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Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge
Autoren: Siobhan Vivian , Jenny Han
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deinen Mini-Camcorder mitzubringen, damit wir die Mädchen filmen können?«
    Ich mache meine Tasche auf und sehe nach, auch wenn ich schon weiß, dass er nicht da ist. »Vergessen.«
    »Mensch, Lil! Ich wollte sie mir doch heute Abend in HD genau ansehen.« Rennie stößt einen mürrischen Seufzer aus, so als wäre sie enttäuscht von mir.
    Ich zucke mit den Schultern und sage: »Wir kommen schon irgendwie zurecht.« Und denke: Tun wir das jetzt gerade nicht auch ? Aber Rennie ist eindeutig besser darin als ich.
    »Nadi, wer ist die hübscheste von deinen Freundinnen?«, fragt sie jetzt.
    »Patrice«, antwortet Nadia.
    Rennie biegt links ab, und wir fahren an einer Reihe kleiner Ferienhäuser vorbei, von denen es in Canobie Bluffs so viele gibt. Ich konzentriere mich vor allem auf eins. Ein Hausmeister macht das Haus gerade winterdicht, nachdem die letzten Gäste abgereist sind. Ich glaube, es ist Reeves Vater. Er verriegelt die Läden an den Fenstern im Erdgeschoss. Bis zum großen Schlafzimmer ist er noch nicht gekommen, da stehen sie noch offen.
    Ich drehe den Kopf weg und sehe aus dem Augenwinkel zu Rennie hinüber. Nur um zu sehen, ob sie es auch gemerkt hat. Aber ich kann nichts feststellen – kein Wiedererkennen, keine Nervosität, nichts.
    »Nadi, du bist so viel hübscher als Patrice. Nur als kleine Info: Für unsere Truppe nehme ich nur die Crème de la Crème«, sagt Rennie. »Wenn es jemand Speziellen gibt, den du anfeuern willst, dann sag’s mir, und ich bring euch zusammen.«
    Sofort sagt Nadia: »Alex. Kann ich Alex anfeuern?«
    Rennie schnappt nach Luft. »Oho! Da solltest du lieber deine Schwester fragen. Der ist nämlich ihr Toy Boy .«
    »Lass das, Rennie.« Das kam jetzt bissiger raus als beabsichtigt, und Rennie sieht Nadia im Rückspiegel an und zieht eine Grimasse. Ich hole tief Luft. »Nadia, die Mädels stehen schon Schlange für Alex, sowohl Juniors als auch Seniors. Wir können dich da nicht so bevorzugen. Ich meine, wie sähe das aus, wenn ein Mädchen, das gerade mal Freshman ist, einen Senior als Partner bekommt? Außerdem musst du ja erst mal sehen, ob du überhaupt genommen wirst. Du bist ja noch gar nicht im Team.«
    Rennie nickt. »Lil hat recht. Ich meine, im Grunde bist du schon drin, aber wir müssen dich natürlich genauso behandeln wie alle anderen. Auch wenn du eindeutig was Besonderes bist.«
    Nadia zappelt aufgeregt wie ein Welpe.
    »Und noch was: Sag deinen Freundinnen unbedingt, dass sie gleich wieder nach Hause gehen können, wenn sie auch nur eine Minute zu spät kommen. Schluss, aus. Als Captain des Teams bestimme ich von Anfang an, wo’s langgeht.«
    »Verstanden«, sagt Nadia.
    »Braves Mädchen. Du wirst unser Freshman-Star.«
    Ich komme mir vor, als würde ich über mir selbst schweben. Ich sage: »Aber sie muss an ihrem Flickflack arbeiten. Der ist noch schwach.«
    Es wird ganz still im Auto.
    Ich klappe meine Sonnenblende herunter, um Nadia ansehen zu können. Ihre Mundwinkel zeigen nach unten, die dunklen Augen sehen verletzt aus.
    Warum habe ich das gesagt?
    Ich weiß doch, dass es ihr größter Wunsch ist, ins Team zu kommen. Den ganzen Sommer über haben wir trainiert, Flickflacks und andere Bodenübungen, die Hebefiguren und den Ablauf unserer Auftritte. Ich habe Nadia gesagt, dass sie, wenn Rennie mit der High School fertig ist, ganz oben auf der Pyramide stehen wird. Sie wird jemand sein an der Jar Island High School, das habe ich ihr gesagt. Genau wie ihre große Schwester.
    Allerdings bin ich mir nicht so sicher, ob ich überhaupt will, dass sie so wird wie Rennie oder ich.
    Jetzt nicht mehr.

02 KAT  Ich steige über den Drahtzaun, der den Parkplatz der Jar Island High School umgibt. Alex’ SUV steht in der Nähe des Footballfeldes und glänzt wie frisch gewaschen für den ersten Schultag. Ich versuche, nicht darauf zu achten, dass mein Herz mit dreifacher Geschwindigkeit schlägt und mir ganz heiß wird.
    Am Samstag bin ich achtzehn geworden . Den Abend habe ich an unserem Küchentisch verbracht, mit meinem Vater und mit Pat, meinem Bruder. Wir haben Whiskey gebechert und dazu den tiefgekühlten Schokoladenkuchen gegessen, den Dad im Supermarkt besorgt hat.
    »Oh, Judy«, sagte Dad nach jedem Glas, so als säße Mom mit am Tisch und würde einen mit uns zwitschern. »Jetzt guck dir doch nur unser kleines Mädchen an.«
    »Ich bin jetzt eine Frau«, verbesserte ich ihn.
    »Und was für eine!«, sagte er und schob sein Glas zum Nachfüllen über den
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