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Aurora

Aurora

Titel: Aurora
Autoren: Alastair Reynolds
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Ausbildungsabteilung für den Außendienst und dem Wohnbereichsring der Kadetten. »Ruhen Sie sich aus - uns steht ein arbeitsreicher Tag bevor.«

    »Und was ist mit Ihnen?«
    »Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen.«
    »Wie Sie meinen«, sagte Sparver kopfschüttelnd. »Es ist Ihr Metabolismus. Sie können ihn behandeln, wie Sie wollen.«
    Dreyfus war müde, aber solange ihm Caitlin Perigal und
    die Morde im Habitat und ihre Folgen im Kopf herumspuk-
    ten, fände er ohnehin keinen Schlaf. Also suchte er seine Wohnung nur kurz auf, um durch eine Waschwand zu
    treten und sich umzuziehen. Als er sie wieder verließ und durch den Felsen zurückging, waren die Lichter gedämpft, und im Sechsundzwanzig-Stunden-Zyklus von Panoplia
    war die Friedhofswache angebrochen. Alle Kadetten schliefen; Kasino, Ausbildungsräume und Klassenzimmer waren
    leer.
    Thalia war freilich noch in ihrem Büro. Die Zugangswand war durchsichtig, sodass er lautlos eintreten konnte. Er stellte sich hinter sie wie ein Vater, der seine Tochter bei ihren Hausaufgaben bewunderte. Sie war noch immer
    mit der Auswertung des Falles Perigal beschäftigt. Vor ihr scrollten Codezeilen über die Wand. Dreyfus starrte dumpf auf die ineinander greifenden Symbole, mit denen er nicht das Geringste anfangen konnte.
    »Entschuldigen Sie, wenn ich Ihren Fluss störe«, sagte er leise, als Thalia noch immer nicht aufsah.
    Sie fuhr zusammen. »Sir«, sagte sie. »Ich dachte, Sie wären noch draußen.«
    »So etwas spricht sich wohl schnell herum.«
    Thalia fixierte die Zeilen. »Ich hörte, dass irgendeine Krise im Entstehen sei.«
    »Ist das nicht immer so?« Dreyfus ließ eine schwere
    schwarze Tasche auf ihren Schreibtisch plumpsen. »Ich
    weiß, wie beschäftigt Sie sind, Thalia, aber ich muss Ihnen leider noch mehr aufhalsen.«
    »Das macht nichts, Sir.«

    »In dieser Tasche sind zwölf Beta-Kopien, die wiederhergestellt werden sollten. Wir müssten sie aus einem beschä-
    digten Prozessor ziehen, wahrscheinlich wimmeln sie von Fehlern. Ich möchte, dass Sie so viele wie möglich retten.«
    »Woher stammen sie?«
    »Aus einem Habitat mit Namen Ruskin-Sartorius. Es exis-
    tiert nicht mehr. Von den neunhundertsechzig Bewohnern
    haben nur die Muster in diesen Beta-Kopien überlebt.«
    »Nur zwölf von so vielen?«
    »Mehr haben wir nicht. Und ich bezweifle, dass Sie tat-
    sächlich zwölf stabile Realisierungen zustande bringen.
    Tun Sie, was Sie können. Rufen Sie mich, sobald Sie eine Persönlichkeit rekonstruiert haben, mit der ich sprechen kann.«
    Thalia wandte sich wieder der Wand mit den Codes zu.
    »Das sollte ich vorher noch abschließen, richtig?«
    »Eigentlich hätte ich die Realisierungen gern so schnell wie möglich. Ich möchte nicht, dass Sie Perigal vernachlässigen, aber dieser Fall wird stündlich dringender.«
    »Was ist passiert?«, hauchte sie. »Wie sind diese Leute umgekommen?«
    »Auf grausame Weise«, antwortete Dreyfus.
    Die Sicherheitsleine brachte ihn ruckartig zum Stehen, bevor er Jane Aumonier zu nahe kam.
    »Die Spurensicherung ist an der Arbeit«, sagte er. »Wir müssten vor Ablauf einer Stunde etwas über die Proben erfahren.«
    »Wobei ohnehin kaum Zweifel bestehen«, sagte Aumo-
    nier. »Ich bin sehr zuversichtlich - wenn man so sagen
    kann -, dass man den Schaden auf den Emissionsstrahl
    eines Synthetiker-Triebwerks zurückführen wird.« Sie lenkte Dreyfus' Blick auf einen Teil der Wand, den sie vor seinem Eintreffen vergrößert hatte. Dort war im Standbild
    ein elegantes silbergraues Raumschiff zu sehen, das an den Papierflieger eines Kindes erinnerte. »Gaffney hat mit der Zentralen Verkehrskontrolle gesprochen. Sie konnten dieses Schiff zurückverfolgen. Es heißt Von Schatten Begleitet.«
    »Konnten sie auch nachweisen, dass es sich in der Nähe
    der Blase befand?«
    »Nahe genug für uns. Alle anderen Lichtschiffe waren
    viel weiter entfernt.«
    »Wo ist es jetzt?«
    »Im parkenden Schwarm versteckt.«
    Aumonier vergrößerte einen anderen Bereich der Wand.
    Dreyfus sah eine Kugel aus unzähligen Glühwürmchen, die sich in der Mitte so dicht zusammendrängten, dass man die einzelnen Fünkchen nicht mehr voneinander unterscheiden konnte. Ein einzelnes Schiff konnte in diesem Kern
    mühelos untertauchen.
    »Ist seit dem Angriff jemand abgeflogen?«, fragte er.
    »Nein. Der Schwarm wird scharf überwacht.«
    »Und falls doch ein Schiff aus der Deckung hervor-
    bricht?«
    »Darüber möchte ich lieber nicht
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