagt,
    warum sollten die Ultras so etwas tun?«, fragte Sparver. »Sie hatten doch keine Aussicht, damit durchzukommen.«
    »Vielleicht wollten sie sich ja nach dem Angriff sofort aus dem Staub machen. Sie könnten dieses System für Jahrzehnte, ja, für Jahrhunderte meiden. Und wen würde es dann noch kümmern, was mit Ruskin-Sartorius passiert ist?«

    Sparver überlegte eine Weile, dann sagte er: »Ihnen wäre es nicht egal.«
    »Ich bin dann nicht mehr da. Und Sie auch nicht.«
    »Sie haben heute ein ungewöhnlich sonniges Gemüt.«
    »Hier sind neunhundertsechzig Personen ums Leben ge-
    kommen, Sparver. Für mich ist das nicht unbedingt ein
    Grund zum Jubeln.« Dreyfus sah sich um, fand aber nichts mehr, wovon er ohne größeren Aufwand Proben hätte nehmen können. Die Spurensicherung würde bald eintreffen,
    aber die eigentliche Arbeit konnte erst beginnen, wenn die Geschichte öffentlich bekannt war und Panoplia nicht mehr auf Geheimhaltung zu achten brauchte.
    Dann allerdings wäre die Hölle los.
    »Sehen wir uns den Votenprozessor an«, sagte er und
    steuerte seinen Anzug aus dem Riss. »Je früher wir von hier verschwinden, desto besser. Ich spüre schon, wie die Gespenster ungeduldig werden.«

    Ob Zufall oder Absicht - Dreyfus' Neugier war nie so groß gewesen, dass er nachgeforscht hätte -, die vier Hauptluken an der Rückseite von Panoplia waren jedenfalls so angeordnet, dass sich das grinsende Monstergesicht eines Halloween-Kürbisses ergab. Man hatte darauf verzichtet, die äußere Felskruste zu glätten, zu formen oder in irgendeiner Weise symmetrisch zu gestalten. Asteroiden wie dieser kreisten zu Tausenden um Yellowstone: roh behauene Steine, die in Parkorbits gelenkt wurden, um dort zerlegt und zu blitz-blanken neue Habitaten wieder zusammengesetzt zu wer-
    den. Doch Panoplia war der einzige, der Präfekten beherbergte: alles in allem nur knapp tausend an der Zahl, vom Generalpräfekten bis hinunter zum jüngsten Außendienstagenten, der soeben dem Kadettenrang entwachsen war.
    Der Kutter schob sich in die Andocknase und wurde
    neben einer ganzen Phalanx ähnlicher leichter Einsatz-
    schiffe festgemacht. Dreyfus und Sparver reichten einem wartenden Mitglied der Spurensicherung die Päckchen mit den Beweismitteln und zeichneten die Formulare ab. Über Förderbänder gelangten sie in die Tiefe des Asteroiden bis zu einem der rotierenden Bereiche.
    »Wir sehen uns in dreizehn Stunden«, sagte Dreyfus zu
    Sparver an der Grenze zwischen der
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