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Aurora

Aurora

Titel: Aurora
Autoren: Alastair Reynolds
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gegeben«, sagte
    Dreyfus.
    »Erfreulicherweise nichts Medizinisches. Eine Guillotine hätte keinen saubereren Schnitt führen können. Die Wiederverbindung der Nerven verlief ohne Probleme. Nur das Eingreifen Ihres ehemaligen Kollegen stellte uns vor gewisse Schwierigkeiten.« Demikoff zuckte mit philosophischer Gelassenheit die knochigen Schultern unter dem grünen Chir-urgenkittel. »Was er getan hat, war einfach schändlich. Zum Glück war sie während der ganzen traurigen Episode ohne Bewusstsein.«
    Dreyfus hatte keine Ahnung, wovon der Arzt redete. Aber früher oder später würde er es schon erfahren.
    »Und jetzt?«
    »Nachdem die Verbindung zwischen Kopf und Körper
    teilweise wiederhergestellt war, weckte ich sie auf, damit sie mit den Ultras reden konnte. Sie war bei klarem Verstand und fühlte sich wohl. Dann legte ich sie wieder schlafen, um die Operation abschließen zu können.«
    »Und wie ist es gelaufen?«
    »Sie ist wieder ganz. Um festzustellen, dass Zulu jemals stattgefunden hatte, bräuchte es einen besseren Arzt, als ich es bin.«
    »Dann wird sie wieder gesund?«
    »Ja, aber das geht nicht über Nacht. Im Moment atmet sie selbstständig und kann sich in begrenztem Umfang bewegen, aber es wird noch eine Weile dauern, bis sie herum-läuft. Dass die Schaltkreise wieder geschlossen sind, heißt noch nicht, dass ihr Gehirn auch bereit wäre, sie zu benützen.«
    »Ich möchte sie sehen«, bat Dreyfus.
    »Sie schläft. Und das soll bis zum nächsten Notfall möglichst auch so bleiben.«
    »Ich möchte sie trotzdem sehen.«
    »Dann folgen Sie mir«, antwortete Demikoff mit einem
    tiefen Seufzer und stand auf.
    Er führte Dreyfus in den grünen Raum, wo der Generalprä-
    fekt ungestört seiner Genesung entgegenschlummerte. Jane Aumonier lag unter ihrer Decke wie eine ganz normale Schlä-
    ferin. Sie war stark abgemagert, ihr Schädel war kahl und ihre Haut totenbleich, doch sonst verriet nichts, was sie in den letzten Stunden oder in den vergangenen elf Jahren durch-gemacht hatte. Sie schlief ganz friedlich und entspannt.
    Dreyfus trat an ihr Bett. »Ich werde sie nicht wecken«, flüsterte er.
    »Das könnten Sie gar nicht. Ich habe sie unter Beru-
    higungsmittel gesetzt, es ist zu ihrem Besten. Sie können ruhig normal sprechen.«
    Dreyfus strich mit dem Handrücken über Jane Aumo-
    niers Wange. Obwohl sie sich schon so lange kannten, war dies die erste körperliche Berührung.
    »Ich gehe fort«, sagte er. »Ich habe etwas zu erledigen, das ich nicht mehr länger aufschieben kann. Ich muss ins Hospiz Idlewild, um jemanden zu besuchen, den ich lange nicht gesehen habe. Wenn du aufwachst, werde ich wahrscheinlich nicht in Panoplia sein, aber du sollst wissen, dass ich dich auf jedem deiner Schritte begleite. Wenn du eine helfende Hand brauchst, verlass dich auf mich.«
    »Ich werde es ihr ausrichten«, versprach Demikoff.
    »Ich meine es ernst. Und ich halte mein Wort.«
    Demikoff wollte ihn aus dem Zimmer führen, doch mit-
    tendrin blieb er stehen. »Präfekt... ich möchte Ihnen etwas zeigen. Für mich ist es wie ein Wunder.«

    Dreyfus wies mit einem Nicken auf die schlafende Ge-
    stalt. »Dieses Wunder genügt mir, Doktor.«
    »Ich zeige es Ihnen trotzdem. Achten Sie auf die Wand.«
    Demikoff ließ einen Bildschirm entstehen, über den viele leuchtend blaue Linien flimmerten. Dreyfus wusste nicht, was sie bedeuteten.
    »Was ist das?«, fragte er.
    »Träume«, antwortete Demikoff. »Wunderschöne mensch-
    liche Träume.«
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