Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Auge um Auge

Auge um Auge

Titel: Auge um Auge
Autoren: Jack Higgins
Vom Netzwerk:
auszubeuten – ohne uns.«
      »Das schaffen sie nicht ohne die Einwilligung der Beduinen, und die bekommen sie nicht ohne uns«, sagte Paul.
      »Paul«, sagte Kate, »sie haben es doch geschafft. Der Sultan hat uns verkauft. Du weißt ja, wie sehr es den Amerikanern und Russen zuwider war, mit uns zu verhandeln. Tja, und nun haben sie uns ausgeschlossen. Sie werden auf uns herumtrampeln und auch auf den Beduinen. Ohne uns werden diese verfluchten Ölleute bohren, wo immer sie wollen, und die Araber können sich zum Teufel scheren.«
    »Stimmt das, Michael?«, fragte Paul.
      Michael nickte. »Sie werden die Wüste vergewaltigen, Paul, und wir können nicht das Geringste dagegen unternehmen.«
      Paul nickte nachdenklich, während er im Feuer herumstocherte. »Sprich nicht so voreilig, Michael. Es gibt immer Dinge, die man tun kann, wenn man den Willen dazu hat.«
    »Was willst du damit sagen?«, fragte George.
      »Jetzt nicht«, sagte Paul. Er wandte sich an Kate. »Steht die Gulfstream am Air-Force-Stützpunkt in Haman?«
    »Ja«, erwiderte Kate.
      Er zog sie sanft an sich und gab ihr einen Kuss auf die Stirn. »Gute Nacht. Morgen sprechen wir weiter.«
    Er nickte seinen Brüdern zu, und alle standen auf. Kate drehte sich um und ging davon. In diesem Augenblick geschah es: Aus dem Schatten sprang schreiend ein Beduine und rannte, die gekrümmte Jambiya hoch über den Kopf gehoben, auf die Brüder zu. Nur Kate stand ihm im Weg. Pauls Leibwächter hatten einen Moment lang nicht aufgepasst. Sie hatten ihre AK 47 auf den Boden gelegt und hielten Kaffeebecher in der Hand. Paul stürzte zu seiner Schwester, stieß sie zu Boden und zog seinen Browning aus dem Gürtel. In rascher Folge drückte er viermal ab, und der Angreifer fiel in den Sand.
      Erneut ertönte ein schriller Schrei, und ein zweiter Mann stürmte mit erhobener Jambiya aus der Dunkelheit, wurde aber sofort von den Wachen überwältigt.
      »Lasst ihn am Leben!«, rief Paul auf Arabisch. »Am Leben lassen!« Er wandte sich zu George um. »Finde heraus, wer er ist und woher er kommt!«
      George lief zu den Wachen, die den Mann mühsam niederhielten, und Paul half Kate auf. »Alles in Ordnung? Bist du verletzt?«
      Sie umarmte ihn und sagte auf Arabisch: »Nein, mein Bruder, dank dir.«
      Er drückte sie an sich. »Ich kümmere mich um alles. Geh schlafen.«
      Sie drehte sich zögernd um. Paul ging in den Schatten und hockte sich neben den zweiten Angreifer, den die Wachen nun auf dem Boden festhielten. Das Gesicht des Mannes sah zerfurcht und erschöpft aus. Die Pupillen seiner Augen waren klein wie Nadelköpfe, Schaum trat ihm aus dem Mund.
    »Ein gedungener Mörder, berauscht von Quat«, sagte George.
      Paul Rashid steckte sich eine Zigarette an und nickte. Quat war eine Droge aus den Blättern bestimmter Sträucher von Hazar. Viele seiner Leute waren davon abhängig. Und manchen verlieh sie gefährlichen Mut.
    Im Fall dieses Mannes würde sie nur den Tod bringen.
    »Tu, was du tun musst«, sagte Paul zu George.
      Er ging zum Feuer zurück, ließ sich dort nieder und trank Kaffee. Kate erschien und setzte sich neben ihn. Aus dem Schatten drang zuerst Schmerzensgeheul, dann ein plötzlicher Aufschrei. Danach herrschte Stille. George und Michael kamen zum Feuer.
    »Nun?«, fragte Paul.
      »Das hat der Sultan im Auftrag der Amerikaner und Russen angezettelt. Die können es sich nicht leisten, dass wir am Leben bleiben.«
      »Was für ein Pech für sie, dass sie keinen Erfolg hatten«, sagte Paul Rashid.
      Eine Pause entstand; Michael und George setzten sich. »Was nun?«, fragte George.
      »Zuerst mal ist es Zeit für einen neuen Sultan, denke ich«, sagte Paul. »Du hast den besten Kontakt zu unseren Leuten in Hazar. Kümmere dich darum. Aber es geht noch um etwas viel Wichtigeres. Lassen wir es zu, dass diese Großmächte unserem Volk so etwas antun? Lassen wir zu, dass sie unser Land zerstören? Lassen wir zu, dass sie uns attackieren? Nein, ich glaube, wir müssen sie attackieren.«
      In diesem Augenblick läutete sein Handy. Er nahm es aus seinem Gewand. »Rashid.«
      Im Schein des Feuers sahen seine Geschwister, wie sich sein Gesichtsausdruck abrupt veränderte. Seine Augen wurden zu schwarzen Löchern.
    Er sagte: »Wir kommen so schnell wie möglich.«
    Er schaltete das Telefon aus und reichte es Kate.
      »Ruf in Haman an. Sie sollen die Gulfstream startbereit machen. Wir fliegen sofort mit dem
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher