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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
Autoren: Gina Rosati
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ich mit dem Bus nach Hause. Es ist ein wunderschöner Frühlingstag. Es sind über 15 Grad, mit einer leichten Brise und weißen Schäfchenwolken.
    »Ist deine Mutter heute Nacht nicht bei der Immobilienmesse in Boston?«, fragt Rei. Unsere Rucksäcke liegen auf dem Boden und wir benutzen sie als Fußstütze. Rei lümmelt im Sitz neben mir, seine Knie sind volle 15 Zentimeter über meinen.
    »Stimmt. Sie ist morgen gegen fünf zurück.«
    »Musst du heute Abend für deinen Vater kochen?«
    »Hmm. Ist das nicht eine kolossale Zeitverschwendung?«
    »Kolossal«, stimmt mir Rei zu und scrollt auf seinem iPod durch die Playlist. »Was für ein Gourmet-Mahl hast du geplant?«
    »Ich werde alles geben und eine Dosensuppe aufwärmen«, antworte ich ihm. »Dann kann er sein verdammtes Abendessen einfach trinken.«
    »Hervorragend. Du denkst wirklich mit, Kind.«
    »Aber immer doch.« Ich bin noch ein bisschen unruhig von all der Vulkanenergie, also knie ich mich auf den Sitz, mache das Fenster auf und lasse die kühle Brise herein.
    »Wie geht es ihm?«
    »Wem, meinem Vater? Ihm geht es gut.« Ich lasse mich in den Sitz zurückfallen und nehme wieder eine bequeme Position ein.
    »Gut?«, fragt Rei gleichgültig und scrollt durch seine Songs. Doch ich weiß, was er denkt.
    »Mach dir keine Gedanken darüber.«
    Er sieht mich nicht an, aber das muss er auch nicht; ich weiß, was er sagen wird. »Hast du dir dein Handgelenk wirklich am Geschirrspüler angehauen?«
    »Ja.« Das war das zweite Mal, dass er gefragt hat. Normalerweise fragt er dreimal, bevor er sich mit der Antwort zufriedengibt.
    Ich lehne mich gegen seinen Arm und recke den Hals, um zu sehen, welchen Song er aussucht.
    »Hey!« Er schirmt mit der Hand den iPod ab, damit ich nichts sehen kann. »Nicht schauen! Das ist eine Überraschung.« Er nimmt einen Ohrstöpsel heraus, lehnt sich zu mir rüber und drückt ihn mir ins Ohr. »Okay, hör dir das Intro an.« Er drückt auf
Play
und balanciert den iPod auf meinem Knie. Eine Melodie aus komplizierten, aber wunderschönen Gitarrentönen erklingt, während Rei langsam an den Saiten einer Luftgitarre zupft.
    »Das ist nett«, sage ich vier Takte zu früh. Die sanfte Musik hört abrupt auf, und lautes Metal-Gitarrengetöse, vermischt mit rauen, unverständlichen Worten dröhnt in meinem Ohr. Ich wusste es! Ich reiße den Ohrstöpsel heraus, als Rei in die imaginären Gitarrensaiten greift und mich angrinst.
    »Cool, oder?«, sagt er ein bisschen lauter als notwendig. Ich packe den iPod und drehe die Lautstärke ganz runter. Speed Metal, Power Metal, Trash Metal – ich kann das alles nicht auseinanderhalten. Wenn man mich fragt – das ist alles scheiße. Aber Rei liebt es.
    »Ich fühle mich, als sei mein Hirn explodiert und würde mir zu den Ohren rauslaufen«, informiere ich ihn.
    »Das ist wahrscheinlich nur Ohrenschmalz.«
    »Ist es nicht.« Ich stupse mit meinem Knie unsanft gegen sein Schienbein.
    Als ich ihm den iPod hinhalte, lacht er und schüttelt den Kopf.
    »Du kannst wählen.«
    Ich wechsle zu der Playlist, die Rei extra für mich auf seinem iPod hat, und suche etwas Ruhiges und Akustisches aus. Rei zupft für den Rest der Fahrt sanft an den Saiten seiner Luftgitarre.
    Mein Lieblingsplatz in Reis Haus ist die weiße Hollywoodschaukel auf der Veranda. Wir lassen unsere Rucksäcke fallen, ziehen unsere Schuhe aus, setzen uns auf die Schaukel und hören Musik, während wir darauf warten, dass Reis siebenjährige Schwester nach Hause kommt. Saya hüpft Punkt drei Uhr aus dem Bus. Wenn man den Arzt und die Krankenschwestern mal außen vor lässt, war ich die vierte Person, die Saya nach ihrer Geburt im Arm gehalten hat. Für mich ist sie die kleine Schwester, die ich nie hatte. Es ist nicht überraschend, dass sie zuerst mir um den Hals fällt und sich erst dann auf Reis Schoß setzt.
    Saya zieht eine Grimasse und fragt Rei: »Kommt Seth heute vorbei?« Ich unterdrücke ein Lachen. Ich bin also nicht die Einzige, die Rei ungern teilt.
    »Nein, er muss arbeiten.« Er sagt das ganz nebenbei, aber ich höre die unterdrückte Enttäuschung in seiner Stimme. Er steht auf, packt Saya und hängt sie sich über seine linke Schulter. Vor Freude quietscht sie laut. »Jetzt holen wir dir eine Kleinigkeit zu essen.«
    In der Küche hüpft Saya wie ein kleiner Vogel auf und abund wartet, bis Rei eine Karotte geschält hat, an der noch der grüne Strunk hängt. Er hält sie über ihren Kopf: »Versprichst du, dass du Anna
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