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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
Autoren: Gina Rosati
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ganze Zeit höre ich ein grollendes Donnern.
    Wie cool ist das denn?
    Ich bin umgeben von einer Kraft, die für Hunderte, vielleicht Tausende von Jahren gefangen war. Die Energie ist wie ein lebendiges Etwas, das sich befreit hat. Ich kann seine Wut spüren und seinen Wahnsinn, seine Heiterkeit und seine Ekstase – pures entfesseltes Chaos. Ich schwebe in der Luft, hoch über dem Krater, und sauge die Energie auf. Die Vulkanpower kann ich jetzt wirklich gut gebrauchen. Viel zu schnell fühle ich ein Reißen, eine Kraft zieht mich zurück – das unsichtbare Band, das Übersinnliches und Fleischliches verbindet, macht sich bemerkbar. Der Film ist wahrscheinlich schon vorbei, und Rei stupst mit seinem Turnschuh gegen meinen, damit ich zurückkomme, bevor das Licht wieder angeht.
    Ich trudle wieder im Klassenzimmer ein und bin so energiegeladen, dass ich mich fühle, als könnte ich den gesamten Raum erleuchten wie eine Tausend-Watt-Leuchte. Als ich an Mr. Perrins Pult vorbeischwebe, steigt mir plötzlich der Geruch von kaltem Rauch in die Nase. Habe ich den irgendwie vom Vulkan mitgebracht? Ich weiche zurück, bis ich feststelle, dass der Geruch von Perrins altem Samtblazer ausgeht, der über dem Stuhl hängt. Der dämliche Mr. Perrin! Lehrer sollten nicht rauchen. Niemand sollte rauchen. Mal sehen, ob ich ihn von seiner Sucht befreien kann.
    In der Seitentasche des Blazers finde ich eine eingedrückte Schachtel Zigaretten und Streichhölzer. Keiner scheint zu bemerken, dass eine Zigarette nach der anderen aus seiner Tascherutscht und im Papierkorb landet. Ich verstecke die Zigaretten unter einigen zerknüllten Blättern Papier. So. Eines Tages wird er mir dafür dankbar sein.
    Rei tritt verzweifelt gegen meinen Fuß. Seine gelbe Aura ist mittlerweile neonfarben. »Bleib ganz ruhig«, will ich ihm zurufen, aber er kann mich nicht hören. Niemand kann mich hören, wenn ich außerhalb meines Körpers bin, und wenn ich es nicht will, kann mich auch niemand sehen. Ich schnippe noch einmal gegen seinen Stift und schlüpfe wieder in meinen Körper zurück.
    Ich strecke mich aus – nicht meinen physischen Körper, sondern das, was jetzt in meinen Körper zurückgekehrt ist. Die Religion lehrt uns, dass jeder Mensch eine Seele hat, einen Geist, ein Chi. Die Wissenschaft bringt uns bei, dass alles im Universum aus Materie oder Energie besteht. Ich glaube, beide Theorien stimmen, und ich beeile mich, um alles wieder zu vereinen.
    Rei seufzt erleichtert. Sein Atem kitzelt meine Wange. »Hattest du einen schönen Ausflug?«, flüstert er mir zu. Ich brauche einen Moment, um meine Energie und meinen Körper wieder so gut miteinander zu verschmelzen, dass ich antworten kann. Rei weiß das. Er kennt das, seit wir vier Jahre alt waren und mein Körper mich während einer allergischen Reaktion auf ein Erdnussbutter-Marmeladen-Sandwich ausgespuckt hat.
    Er ist der
Einzige
, der Bescheid weiß.
    Früher dachte Rei, dass meine Fähigkeit, mich aus meinem Körper zu projizieren, die coolste Sache der Welt sei. Er hörte unglaublich gerne zu, wenn ich von all den Orten berichtete, an denen ich gewesen war. Er wünschte sich, mitkommen zukönnen. Als wir ungefähr 14 waren, erzählte ich ihm von dieser unglaublich spektakulären
Sache
, die ich im Weltall gesehen hatte. Ich glaube, es war eine Supernova: eine Mega-Explosion, die in jeder nur vorstellbaren Farbe erstrahlte. Die Energie, die von ihr ausging, war eine Million Mal stärker als die Kraft der Sonne. Als ich zurückkam, war ich vollkommen aufgeladen – wie im Koffein-Rausch.
    Aber Rei war überhaupt nicht begeistert.
    Mit fünf hatte er angefangen, die verschiedensten Arten von Kampfsport zu lernen. Kein Wunder, dass er ein Interesse für die östliche Philosophie entwickelte. Er erzählte mir damals, dass Buddha Astralreisen als Freizeitbeschäftigung ablehnte. Buddha mag einfach keinen Spaß, entgegnete ich. Außerdem widersprach das dem, was Rei mir ein paar Wochen davor erzählt hatte. Er hatte damals gesagt, dass Buddha seine Mönche dazu aufforderte, astrale Projektion zu üben. So würden sie nach dem Tod nicht die Orientierung verlieren und könnten gleich wiedergeboren werden, statt nach der Erleuchtung zu suchen. Als ich ihn daran erinnerte, meinte Rei, dass Buddha einfach nicht wollte, dass seine Mönche mit ihren Fähigkeiten prahlten.
    Überflüssig zu erwähnen, dass Rei denkt, dass ich mit meinen Fähigkeiten nur angeben will. Also erzähle ich ihm nicht länger
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