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Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)

Titel: Auracle - Ein Mädchen, zwei Seelen, eine Liebe (German Edition)
Autoren: Gina Rosati
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und mich damit nicht kitzelst? Oder muss ich die Blätter abschneiden?«
    »Ich verspreche, ich mache nichts.«
    »Die Eier in der Schale sind hart gekocht, falls du eins willst«, sagt Rei, als ich den Kühlschrank durchstöbere. Aber ich will kein Ei, ich will Zucker, Zucker, Zucker. Im Gefrierfach finde ich selbst gemachtes Speiseeis. Yumi hat es aus grünem Tee, Zitronensaft und Honig gemacht. Das wird wohl reichen müssen. Als Saya ihre Karotte fertig geknabbert hat, gehen wir auf die Veranda, setzen uns auf die Schaukel und lutschen unser Wassereis. Rei und ich stoßen uns mit den nackten Füßen vom Holzboden ab, um die Schaukel in Bewegung zu setzen.
    Die Brise kitzelt das Windspiel und ein Fink stimmt in die Melodie mit ein. Ich schließe meine Augen, höre dem Klang zu, während sauer und süß auf meiner Zunge schmelzen. Es riecht ganz leicht nach Kirschblüten.
    Wir schwingen vor und zurück, vor und zurück.
    Ich fühle mich immer noch energiegeladen von meinem Ausflug zu dem Vulkan. Ich glaube, ich könnte jetzt auf der Stelle einen Marathon laufen. Doch langsam komme ich runter. Aber Saya ist zappelig. Die Schaukel wackelt hin und her, als sie abspringt. Sogar mit geschlossenen Augen kann ich eine mir vertraute Vibration fühlen, als Rei seine Hand auf die Lehne der Schaukel legt, um Sayas Gewicht auszugleichen. Die Energie jeder einzelnen Person hat eine bestimmte Vibration. Sie ist so einzigartig wie ihr Fingerabdruck. Als Rei vor einiger Zeit begonnen hat zu meditieren, veränderte sich seine Vibrationund wurde stärker, ruhiger und … beruhigender. Ich absorbiere davon, was ich kann, und mische sie mit meiner Vulkanenergie. Dann speichere ich sie für später, wenn ich zu Hause bin. Dort brauche ich sie am meisten.
    Ich öffne die Augen und beobachte, wie Saya im Haus verschwindet. Ein paar Sekunden später kommt sie wieder heraus und hält eine Flasche Seifenblasen in der Hand. »Ich will zum Wasserfall«, sagt sie schmollend, und kein menschliches Wesen könnte diesen großen, blauen Augen widerstehen.
    Rei und ich rollen unsere Jeans hoch und laufen barfuß den bewaldeten Pfad entlang. An einem Tag wie heute fühlt sich das angenehm und warm an. Aber eigentlich ist es ziemlich dämlich, denn hier in Vermont ist noch Matsch-Saison. Saya liebt den Matsch. Sie mag es, wie er unter den Fußsohlen platscht, und sie vergöttert das schlürfende Geräusch, das er macht, wenn sie ihren Fuß nur ein ganz kleines Stückchen hochhebt. Sie mag sogar die Würmer in dem aufgelösten Boden, die vergeblich versuchen, ihren Fingerchen zu entwischen. Rei und ich sind nicht annähernd so begeistert von der Idee, durch den Matsch zu stapfen. Aber laut Rei ist es einfacher, den Schlamm von den Füßen zu waschen, als aus den Nähten von Turnschuhen zu kratzen.
    Als wir durch die Wälder laufen, wird das sanfte Geräusch, das uns jede Nacht in den Schlaf plätschert, zu einem tosenden Rauschen. Der Byers-Wasserfall ist nicht sonderlich hoch, vielleicht 15 Meter. 20 Meter flussabwärts beruhigt sich das Wasser wieder, aber das Flussbett ist steinig und die Strömung schnell – besonders im Frühling, wenn das Tauwasser aus den Skigebieten den Fluss ansteigen lässt. Yumi und Robert habenuns tausendmal vor den Gefahren gewarnt, bevor wir ohne Begleitung hierhergehen durften. Der große Granitvorsprung oberhalb des Wasserfalls lässt locker Platz für zehn Erwachsene. Saya kennt die Regeln. Sie klettert auf den Vorsprung, packt Reis Hand und hält sie fest.
    Während unserer regelmäßigen Expeditionstouren durch die Wälder und über Felsen haben Rei und ich die Geschicklichkeit von Bergziegen entwickelt. Wir achten aber immer noch darauf, dass wir nicht zu nahe an den Rand kommen und dort bleiben, wo die Steine trocken sind. Das Wasser ist heute besonders wild und das Sonnenlicht bricht sich regenbogenfarben im Wassernebel. In einem Radius von 30 Zentimetern glänzen die Steine vor Nässe.
    »Vorsichtig!«, warnt mich Rei. Ich setze mich hin und lasse zwischen uns genug Platz für Saya. Sie hat tatsächlich aufgehört, hin und her zu hüpfen, und setzt sich vorsichtig hin. Dann dreht sie schnell den Verschluss von ihrem Fläschchen ab und beginnt mit ihrem Werk. Sie findet es großartig, Seifenblasen in den Wasserfall zu pusten und zuzusehen, wie sie in dem dichten Nebel zerplatzen.
    Ich strecke meine Beine vor mir aus und lasse das Sprühwasser den Dreck von meinen Füßen waschen.
    »Bäh! Wessen Idee war es
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