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Aufzeichnungen eines Außenseiters

Aufzeichnungen eines Außenseiters

Titel: Aufzeichnungen eines Außenseiters
Autoren: Charles Bukowski
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aber der blieb mir allein vorbehalten, da sie unfähig war, das Ding anzulassen. Ge wöhnlich wachte ich gegen halb elf auf, ließ mir Zeit mit dem Aufstehen, sah nach den Blumen, trank einen Kaffee und ein Bier und ging dann raus in die Sonne und rieb mir den Bauch. Dann spielte ich mit dem Hund, was ziemlich ermüdend war, denn er war ein riesiges Tier, größer als ich selbst. Deshalb verzog ich mich bald wieder ins Haus, räumte ein bißchen auf, machte das Bett, sammelte die leeren Flaschen auf und spülte das Geschirr. Noch ein Bier, ein kurzer Blick in den Kühlschrank, um mich zu vergewissern, daß noch etwas zu essen für sie da war, und dann wurde es Zeit für den Rennplatz. Nach dem letzten Rennen konnte ich es gerade noch bequem schaffen, sie rechtzeitig an der Haltestelle abzuholen. Es war ein schönes Leben. Es war zwar nicht gerade wie Monte Carlo, aber ich fühlte mich doch ganz wohl dabei. Schließlich war ich nicht besonders verwöhnt. Ich schlief bes ser, sah besser aus und fickte besser als zuvor. Es war wirklich nicht schlecht. Trotzdem, ich spürte, daß es auf die Dauer nicht gutgehen würde . . .
Es fing an, als ich die Dame kennenlernte, die in dem Haus vorne an der Straße wohnte. Zuerst war es ganz harmlos. Ich saß auf der Veranda, trank mein Bier und warf den Ball für den Hund. Und sie kam heraus, breitete ein Badetuch auf dem Rasen aus und nahm ein Sonnenbad. Man mußte sehr genau hinsehen, um zu bemerken, daß sie einen Bikini anhatte. Er bestand nur aus ein paar dünnen Fäden. Und einen KÖRPER hatte die Dame . . . Während der ersten paar Tage beschränkten wir uns auf einen flüchtigen Gruß. Sie sagte »Hi« und ich sagte »Hi«, und viel mehr wurde nicht gesprochen. Ich mußte vorsichtig sein. Miriam kannte schließlich die ganze Nachbarschaft.
Aber dieser KÖRPER . . . Hin und wieder schafft die Natur einen Körper, an dem alles stimmt , sogar der Hintern. Gewöhnlich ist es der Hintern, der aus der Reihe tanzt — er ist entweder zu groß oder zu platt oder zu rund oder nicht rund genug, oder er hängt einfach völlig beziehungslos da, als sei er im letzten Augenblick grad noch so drangeklatscht worden. Aber bei der hier stimmte sogar der Hintern. Allmählich fand ich heraus, daß sie Renie hieß und daß sie in einem der kleinen Klubs an der Western Avenue als Stripper arbeitete. Sie hatte ein paar harte Linien im Gesicht. Ein typisches Los-Angeles Gesicht. Man ahnte, daß sie einiges mitgemacht hatte, als sie noch jünger war; und jetzt war sie vorsichtig geworden und behielt ihre Deckung oben, als wolle sie sagen: Fuck you, Brother. .. jetzt bestimme ich, wie die Schläge verteilt werden. Eines Morgens sagte sie zu mir: »Ich muß jetzt immer hier hinten hin zum Sonnenbaden. Kürzlich ist mir da vorne der alte Dreckskerl von nebenan auf die Pelle gerückt und hat versucht, mich abzufummeln.«
»Tatsächlich?«
»Ja. Die alte Sau. Bestimmt schon an die 70, aber seine drekkigen Griffel kann er immer noch nicht weglassen. Da ist ein Kerl, der kommt jeden Tag und bringt seine Frau zu dem Alten. Und der Alte steigt mit ihr in die Federn, und sie liegen den ganzen Tag in der Falle und saufen und vögeln. Und abends kommt der Mann wieder und holt seine Frau ab. Die denken wahrscheinlich, wenn der Alte abkratzt, vermacht er ihnen sein Geld. Steinreich, der Alte. Solche Leute machen mich einfach krank. Da unten in dem Klub, wo ich arbeite, der Kerl, dem der Laden gehört, so'n großer, fetter Itakker, Gregario heißt er, der sagt also eines Tages zu mir: >Baby<, sagt er, >wenn du für mich arbeiten willst, dann mußt du immer für mich da sein, und nicht nur wenn du auf der Bühne stehst.< Und ich hab zu ihm gesagt: >Schau her, George, ich bin eine Künstlerin. Wenn dir mein Akt so, wie er ist, nicht paßt, dann steig ich aus!< Ich hab einen Freund von mir angerufen und wir haben meine ganzen Sachen da rausgeholt, und kaum waren wir bei mir zu Hause, da hat schon das Telefon geklingelt. Gregorio natürlich. >Schau, Honey<, sagt er, >du mußt zurückkommen! Der Laden läuft einfach nicht, wenn du nicht hier bist. Alle fragen sie nach dir. Bitte, komm zurück, Baby. Ich respektiere dich als Künstlerin und als Frau. Du bist 'ne großartige Frau . . .«
»Ham Sie Lust auf ein Bier?« fragte ich sie.
»Klar.«
Ich ging ins Haus und holte ein paar Flaschen aus dem Kühlschrank. Renie setzte sich zu mir auf die Veranda, und wir fingen an zu trinken.
»Was machst du so den ganzen Tag?«
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