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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
Autoren: Gina Rosati
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von meinen kleinen Ausflügen – was mich ziemlich traurig macht. Aber auch über meine Enttäuschung rede ich nicht mit ihm.
    Ich höre das Geräusch von Rucksackreißverschlüssen. Mr. Perrin fasst die wichtigsten Stellen des Films zusammen und gibt Hausaufgaben auf. Stücke unzusammenhängender Unterhaltungsfetzendringen zu mir vor. Als die Geräusche langsam verstummen, öffne ich meine Augen und spähe über meinen Armen hervor. Rei beobachtet mich geduldig von seinem Platz aus und lächelt zu mir herüber. Seinen Rucksack hat er schon geschultert.
    »Spät geworden letzte Nacht, Miss Rogan?« Mr. Perrins raue Stimme kommt irgendwo aus der Mitte des Raumes. Ich will mich nach ihm umsehen, aber mein Körper gehorcht mir noch nicht. »Sie beeilen sich jetzt besser. Die nächste Unterrichtsstunde fängt in zwei Minuten an.« Mr. Perrins Stimme wird leiser, als er den Raum verlässt.
    Jetzt ist es vollkommen still, bis auf das Ticken der Uhr. Ich rühre mich nicht vom Fleck. Nicht weil ich es nicht könnte, sondern weil es furchtbar unkoordiniert aussehen würde. Ironischerweise fühle ich mich wie eine Dose warme Limo, die einmal kräftig geschüttelt wurde. Ich will auf und ab hüpfen wie Popcorn in einer heißen Pfanne. Aber ich weiß, dass ich Sterne sehen würde, wenn ich mich jetzt bewege. Also zähle ich leise bis hundert, bevor ich ganz langsam meinen Kopf hebe.
    Rei streckt mir seine Hand entgegen. »Brauchst du Hilfe?«
    »Danke, es geht mir gut.« Ich stütze mich auf dem Pult ab und strecke mich. Dann drücke ich meinen Rücken und Nacken durch, bis ich auf die fleckigen, eingedellten Deckenplatten blicke. »Danke, dass du auf mich gewartet hast.«
    »Klar doch.« Rei schaut auf die Uhr. »Lass dir Zeit. Wir haben jetzt sowieso Mittagspause.«
    »Okay.« Meine Beine sind eingeschlafen. Ich muss das Stechen loswerden, bevor ich aufstehe. Rei kennt all meine kleinen Macken so gut, dass er nicht einmal nachfragt.
    Ich zähle bis drei, stehe auf und lasse vorsichtig den Tisch los.
    »So, du magisch-mystisches Aura-Mädchen.« Er hebt meinen Rucksack vom Boden auf und wirft ihn sich über die Schulter. »Welche Farbe habe ich heute?«
    Rei hat mir diesen idiotischen Spitznamen vor einigen Jahren gegeben. Damals habe ich ihm erzählt, dass ich die Farbe seiner Aura sehen kann, wenn ich meinen Körper verlasse, und sie sich je nach seiner Laune verändert.
    »Du bist zitronengelb.«
    »Und ist das gut?«
    »Nicht wirklich.«
    »Ha! Das dachte ich mir. Und wie war’s beim Vulkan?«
    Ich kann mein dummes Grinsen nicht mehr verbergen. »Es war
großartig
! Es war … was ist die Steigerung von großartig? Es war fantastisch! Es war … «
    Als ich nach Worten ringe, beobachte ich, wie sich auf Reis Gesicht langsam dieses breite Lächeln ausbreitet. Ich kenne es seit fast 17 Jahren. Er streckt seinen Arm aus und drückt mir sanft den Nacken. »Erzähl mir auf dem Weg zum Essen davon.«
    Er hat mir verziehen.

2
    In der Cafeteria riecht es nach verkochtem Brokkoli. Sogar Rei verzieht die Nase. Weil wir so spät dran sind, gibt es kaum noch Sitzplätze. Aber Seth Murphy, Reis bester Freund, sitzt an unserem üblichen Tisch und hält Stühle für uns frei. Sein grauer Rucksack liegt auf dem Platz neben ihm und seine großen, ausgelatschten Turnschuhe auf dem Platz gegenüber.
    »Soll ich mich mit dir in die Schlange stellen?«, fragt Rei.
    »Nein. Ich bin okay.«
    »Wirklich?« Er legt seine Hand auf meinen Kopf. »Du zitterst immer noch.«
    »Ich zittere nicht«, entgegne ich und reihe mich in der Schlange ein. »Ich verwandle mich.«
    »Du verwandelst dich?« Rei grinst zu mir herunter. »In was?« Ich stupse ihn mit meinem Ellenbogen an. »Du hast mir einmal erzählt, dass Energie nicht vernichtet werden kann, sondern nur umgewandelt. Also hör auf, über mich zu lachen, und geh was essen. Seth sieht einsam aus.«
    »Ihm geht’s gut. Hast du Essensgeld?«
    Ich stelle mich auf die Zehenspitzen und bewege meine Finger. »Ja, deine Mum hat mir am Samstag meinen Lohn ausgezahlt.«
    Reis Eltern besitzen einen Bioladen auf der Hauptstraße. Reis Mutter Yumi bietet außerdem Yogaunterricht und Reiki an – eine Heilungstechnik durch Handauflegen. Ich babysittemanchmal bei ihr, während die Mütter der kleinen Kinder Yoga machen.
    »Ja, aber hat
deine
Mum dir Essensgeld gegeben?«, fragt Rei und zieht den Rucksack auf seiner Schulter nach oben.
    »Ich habe Essensgeld«, versichere ich ihm. »Setz dich hin, ich bin
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