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Augenzeugen

Augenzeugen

Titel: Augenzeugen
Autoren: Hiltrud Leenders , Michael Bay , Artur Leenders
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war van Appeldorn, der sie begleitete, als sie noch einmal zum Kaufhof fuhr, um mit Schönfelders Kollegen zu sprechen.
    «Keine Ahnung, wohin Bastian gefahren ist.» Das war der Auszubildende, ein schlaksiger Junge mit einem prächtigen Pickel am Kinn, den er mit einem zu hellen Abdeckstift übermalt hatte. «Ich weiß bloß, dass er sonst immer in Renesse gewesen ist, schon als er noch klein war, genau wie ich. Meine Eltern haben da einen Wohnwagen stehen.»
    «Hat Bastian Schönfelder zu irgendwem hier im Betrieb näheren Kontakt?», fragte Astrid.
    Der Junge bemühte sich. «Der spricht öfters mal mit der Frau Kuhlmann aus der Kosmetik, aber sonst …»
    «Die Kosmetik ist im Erdgeschoss, oder?» Astrid schüttelte dem Jungen die Hand. «Danke Ihnen!»
    Sie waren fast schon an der Treppe, als van Appeldorn sie am Arm festhielt. «Der ist in Renesse!»
    «Das wird er sich doch nicht antun», sagte Astrid ungläubig. «Seine Familie ist dort umgekommen!»
    «Schönfelder ist jedes Jahr nach Renesse gefahren. Du hast doch selbst erzählt, was seine Mutter gesagt hat: Er tut so, als wäre gar nichts passiert.»
    «O Gott!»
    Er fasste sie bei der Hand. «Komm, wir fahren zu seiner Mutter. Die wird wissen, wo Schönfelder in Renesse immer gewohnt hat.»
     
    Cox und Toppe hatten sich die wenigen Habseligkeiten aus Schönfelders Wohnung vorgenommen. Toppe blätterte die Alben durch, während Cox in dem Karton kramte, den sie im Keller gefunden hatten. Plötzlich zog er scharf die Luft ein. «Guck dir das hier mal an!» Er reichte Toppe ein Foto, 18 × 24   cm groß.
    Toppe wich alle Farbe aus dem Gesicht. «Alina Escher», sagte er tonlos. Seine Hände zitterten.
    «Das entführte Mädchen?», fragte Cox perplex.
    Das Kind hielt mit verkrampften Fingern eine Zeitung, eine Niederrhein Post , mit der Schlagzeile Wieder mehr Gewalttaten in Deutschland .
    Toppe öffnete die Schreibtischlade und tastete nach seiner Lupe.
    Die Zeitung war vom 12. Juni 1997.
    «Das ist der Tag, an dem sie entführt wurde!»
    «Jetzt versteh ich überhaupt nichts mehr.» Cox rang um Fassung. «Der Schönfelder hat das Mädchen entführt?»
    Toppe rieb sich den Nacken, ihm war übel. «Was ist sonst noch in dem Karton?»
    «Nicht viel, ein Stapel Fotografien, alles Landschaftsaufnahmen, Bäume, neblige Wiesen, Kühe und so was und ein paar Kataloge für Fernreisen. Das Bild von dem Mädchen steckte zwischen diesen Prospekten.»
    Wieder starrte Toppe auf das Foto. Es war in einem Raum mit unverputzten Wänden aufgenommen, bröckeliges Mauerwerk, von schräg oben fiel Licht herein. Alina saß auf dem nackten Boden und schaute mit großen Augen eher verwirrt als ängstlich in die Kamera – Kinderaugen, der Spiegel der Seele.
    Ein scharfer Stich durchfuhr ihn. Spiegel! Wieder nahm er die Lupe. In Alinas Pupillen erkannte man eine Silhouette. Die Silhouette des Menschen, der sie fotografiert hatte, ihren Entführer!
    Er stand auf. «Ich muss zu van Gemmern.»
     
    Frau Schönfelder zupfte nervös an ihrem Blusenkragen. «Wir wohnen immer im Hotel pelikaan , und die Kinder haben sich da auch immer ein Zimmer genommen. Aber ich verstehe, ehrlich gesagt, nicht, warum Sie meinen Jungen unbedingt sprechen wollen. Hat er was ausgefressen?»
    «Das wissen wir noch nicht», antwortete van Appeldorn barsch. «Sie haben nicht zufällig Adresse und Telefonnummer von diesem Hotel da?»
    «Doch, sicher …» Sie verharrte unschlüssig, nahm dann aber ein ledergebundenes Register vom Telefontischchen und schlug es auf. «Hier.»
    Van Appeldorn notierte.
    «Bitte, ich … ich …», stammelte die Mutter. «Sie können mich doch nicht einfach so stehen lassen. Sie müssen mir doch sagen, was los ist.»
    Astrid schlug die Augen nieder. «Machen Sie sich keine Sorgen.»
    Im Auto tippte van Appeldorn sofort die Nummer in sein Mobiltelefon.
    «Guten Tag! Ich möchte Herrn Bastian Schönfelder sprechen.»
    «Einen Augenblick, bitte.»
    Beethovens «Für Elise» dudelte ihm digital ins Ohr. Genervt verdrehte er die Augen.
    «Hallo? Ich höre eben, dass Herr Schönfelder nicht da ist. Tut mir Leid, mein Herr.»
    «Was meinen Sie mit ‹nicht da›?»
    «Pardon?»
    Wieder verdrehte van Appeldorn die Augen. «Fangen wir anders an. Bastian Schönfelder wohnt zurzeit bei Ihnen?»
    «Wer sind Sie?», kam es misstrauisch zurück.
    «Van Appeldorn von der Mordkommission in Kleve.»
    «Pardon?»
    «Recherche uit Kleef», rief van Appeldorn.
    Der Mann am anderen Ende der
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