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Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)

Titel: Aurora Komplott (Thriller) (German Edition)
Autoren: Stan Carry
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dass sich keine Panik unter den Fliehenden breit machte
und der Flüchtlingsstrom einer endlosen Trauerprozession glich.
    Russland hatte die im November 1991 proklamierte
tschetschenische Unabhängigkeit nie akzeptiert und bislang nur die
leichtbewaffneten Omon-Einheiten des russischen Innenministers in die
Krisenregion versetzt, die sich mit den Aufständischen mehr weniger als heftig
scharmützelten. Doch seit gestern griffen nun auch erstmalig reguläre russische
Armeeverbände in diesen nie erklärten Krieg ein, der später als der Erste
Tschetschenienkrieg in die Geschichte eingehen sollte.
    Keiner in Grosny konnte sich diese brutale
Eskalation der russischen Kriegshandlungen erklären.
    Keiner?
    In einer kleinen Eisengießerei an Grosnys
südlicher Peripherie argwöhnte der Geschäftsführer den Grund der gefährlichen
Kriegsentwicklung. Wie aber konnte Moskau wissen, dass die Kanaldeckel in
seiner Gießerei gegossen worden sind. Nein, Moskau konnte nichts wissen.
Unmöglich. Der Sprengstoff stammte aus Tschechien und die elektronischen
Bauteile aus Japan. Es war schier unmöglich, den Weg des Gullydeckels bis nach
Grosny zurückzuverfolgen, war sich der Geschäftsführer sicher und beruhigte
sich und sein Gewissen.
    Auch ahnte die Welt heute noch nicht, dass der
zweite noch viel grausamer und brutaler geführte Tschetschenienkrieg noch in
weiter Ferne lag, als die russische Armee heute erstmals ihr wahres Gesicht
zeigte und Moskau somit zu erkennen gab, nie auf Tschetschenien verzichten zu
wollen.
    Mit einem geeisten Wodkaglas trat der
Geschäftsführer an das Fenster und sah über die geschundene Stadt und war froh,
dass die Russen ihre Kriegshandlungen eingestellt hatten.
    Es sollte für ihn ein Tag der Irrtümer werden.
Wie konnte der Geschäftsführer auch argwöhnen, dass deutsche Nuklearphysiker
seine Gießerei als den Herstellungsort der Gullydeckel identifiziert hatten,
war sie doch die einzige im Umkreis von dreihundert Kilometern.
    Als er die rasselnden Panzerketten hörte, ließ
er sein Glas sinken. Ihm war nicht wohl, bei dem abergläubischen Spruch, dass
es nicht gut gewesen sei, den Tag vor dem Abend zu loben, denn der Tag war noch
lange nicht vorbei. Das lauter werdende Rasseln der Panzer schreckte den
Geschäftsführer auf und riss ihn in die Wirklichkeit zurück. Neugierung schob
er die schwere Gardine zur Seite und sah ein halbes Dutzend Panzer vor dem
Betriebsgelände. Zwei walzten das geschmiedete Eisentor nieder, die anderen
fuhren stumpf durch die Mauer hindurch, die das Grundstück umfriedete. Wie in
einem Ballett bildeten die Panzer einen Halbkreis, drehten ihre Türme in seine
Richtung und hoben drohend ihre Kanonenrohre. Das Letzte, was der
Geschäftsführer sah, war ein Aufblitzen vor den Rohren. Das Heranorgeln der
Granaten hörte er nicht mehr.
    Der Widerstand der Aufständischen war vorerst
gebrochen. Unter den Panzerketten und den russischen Bajonetten kehrte langsam
die Ruhe, eine trügerische Friedhofsruhe nach Grosny zurück.

Kapitel 75
     
    Kiel, Polizeipräsidium, eine Woche später
     
    Mit einem lachenden und einem weinenden Auge
nahm Wolff die internationalen Presseverlautbarungen zur Kenntnis.
    Schmunzelnd las er die Leitartikel und Kolumnen
über die G7-Konferenz in Halifax und amüsierte sich über die Wortwahl einiger
Journalisten, wie sie sich über zwei Methangasexplosionen in der Kanalisation
des Tagungsortes ausließen und die Explosionen als peinliche Marginalien über
das ansonsten erfolgreiche Treffen kleinzureden versuchten.
    Offensichtlich war es den kanadischen Behörden
mit einer beispiellosen Desinformationspolitik gelungen, die Weltöffentlichkeit
zu verdummen. Kein noch so kleiner Hinweis, auch zwischen den Zeilen nicht, war
zu finden, dass gewissenlose und rückwärtsgerichtete Mächte ein Attentat auf
die Führungseliten der Teilnehmerstaaten geplant hatten.
    Zu gerne hätte Wolff den blasierten Typen auf
den politischen Rängen in Schleswig Holstein den wahren Sachstand über das
G7-Treffen in Halifax unter die Nase gerieben. Noch heute machte es ihn wütend,
wenn er sich in Erinnerung rief, wie lustig sich diese Clique über Hansons
Ermittlungen zeigte und jeder zu ignorieren suchte, dass er mit seinen Leuten
den großen GAU verhindert hatte.
    Wenn nicht alle Akten dieses Falles vom Kieler
Innenministerium einkassiert und die gesamte Kommission nicht zur strengsten
Geheimhaltung vereidigt worden wäre, dann, ja dann müsste man die Medien …
    Was
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