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Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)

Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)

Titel: Aureol: Nefilim KI 5 (German Edition)
Autoren: Cahal Armstrong
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bereitgestellt. Ich bekam allmählich den Eindruck, ein Experte für diese Art von Kalimbari-Gerichten zu werden. Sieraa kämpfte wieder mit ihrer kulturell bedingten Angewohnheit, mir Sachen in den Mund zu stecken und hielt mir etwas vor die Lippen. Sie sah mich bettelnd an und kicherte.
    »Aaah«, sagte ich, öffnete den Mund und sah Sieraa missbilligend an.
    Sie ließ die Schultern hängen. »Das ist unhöflich.«
    »Warum probierst du nicht mal meine Esskultur?«
    Sieraa fuhr empört auf. »Ich soll mit diesen barbarischen Metallwerkzeugen mein Essen zerstochern und zerstückeln und mir diese ... diese Forken in den Mund stecken?«
    »Jetzt bist du unhöflich!«
    Sie sah mich unsicher an. »Entschuldige!«
    Ich grinste. »Pass auf! Ich nehme meine barbarischen Werkzeuge und du deine zivilisierten Finger. Jeder nach seiner Art, dann gibt es keinen Ärger. Hat doch bisher auch immer geklappt.«
    Sieraa stöhnte. »Ich dachte, du gewöhnst dich dran. Schade.«
    Ich zog eine Grimasse. »Ich habe nichts dagegen, mit den Fingern zu essen, so lange es meine eigenen sind, die mir das Essen in den Mund stecken.«
    »Das ist doch schon mal ein Anfang!«
    Ich warf das Besteck in den Replikator, der es in einem kurzen Aufblitzen verschwinden ließ, und zeigte Sieraa grinsend meine Armprothese.
    Sie kniff die Augen zusammen. »Wieso habe ich das Gefühl, das du mich auf den Arm nimmst?«
    Ich ergriff mit spitzen Fingern eine überbackene Frucht. »Wieso? Weil ich mit meinen schmutzversiegelten und absolut sauberen Metallfingern esse?«
    »Ist es das? Angst vor Krankheitserregern?«
    »Gut möglich, dass es deswegen zu der Idee kam, Besteck zu benutzen. Keine Ahnung. Jedenfalls füttern wir nur die Kinder. Mit einigen Ausnahmen.«
    »Was für Ausnahmen?«
    »Wenn zwei Personen verliebt sind, stecken sie sich vielleicht auch mal ein paar Leckereien in den Mund. Es ist irgendwie intim und unangemessen für Leute wie uns ...« Ich gestikulierte unsicher zwischen uns hin und her, hielt inne, als Sieraa mich anstarrte. »Was ist?«
    »Das hättest du mir früher sagen können. Ich komme mir vor wie ein Idiot.«
    Ich lachte. »Willkommen in Iasons Welt!«
    »Ich meine das ernst.«
    »Ich auch. Mir passieren andauernd Sachen, die mich wie einen Idioten dastehen lassen. Man gewöhnt sich dran.«
    »Nicht wirklich.«
    »Nein. Nicht wirklich.«
    Sieraa machte ein paar unsichere Gesten und schob sich vom Tisch zurück. »Ich ... es tut mir leid.«
    »Kein Grund, dir den Appetit nehmen zu lassen. Die Frucht-Dinger sind großartig.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich bin dir eine Erklärung schuldig.«
    Ich schluckte und lehnte mich zurück. »Was kommt jetzt?«
    »Ich habe es gewusst.«
    »Was?«
    Sieraa fummelte nervös an ihren Krallen und sah zur Seite. »Das, was du gerade gesagt hast.«
    »Du ... du hast versucht, mich zu ...«
    Ich stand auf. »Wenn du dich jetzt wie ein Idiot fühlen solltest, dann kann ich das gut verstehen. Ich esse in Zukunft allein.«
    »Es tut mir leid. Bitte bleib!«
    Ich verließ ihre Kabine und kehrte auf meine eigene zurück. Dort angekommen trat ich gegen eine Schranktür und fluchte laut. Ich fühlte mich unter Druck gesetzt, allein und verloren.
    Wie konnte sie?
    Einzig der Gedanke an Susannah und eine Rückkehr zu meinen Gefährten gab mir etwas Ruhe und Kraft. Darüber hinaus konnte ich Sieraas Beweggründe kaum verstehen. Bevor ich etwas Vertrauen zu ihr gefasst hatte, hätte ich ihr alles zugetraut, doch jetzt fühlte ich mich betrogen, auch wenn das falsch sein mochte.
    »Wäre ich bloß nie in diese ganze verdammte Scheiße geraten!«, brüllte ich und ließ mich anschließend auf das Bett sinken. Selbstmitleid war erbärmlich, aber manchmal unvermeidbar. Eventuell war es auch »Selbstwut«, aber das machte keinen Sinn.
    Vier Jahre.
    Was war in vier Jahren alles möglich? Was machte Susannah? Dachte sie noch an mich? Oder war ich beerdigt und vergessen? Es musste dieser Augenblick gewesen sein, in dem ich nahe dran war, die Perspektive zu verlieren. Was ich wollte und warum ich es wollte. Gab es noch einen Sinn und Zweck für mich? Mehr denn je kam ich mir vor, wie ein Bauer auf dem Schachbrett. Man hatte mich hin und her geschoben, bis ich meinen Nutzen verloren hatte. Dann nahm man mich aus dem Spiel. Womöglich wäre es besser gewesen, ich wäre aus dem Spiel heraus geblieben. Sieraa hatte mir ein neues Leben geschenkt, aber was für eins? Ich hatte alles verloren, was mir wichtig gewesen war.
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