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Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)

Titel: Aura – Verliebt in einen Geist: Band 1 (German Edition)
Autoren: Jeri Smith-Ready
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durch Gerechtigkeit« und war davon überzeugt, dass ein ordentliches Gerichtsverfahren den Geistern half, in die nächste Sphäre überzuwechseln – wo auch immer sich die befinden mochte. Im Himmel vielleicht. Auf jeden Fall an einem Ort, der schöner war als Baltimore, Maryland.
    Leider konnte meine Tante – genau wie alle anderen vor dem Shift geborenen Menschen, also alle, die älter als sechzehn Jahre und neun Monate waren – die Geister weder hören noch sehen. Und wer musste dolmetschen, wenn die Anwaltskanzlei, für die Tante Gina tätig war, solch einen Fall bearbeitete? Richtig – ich. Und das alles im Rahmen meines mickrig bezahlten Jobs als Bürohilfe neben der Schule. Cool, was?
    »Mein Name ist Hazel Cavendish«, informierte mich die Frau, »und ich gehöre seit Jahrzehnten zu den treuesten Mandantinnen dieser Kanzlei.«
    Aha, das erklärte, warum sie hier war. Geister konnten nur an solchen Orten erscheinen, an denen sie schon zu Lebzeiten mindestens einmal gewesen waren. Niemand wusste, warum das so war, aber es erleichterte Post-Shiftern wie mir das Leben erheblich.
    »Ich wurde heute Morgen vor meinem Haus ermordet«, fuhr die einstige Hazel ohne Umschweife fort. »Die genaue Adresse lautet …«
    »Können Sie Montag wiederkommen?«, unterbrach ich sie und warf in dem violetten Schein, der von ihr ausging, einen Blick auf meine Armbanduhr. »Ich muss jetzt nämlich leider gleich weg.«
    »Aber heute ist erst Donnerstag. Ich kann unmöglich bis Montag warten, ich muss jetzt sofort mit jemandem sprechen.« Sie nestelte an ihrer zweireihigen Perlenkette. »Bitte … Aura.«
    Ich wich erschrocken zurück. »Woher wissen Sie, wie ich heiße?«
    »Deine Tante hat oft von dir erzählt und mir auch ein Foto von dir gezeigt. Wenn man deinen Namen einmal gehört hat, vergisst man ihn nicht.« Sie kam mit unhörbaren Schritten auf mich zu. »Es ist ein sehr schöner Name.«
    Mir wurde schwindelig.
    Oh-oh .
    Wenn eine nach dem Shift Geborene wie ich in Gegenwart eines Geistes Schwindelgefühle verspürte, war das in der Regel ein ernstes Alarmsignal dafür, dass er im Begriff war, zu einem Schatten zu mutieren. Das passierte immer dann, wenn Geister es zuließen, dass das Gefühl der Verbitterung in ihnen überhandnahm. Diese Verwandlung hatte durchaus Vorteile für sie – Schatten waren in der Lage, sich an jeden Ort dieser Welt zu bewegen. Allerdings hatte sie auch einen gravierenden Nachteil: Sie waren für immer im Diesseits gefangen. Nach gegenwärtigem Wissensstand war es ihnen im Gegensatz zu Geistern nicht mehr möglich, jemals inneren Frieden zu finden und dadurch in eine andere Sphäre überzuwechseln. Und da sie jeden zufällig in ihrer Nähe stehenden Post-Shifter erheblich schwächen konnten, war es besser, unverzüglich Schutzmaßnahmen einzuleiten, sobald man einem Schatten begegnete.
    »Ich muss wirklich los«, flüsterte ich, als wäre es für die einstige Hazel leichter zu akzeptieren, wenn ich es leise sagte. »Zeit spielt doch keine Rolle und es sind schließlich nur ein paar Tage.«
    »Zeit spielt immer eine Rolle.«
    »Für Sie nicht«, widersprach ich sanft, aber mit Nachdruck. »Jetzt nicht mehr.«
    Sie kam mir so nahe, dass ich jedes noch so winzige Fältchen in ihrem violett schimmernden Gesicht erkennen konnte.
    »Du hast den wissenden und leicht erschöpften Blick eines Menschen, der schon sehr viel in seinem Leben gesehen hat«, zischte sie. »Aber du hast längst nicht alles gesehen. Du hast keine Ahnung, wie sich das hier anfühlt.« Sie legte ihre Hand, die ich nicht spüren konnte, an die Stelle, an der mein Herz schlug. »Eines Tages wirst auch du etwas Kostbares verlieren, und dann wirst du begreifen, wovon ich spreche.«
    Als ich eine Stunde später zu meinem Wagen rannte, brannten meine Füße, die ich mir in den engen, hohen Schuhen wund gelaufen hatte. Leider blieb keine Zeit, noch schnell einen Abstecher zu Hause einzulegen und mich umzuziehen, bevor ich zu Logan fuhr. Ich ärgerte mich darüber, keine bequemen Klamotten zum Wechseln mitgenommen zu haben, aber woher hätte ich auch ahnen sollen, dass Gina einen neuen Fall annehmen würde? Natürlich hatte ich mich letztendlich doch breitschlagen lassen, für die alte Dame zu dolmetschen, damit sie meiner Tante die Geschichte ihres gewaltsamen Todes erzählen konnte. Sie war so aufgewühlt gewesen, dass ich Angst vor dem gehabt hatte, was möglicherweise passiert wäre, wenn ich mich nicht sofort um sie gekümmert
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