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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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antwortete Toppe benommen. «Der Mann heißt Hellinghaus. Er ist …»
    Weiter kam er nicht, denn die Tür wurde aufgerissen, und herein stürzte Clemens Böhmer, ein offenbar sehr, sehr wütender Clemens Böhmer.
    «Ich will dir mal was sagen, du aufgeblasener Bulle, du», schnauzte er. «Ich bin hier, um mich zu beschweren, so! Was du da gestern mit mir abgezogen hast! Als wär ich ein Kinderficker! Aber so was lass ich mir nicht mehr bieten, ist das klar? Ich mach für keinen mehr den Karl Arsch!»
    «Es reicht, Böhmer», schnauzte Toppe zurück. «Halten Sie den Mund!»
    Aber Böhmer war viel zu sehr in Rage. «Ich habe die Schnauze gestrichen voll! Mich willst du anpissen, aber so ein Verbrecher wie Hellinghaus, der läuft frei rum, und ihr kriecht dem auch noch in seinen noblen Hintern. Nobel? Ich lach mich kaputt. Ein gottverdammter Frauenhändler ist der!»
    «Hellinghaus?» Cox entglitten sämtliche Gesichtszüge.
    «Wie bitte?», rief Toppe. «Jetzt mal ganz ruhig, Herr Böhmer. Setzen Sie sich. Und du», drehte er sich zu Cox, «guckst im Telefonbuch nach, wo Jörg Hellinghaus wohnt.»
    «Wieso?» Cox verstand überhaupt nichts mehr.
    «Tu’s einfach!»
    Böhmer hatte neue Luft geholt. «Bitte nicht schreien.» Toppe hob die Hände. «Hellinghaus ist also ein Frauenhändler. Und woher wissen Sie das?»
    Böhmer ballte die Fäuste, seine Unterlippe zitterte. «Ich hab mal gesessen. Für was, was ich gar nicht getan hab! Die haben mich eiskalt abgezockt. Ich durfte mal wieder …» Er unterbrach sich und bekam die Kurve. «Im Knast lernt man Typen kennen, die eine Menge wissen. Von denen hab ich das mit Hellinghaus. Der hat in einer ganz großen Sache mit dringehangen. Deswegen ist er die letzten Jahre auch abgetaucht gewesen. War wohl eine ganze Bande, die haben Mädchen verschleppt aus Polen oder so, und der Hellinghaus hat deutsche Männer gekauft, damit die die Mädchen heiraten, wegen den Papieren, und danach hat er die Frauen in den Puff gebracht. Der ist einer von den Oberbossen gewesen, aber den hat keiner am Arsch gekriegt. Und so ein Flachwichser packt Ihre Frau an, und da sagt keiner was. Finden die alle noch geil. Und mich wollen Sie abstempeln als Sittich, als Perversen!» Er verschluckte sich und hustete.
    «Im Telefonbuch steht kein Jörg Hellinghaus», meldete sich Cox. «Im ganzen Kreis nicht. Da gibt es bloß ein Fotoatelier Karl Hellinghaus hier bei uns auf der Kavarinerstraße.»
    Böhmer holte wieder Luft, aber Toppe sah ihn streng an und wählte Astrids Handynummer.
    «Hat Hellinghaus 1997 im Dreitürmehaus gewohnt?», fragte er schroff.
    «Wie bitte? Hellinghaus? Ich verstehe kein Wort!»
    «Hat er oder hat er nicht?»
    «Doch, ja, früher hatte er mal die Penthousewohnung da.»
    «Wunderbar! Und wo wohnt er jetzt?»
    «Keine Ahnung! Wir sind jetzt fast in Renesse und …»
    Aber Toppe legte einfach auf und sah Cox an. «Der Kellerraum war doch für zwei Wohnungen, oder?»
    Cox klappte den Mund zu. «Welcher Kellerraum?» Er schwitzte. «Ach so, Keller 10 für Wohnungen 3 und 4.»
    «Das erklärt’s.» Toppe fummelte fahrig eine Zigarette aus dem Päckchen.
    «Hellinghaus wohnt im Moment noch bei seinen Eltern auf der Kavarinerstraße, bis er ein passendes Haus gefunden hat», sagte Clemens Böhmer schlicht. «Was haben Sie da eigentlich für komische Fotos?»
    «Ich häng mich weg», kam es dumpf von Cox.
    «Das tust du nicht», entgegnete Toppe scharf. «Wir schicken eine Streife hin, die ihn einkassiert und sofort herbringt!» Er hatte den Hörer schon in der Hand.
     
    An der Rezeption des Hotels pelikaan saß eine junge Indonesierin.
    «Guten Tag!» Van Appeldorn hatte sein jovialstes Lächeln aufgelegt. «Ich habe vor etwa zwei Stunden mit Ihrem Kollegen gesprochen. Ist der da?»
    Bedauerndes Kopfschütteln. «Es tut mir sehr Leid, mein Herr, aber der ist in der Mittagspause.»
    «Zu schade, ich hätte so gern ein paar Worte mit ihm gewechselt.»
    Astrid knuffte ihn in den Rücken. Die holländischen Kollegen, die sie telefonisch um Amtshilfe gebeten hatten, waren soeben vorgerollt.
    «Okay.» Van Appeldorn hatte sich wieder besonnen. «Wir suchen Herrn Schönfelder, Bastian Schönfelder. Ist er inzwischen im Hause?»
    «Oh, nein. Er sitzt in dem Café gegenüber, wo er immer sitzt, den ganzen Tag», antwortete sie, Trauer im Blick. «Ich weiß nicht, ob Sie wissen, dass …»
    «Wir wissen. Komm, Astrid!»
    Die holländischen Polizisten stiegen gerade aus dem Auto,
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